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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz
Autoren: Sara Paretsky
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Besorgnis in seine Gesichtszüge. »Sollte sich der Junge tatsächlich in solchen Schwierigkeiten befinden, dass er die Hilfe eines Detektivs benötigt, dann wüsste ich sicherlich davon.«
    »Mit welchen Aufgaben ist Mr. Thayer in seiner Eigenschaft als Ihr Assistent betraut? Bearbeitet er Schadensfälle?«
    »Aber nein!« Masters strahlte. »Solche Sachen werden bei unseren Niederlassungen erledigt. Nein, wir befassen uns hier mit der unternehmerischen Seite des Geschäfts - Etatfragen und dergleichen. Der Junge stellt mir die Zahlen zusammen. Außerdem leistet er gute Routinearbeit; er überarbeitet Berichte und so weiter. Ein prima Kerl. Ich hoffe, er ist nicht durch diese Hippies in Schwierigkeiten geraten, mit denen er sich da drüben abgibt.« Er senkte die Stimme. »Unter uns gesagt: Jack meint, sie hätten seine Vorstellungen hinsichtlich der Geschäftswelt sehr negativ beeinflusst. Der eigentliche Sinn und Zweck dieses Ferienjobs war nämlich, ihm praxisnah einen positiveren Eindruck vom Geschäftsleben zu vermitteln.«
    »Und ist das gelungen?«, erkundigte ich mich.
    »Ich hoffe es, Miss - äh - ich hoffe es.« Er rieb sich die Hände. »Ich wünschte natürlich, ich könnte Ihnen helfen ... Könnten Sie mir vielleicht einen Anhaltspunkt geben, was den Jungen bedrückte?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er hat nichts verlauten lassen ... Rief einfach an und fragte, ob ich heute Nachmittag vorbeikommen könnte. Bestünde die Möglichkeit, dass hier im Hause etwas im Gange ist, bei dem ein Detektiv nach seiner Meinung recht nützlich wäre?
    »Nun, oft weiß ein Abteilungsleiter nicht, was sich unter seinen Augen tut.« Masters legte seine Stirn in gewichtige Falten. »Man steht so hoch über den Dingen; die Leute ziehen einen nicht ins Vertrauen.« Wieder lächelte er. »Aber es würde mich schon sehr wundern.«
    »Weshalb wollten Sie mit mir sprechen?« fragte ich.
    »Oh, wissen Sie, ich hatte Jack Thayer versprochen, mich um seinen Sohn zu kümmern. Und wenn ein Privatdetektiv auftaucht, sieht das nach einer ernsten Sache aus. Trotzdem, Miss - äh -, an Ihrer Stelle würde ich mir keine allzu großen Gedanken machen. Wir könnten allerdings unter Umständen Ihre Dienste in Anspruch nehmen, um herauszufinden, wo Peter steckt.« Er lachte über seinen Scherz. »Er ist nämlich schon die ganze Woche nicht da gewesen, und zu Hause können wir ihn auch nicht erreichen. Ich habe es Jack noch gar nicht erzählt - er ist sowieso schon enttäuscht von seinem Sohn.«
    Er begleitete mich durch die Halle zum Lift. Ich fuhr hinunter bis zum zweiunddreißigsten Stockwerk, stieg dort aus, fuhr wieder nach oben und schlenderte erneut hinüber zum Empfang. »Ich hätte gern den Arbeitsplatz des jungen Thayer gesehen«, erklärte ich Ellen. Sie blickte Hilfe suchend auf Masters Tür, doch die war geschlossen.
    »Ich glaube nicht, dass ...«
    »Nein, vermutlich nicht«, unterbrach ich. »Aber ich werde mich auf jeden Fall auf seinem Schreibtisch umschauen. Ich kann auch jemand anderen fragen, wo er steht.«
    Sie machte ein unglückliches Gesicht, führte mich aber zu einem abgetrennten kleinen Raum. »Ich kriege Schwierigkeiten, wenn Mr. Masters herauskommt und Sie hier sieht«, meinte sie.
    »Ich wüsste nicht, weshalb«, beruhigte ich sie. »Sie können doch nichts dafür. Ich werde ihm erklären, dass Sie Ihr Bestes getan haben, mich abzuwimmeln.«
    Peter Thayers Schreibtisch war unverschlossen. Ellen stand dabei und sah mir einige Minuten lang zu, während ich Schubladen öffnete und Papiere durchblätterte. »Wenn ich gehe, können Sie mich durchsuchen, damit ich nichts mitnehme«, sagte ich, ohne aufzublicken. Sie gab einen verächtlichen Laut von sich, kehrte aber zu ihrem eigenen Schreibtisch zurück.
    Die vorhandenen Papiere waren genauso nichts sagend wie die im Apartment des jungen Mannes: zahlreiche Kontenblätter, auf denen die verschiedensten Haushaltsposten zusammengezählt waren, eine Computerliste mit Schadensfällen und Vorschlägen für Entschädigungssummen aus der Arbeitsunfall-Versicherung, Korrespondenz mit den Schadenssachbearbeitern der Ajax - »Sehr geehrter Herr Soundso, bitte überprüfen Sie die vorgeschlagenen Entschädigungssummen der folgenden Anspruchssteiler ...« Nichts, wofür man einen jungen Mann ermorden müsste.
    Ich kratzte mich gerade wegen dieser dürftigen Ausbeute am Kopf und überlegte meine nächsten Schritte, als mir zu Bewusstsein kam, dass mich jemand beobachtete. Ich blickte
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