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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel
Autoren: Werner Schrader
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vertauschten Seelen benehmen. Dann schlief er ein.

    Geweckt wurde er dadurch, daß sein Wolkenbett wie wild hin und her schaukelte. Er zog sich die Decke vom Gesicht und sah nach, wer ihn da so unsanft aus dem Schlaf rüttelte. Es war der Rauch, der herauswollte, aber nicht konnte, weil die Wolke auf dem Schornstein stand.
    „Oh, entschuldige vielmals, hochverehrter Rauch, daß ich dir den Weg versperre!“ rief Schabernackel. „Und vielen Dank fürs Wecken! Ich mach dir sofort Platz.“
    Er hob das rechte Bein und schwebte schon nach oben. Eine dicke Qualmwolke schoß hinter ihm her.
    „Pfui“, rief Schabernackel, als er sie sah. „Hoffentlich hast du mein Luftschiff nicht schwarz gemacht, sonst sieht es ja aus wie eine Regenwolke!“
    „Buff wuff“, machte der Rauch und blieb zurück. Schabernackel lenkte sein Fahrzeug mit Höchstgeschwindigkeit zum Landhaus von Mutter und Sohn. Auf keinen Fall darf ich das Frühstück verpassen, sagte er sich, denn das wird bestimmt recht lustig.
    Er hatte Glück. Als er über dem Haus angelangt war, sah er die Mutter auf der Terrasse in einem Schaukelstuhl sitzen und offensichtlich auf ihren Sohn warten. Schabernackel ließ die Wolke in der Luft stillstehen, schaltete die Ohren auf Fernempfang und horchte hinab.
    „Heiner“, hörte er die Mutter rufen, „komm endlich und deck den Tisch, ich habe Hunger!“
    „Sofort, Mama, ich bin ja schon da!“ antwortete der Junge aus dem Innern des Hauses und kam mit einem Tablett herausgerannt. Während er Teller und Tassen auf den Tisch stellte, fragte er: „Möchtest du ein Ei zum Frühstück, Mama?“
    „Natürlich“, antwortete seine Mutter, „hast du es noch nicht fertig?“
    „O lala“, flüsterte Schabernackel, „die ist ja sehr kurz angebunden. Aber so muß er’s haben, der Bursche.“
    Unten ging das Gespräch weiter.
    „Ich mache dir einen Weißbrottoast zu dem Ei und hinterher zwei Schwarzbrotschnitten mit Leberwurst, wenn’s recht ist“, sagte Heiner eifrig und sah seine Mutter fragend an dabei.
    „Bäh!“ antwortete die. „Leberwurst mag ich nicht, die kannst du selber essen.“
    „Du kannst natürlich auch Mettwurst haben“, räumte Heiner ein.
    „Pfui, Mettwurst ist besseres Schweinefutter!“ kam die Antwort.
    „Möchtest du denn vielleicht lieber Käse, Mama?“
    „Was für Käse?“
    „Streichkäse aus Dänemark.“
    „Der schmeckt mir nicht.“
    „Ich hätte da auch noch einen Sahnequark für dich, ganz frisch.“
    „Den kannst du der Katze geben!“ rief die Mutter und schüttelte sich, als ob ihr übel wäre.
    Heiner seufzte.
    „Wie wär’s denn mit einem würzigen Schnittkäse?“
    „Ekelhaft! Den nagle dir man unter die Schuhe.“
    Der Junge schüttelte den Kopf.
    „O Mama“, sagte er, „ich hab’s wirklich nicht leicht mit dir! Aber sag mal, hättest du denn Appetit auf eine Tomate?“
    „Zeig mal her!“
    Heiner hielt seiner Mutter eine knackfrische dicke Tomate hin. Die Mutter nahm sie in die Hand und drückte sie. „Schäm dich!“ rief sie. „Mir so ein hartes Ding anzubieten! Damit kann man ja die Scheiben einschmeißen.“
    „Sie ist aber vollreif und hat ein köstliches Aroma!“ verteidigte sich der Junge.
    „Steck sie dir an den Hut!“
    „Aber irgend etwas mußt du doch essen, Mama“, rief Heiner verzweifelt. „Darf ich dir vielleicht eine ganz besondere Marmelade bringen?“
    „Kirschmarmelade?“
    „Nein, Himbeermarmelade.“
    „Schmier sie dir in die Haare!“
    Da lief Heiner ins Haus und kam mit einem Glas in der Hand zurück.
    „Ich hab auch ein Glas Kirschmarmelade für dich!“ rief er und lächelte.
    „Von Süßkirschen?“
    „Ja!“
    „Pfui Spinne, die bleibt einem ja im Halse stecken!“ Heiner sah das Glas in seiner Hand genauer an.
    „Nein“, rief er plötzlich, „ich habe mich getäuscht, es ist eine Sauerkirschenmarmelade!“
    „Mit ganzen Früchten hoffentlich?“ fragte die Mutter lauernd.
    „Jawohl, genauso wie du sie gerne ißt!“
    „So?“ sagte die Mutter, indem sie das Glas langsam von sich schob. „Heute möchte ich aber mal keine ganzen Früchte in der Marmelade. Man kann ja nicht immer dasselbe essen.“ Heiner sank erschöpft auf einen Stuhl.
    „O Gott, o Gott“, seufzte er, „wie soll man es dir nur recht machen!“
    Schabernackel nickte grimmig.
    „Ja ja“, sagte er leise, „das frag dich man! Und erinnere dich morgen daran, wenn deine Mutter wieder versucht, es dir recht zu machen.“
    Er hob das linke Bein und
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