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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri
Autoren: Carina Bargmann
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Fäusten geballt hatte.
    »Die Zeit spielt keine Rolle«, sagte er.
    Milan schwieg für einen Moment. »Ich weiß, was du meinst«, erwiderte er schlicht.
    Ein kleines Irrlicht erschien zwischen den Zweigen des Maloubaumes, zirpte ein Willkommen und ließ sich dann auf Kiyoshis Schulter nieder, wo es verharrte, sein Licht zu einem tröstenden Rot gedimmt. Hier an diesem Ort schwieg selbst Shio, der Kiyoshis ständiger Begleiter geworden war.
    So standen sie lange gemeinsam an Marjes Grab und Kiyoshi spürte, dass sie ihnen nahe war.
    Er dachte daran, was in diesem Jahr geschehen war. Der Shanu war dank Sayuri zu einem breiten Strom angeschwollen und durchzog selbst die Wüste mit seinen langen Armen. Es würde noch Jahre dauern, bis das trockene Land seine Fruchtbarkeit zurückgewinnen würde, aber die ersten Schritte waren gemacht.
    Jede Tat widmete er im Stillen ihr und wünschte sich, sie hätte sehen können, wie ihre Freunde, die Taller aus den äußeren Vierteln, Boote bauten und auf den Shanu hinausfuhren.
    Und obwohl ihm so vieles ohne sie sinnlos vorkam, so tat er, was er tun musste. Es klang abgedroschen, aber er wusste, sie hätte es gewollt.
    Seine Taten sollten niemals wieder von Hass und Rache bestimmt sein wie Miros. Und ja – er wollte Marjes Tod ungeschehen machen – kein Tag verging, ohne dass er daran dachte. Aber er wollte sich nicht dafür rächen. Er hatte gesehen, was Rache anrichten konnte.
    Sein eigener Vater – Miro – hatte diese ganze Spirale von Gewalt und Not erst in Gang gesetzt, an dessen Ende Marjes Tod durch das Schwert von Hauptmann Binor stand.
    Niemals, das hatte er sich hier an Marjes Grab vor einem Jahr geschworen, würde er es wieder so weit kommen lassen.
    Mit einem Ruck stand er auf. Milans Hand ruhte auf seiner Schulter. Sie war ihm Trost und Stütze zugleich. Shio glitt summend in sein Haar.
    »Es geht immer weiter«, flüsterte Kiyoshi und ein stilles Lächeln legte sich über sein Gesicht. »Weißt du, das habe ich einmal zu ihr gesagt und sie zu mir.« Er drehte sich um und sah hoch zum Himmel, wo blass das Licht der Monde erschien. »Ich kann weitermachen. Ich muss es nur wollen.«
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