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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel
Autoren: Werner Schrader
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schwebte davon. Hier war sein Werk getan.
     
     
     

     
    Den Rest des Vormittags verbrachte Schabernackel in einem Wald und pflückte Himbeeren. Als dann die Sonne sehr hoch am Himmel stand und alle Leute unter der Hitze stöhnten, flog er an einen Fluß und nahm ein erfrischendes Bad. Seine Reisewolke schwamm dabei vor ihm her, so daß er jederzeit einsteigen konnte.
    Nach zweistündiger Plantscherei hatte er sich genug abgekühlt und wollte wieder etwas erleben. Darum zog er sich an und segelte zur nächsten Stadt, seine Ohren auf Fernempfang eingestellt.
    Kaum hatte er die ersten Häuser überflogen, da hörte er unter sich jemanden laut schreien und schimpfen. Ein Schulhausmeister war es, der eine Gruppe kleiner Kinder, die auf dem Schulhof Ball spielen wollten, mit groben Worten verjagte. „Verschwindet hier!“ rief der Mann. „Und zwar ein bißchen plötzlich! Auf dem Schulhof habt ihr nachmittags nichts zu suchen!“
    „Och, bitte, bitte“, sagte ein kleines Mädchen, „wir wollen doch nur den Ball so hin und her rollen! Wir machen bestimmt nichts kaputt.“
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage!“ rief der Hausmeister und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf den Ausgang. „Der Schulhof ist kein Spielplatz, haut ab! Oder muß ich erst böse werden?“
    „Du bist ja schon böse!“ rief ein Junge enttäuscht. „Du bist ja immer böse! Sei doch mal lieb! Kannst du das überhaupt?“
    Schabernackel grinste. Der kleine Kerl gefiel ihm.
    Dem Hausmeister gefiel er aber nicht. Er rannte auf den Jungen zu, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn wütend hin und her. „Natürlich bin ich immer böse!“ schrie er. „Und warum? Weil ich mich den ganzen Tag über euch ärgern muß! Ihr rennt durch die Anlagen, werft das Papier auf den Hof und schmiert mit Kreide die Wände voll!“
    „Das haben wir noch nie getan!“ verteidigte sich ein blasses großes Mädchen.
    „Natürlich habt ihr es getan!“ schrie der Hausmeister. „Alle Kinder tun das! Keins ist besser als das andere! Und darum sage ich euch zum letztenmal, verschwindet, und laßt euch hier nicht wieder blicken! Sonst ziehe ich andere Saiten auf!“
    „In der Realschule dürfen die Kinder aber nachmittags auf dem Schulhof spielen“, sagte ein rothaariger Knirps. „Mein Bruder spielt da immer!“
    „Dein Bruder kann mich mal!“ rief der Hausmeister. „Und was bei der Realschule erlaubt ist, interessiert mich nicht. Bei mir wird jedenfalls nicht gespielt! Schert euch auf den städtischen Spielplatz, da könnt ihr ‘rumtoben, bis ihr umfallt!“
    „Da ist es so langweilig“, sagte das blasse Mädchen. „Man kann doch nicht immer nur schaukeln und an den Gerüsten klettern. Und zum Ballspielen ist da gar kein Platz.“
    Der Hausmeister schob die Kinder auf den Ausgang zu. „Schluß mit dem dummen Gequatsche!“ rief er. „Mir ist es ganz egal, wo ihr spielen wollt und spielen könnt. Bei mir jedenfalls nicht!“
    Er schloß hinter den Kindern die Pforte zu und wartete darauf, daß sie weggingen.
    Sie gingen aber nicht.
    Der Rothaarige sagte: „Sie tun ja gerade so, als ob das ihre Schule wäre. Mein Vater sagt, Sie sollen man nicht so angeben, Sie wären früher auch kein Engel gewesen.“
    Das empörte den Hausmeister sehr.
    „Wenn du nicht augenblicklich abziehst“, schrie er, „kriegst du ein paar Backpfeifen, daß man das Klatschen noch in Amerika hören kann!“
    „Kommt“, sagte daraufhin das große blasse Mädchen, „wenn er sich so anstellt, gucken wir uns den Western im Fernsehen an!“
    Damit trollten sie sich.
    Der Hausmeister lachte grimmig und ging über den Hof auf seine Dienstwohnung zu.
    „Es wäre doch gelacht“, knurrte er, „wenn ich mit der Bande nicht fertigwerden würde! Der Krach am Morgen reicht mir, nachmittags will ich meine Ruhe haben.“
    Schabernackel pfiff durch die Zähne. Der Mann ist aber ziemlich übel, dachte er. Die Kleinen hätte er in seiner Wohnung ja gar nicht hören können! Ich glaube, dem muß ich seine Unfreundlichkeit Kindern gegenüber austreiben, damit die Menschlichkeit wieder Platz hat in seiner Seele.
    Auf einer Lichtung mitten im Wald schüttete er seinen Sack aus und suchte zwischen den vielen Dingen nach einem Mittel, das aus einem unfreundlichen Hausmeister einen freundlichen machen könnte. Dabei kam ihm der große Backpfeifengeber wieder in die Hände.
    „Hm“, murmelte er, „vom Prügeln halte ich zwar nichts, aber wenn ich nichts Besseres finde, muß ich
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