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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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sie sofort mit. Zwischen ihrer Heirat und deiner Geburt haben wir sie nur zweimal gesehen. Ich glaube, als wir dich das letzte Mal gesehen haben, warst du noch ein kleiner Junge. Ach ja, immer wenn wir an die liebe kleine Alice gedacht haben, haben wir sie vermisst.«
    »Nichtsnutziger Kerl!«, sagte Mathilda und blickte Gray eindringlich an.
    »Mathilda will damit sagen, dass wir damals nicht sicher waren, ob dein Vater wirklich so ein hervorragender Gentleman für unsere kleine Nichte war. Deine Mutter war so sanft, so liebevoll, so - nun, schwach, um die Wahrheit zu sagen. Selbst wenn dein Vater ein Heiliger gewesen wäre, hätte Mathilda wahrscheinlich trotzdem das Gefühl, dass er nicht gut genug für deine Mutter war.«
    »Er war ein verkommener Bastard«, sagte Mathilda, dieses Mal mit noch mehr Nachdruck. Eindringlich blickte sie ihn an.
    Gray sah von einer alten Dame zur anderen, dann nickte er langsam. »Ja, ihr habt völlig Recht. Mein Vater war ein verkommener Kerl. Ach, ich verstehe. Ihr fragt euch, ob ich wie mein Vater bin. Ihr habt zwar keinen Grund, mir zu glauben, aber ihr solltet es. Ich bin überhaupt nicht wie er.« Sie wussten offenbar nicht, was vor vielen Jahren geschehen war. Er überlegte, warum das wohl so war, denn sicher hätte es jeder, der es hätte wissen wollen, leicht herausfinden können.
    »Nun, Ladys, gestattet Quincy, euch zu Mrs. Piller zu bringen. Sie ist meine Haushälterin, und sie war schon vor meiner Geburt bei meiner Mutter. Sie wird genau wissen, welche Zimmer für euch am bequemsten sind.«
    »Da ist noch Jack«, sagte Mathilda. »Jack braucht auch ein Zimmer. In unserer Nähe.«
    Mehr als ein Wort, dachte Gray. Das muss unglaublich wichtig für sie sein. Vielleicht würde sie jetzt anfangen, Reden zu halten.
    »Jack?«
    Maude tätschelte Mathildas Knie und nickte, wodurch das Obst auf ihrer Haube zur Seite rutschte. »Ja, wir haben unseren jungen, ähm, Kammerdiener mitgebracht. Sein Name ist >Verrückter Jack<. Da er sowohl Mathilda als auch mir zur Seite steht, hätten wir es gern, wenn er in unserer Nähe untergebracht wird. Vielleicht könnte er in einem der Ankleideräume schlafen.«
    »Verrückter Jack ist euer Kammerdiener? Ein Junge, dessen Name wie der Beiname eines Straßenräubers klingt?«
    »Nun«, erwiderte Maude nach einem flackernden Blick auf Mathilda, »eigentlich heißt er nur Jack, aber unser Junge ist recht lebhaft, nicht wild, nein, Gott bewahre, aber er macht viele Dinge, die das Haar einer alten Dame schon ziemlich weiß werden lassen.«
    »Hmmm«, war die einzige Antwort, die Gray dazu einfiel. Er zwinkerte dabei, aber falls eine seiner Tanten es bemerkt hatte, so schenkten sie ihm keine Beachtung. Sie hatten also wirklich einen Kammerdiener namens Jack, den sie Verrückter Jack nannten? Das hatte er nicht erwartet, aber andererseits, wen störte es schon? Gray sagte: »Vielleicht könnt ihr mir ja ein Beispiel für irgendwelche lebhaften Dinge sagen, die Verrückter Jack hier in meinem Haus tun könnte?«
    Mathilda entgegnete: »Überhaupt nichts. Vergiss das >verrückt    »Ja, das stimmt«, erwiderte Maude, »in fremden Häusern ist unser kleiner Jack ruhig und sanft, vor allem in einem so prächtigen Haus wie diesem hier.«
    Faszinierend , dachte Gray. Laut sagte er: »Beratet euch am besten mit Mrs. Piller. Wo steckt Jack?«
    »Er sitzt wahrscheinlich ganz still in der Eingangshalle«, sagte Maude, »und passt auf unser Gepäck auf. Er ist ein guter Junge, sehr gut erzogen, sehr ruhig, zumindest meistens und vor allem in fremden Häusern. Du wirst gar nicht merken, dass er überhaupt da ist. Wir haben ihn schon seit jeher bei uns. Ja, Jack ist ein netter Junge und uns treu ergeben, und wenn er uns nicht aufwartet, ist er am liebsten für sich. Er wird keinen Ärger und keine Unruhe machen, er ist ein fleißiger, friedliebender Junge. Tu, was Mathilda gesagt hat, und vergiss einfach das >verrückt<. Es ist nur eine dumme Angewohnheit, ein alberner Beiname, der einer alten Dame einfach so eingefallen ist.«
    »Jack ist ebenfalls willkommen, ob mit oder ohne seinen Beinamen. Und da wir miteinander verwandt sind und es euch ja anscheinend nicht gleichgültig ist, ob ich lebe oder tot bin, würde ich mich freuen, wenn ihr mich Gray nennen würdet.«
    »Dein Name ist Grayson«, entgegnete Mathilda.
    »Nun, eigentlich fand ich das immer zu lang. Meine Freunde wie meine Feinde nennen mich St. Cyre oder Cliffe, aber für gewöhnlich einfach
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