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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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glaube nicht, daß sie im Pyjama war.« (Gelächter.) »Ich glaube, sie hatte einen Mantel an.«
    Untersuchungsrichter: »Habe ich richtig verstanden, daß Lady Mary Wimsey mit dem Verstorbenen verlobt war?«
    Herzog von D.: »Ja.«
    Untersuchungsrichter: »Kannten Sie ihn gut?«
    Herzog von D.: »Er war der Sohn eines alten Freundes meines Vaters. Seine Eltern sind tot. Ich glaube, er hat vorwiegend im Ausland gelebt. Ich habe ihn während des Krieges kennengelernt, und 1919 ist er nach Denver gekommen. Anfang dieses Jahres hat er sich dann mit meiner Schwester verlobt.«
    Untersuchungsrichter: »Mit Ihrem und dem Einverständnis der Familie?«
    Herzog von D.: »Ja, natürlich.«
    Untersuchungsrichter: »Was für ein Mensch war Hauptmann Cathcart?«
    Herzog von D.: »Nun – er war ein Gentleman. Ich weiß nicht, was er getan hat, bevor er 1914 zur Armee ging. Wahrscheinlich hat er von seinem Vermögen gelebt; sein Vater war recht wohlhabend. Ausgezeichneter Schütze, guter Spieler und so weiter. Ich habe nie etwas Nachteiliges über ihn gehört – bis zu jenem Abend.« Untersuchungsrichter: »Und was hörten Sie da?« Herzog von D.: »Tja – das war so – es war schon verteufelt komisch. Er – wenn jemand anders mir das mitgeteilt hätte als Tommy Freeborn, hätte ich es niemals geglaubt.« (Unruhe.)
    Untersuchungsrichter: »Ich muß Euer Gnaden leider fragen, was Sie dem Verstorbenen konkret vorzuwerfen hatten.«
    Herzog von D.: »Nun, ich habe nicht – ich werfe ihm nicht direkt etwas vor. Ein alter Freund von mir hatte eine Andeutung gemacht. Natürlich glaubte ich an einen Irrtum, darum bin ich auch sofort zu Cathcart gegangen, aber zu meiner Verwunderung hat er es praktisch zugegeben! Darüber gerieten wir beide in Harnisch, und er sagte zu mir, ich solle mich zum Teufel scheren, dann rannte er selbst aus dem Haus.« (Neuerliche Unruhe.)
    Untersuchungsrichter: »Wann hat dieser Streit stattgefunden?«
    Herzog von D.: »Am Mittwochabend. Da habe ich ihn zum letztenmal gesehen.« (Unerhörte Unruhe.)
    Untersuchungsrichter: »Bitte, bitte, wir können solche Störungen hier nicht dulden. Nun, Euer Gnaden, könnten Sie mir, soweit Sie sich daran erinnern, den Verlauf des Streites genau schildern?«
    Herzog von D.: »Also, das war so. Wir hatten nach einem langen Tag im Moor früh zu Abend gegessen, und so gegen halb zehn war uns allen nach Zubettgehen. Meine Schwester und Mrs. Pettigrew-Robinson zogen sich nach oben zurück, und wir tranken noch einen letzten Schluck im Billardzimmer, als Fleming – das ist mein Diener – mit den Briefen kam. Die Post kommt bei uns abends zu den unmöglichsten Zeiten, denn wir sind immerhin zweieinhalb Meilen vom Dorf entfernt. Nein – ich war in diesem Moment nicht im Billardzimmer –, ich schloß gerade die Waffenkammer ab. Der Brief war von einem alten Freund von mir, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte – Tom Freeborn –, ich kannte ihn von Oxford.«
    Untersuchungsrichter: »Ein Studienkollege?«
    Herzog von D.: »Ja, vom Christ Church College. Er schriebmir, er habe von der Verlobung meiner Schwester in Ägypten gelesen.«
    Untersuchungsrichter: »In Ägypten?«
    Herzog von D.: »Ich meine, er war in Ägypten – Tom Freeborn, verstehen Sie? –, darum hatte er nicht schon eher geschrieben. Er ist Ingenieur. Sehen Sie, er ist nach dem Kriegnach Ägypten gegangen, und dort an den Nilquellen bekommt er die Zeitungen nicht so regelmäßig. Er schrieb, ich solle es ihm nicht übelnehmen, wenn er sich in eine so delikate Angelegenheit einmische und so weiter, aber ob ich wisse, wer dieser Cathcart sei? Er habe ihn während des Krieges in Paris kennengelernt, wo er sich seinen Lebensunterhalt mit Falschspiel verdient habe – er schrieb, er könne das beschwören, er könne sich noch genau an einen Streit erinnern, den es da in Frankreich irgendwo gegeben habe. Er könne sich zwar denken, schrieb er, daß ich ihm sicher am liebsten den Schädel einschlagen würde – ihm, Freeborn, meine ich –, weil er sich da einmische, aber er habe das Foto des Mannes in der Zeitung gesehen und finde, ich solle darüber Bescheid wissen.«
    Untersuchungsrichter: »Hat dieser Brief Sie überrascht?«
    Herzog von D.: »Zuerst konnte ich es gar nicht glauben. Wenn der Brief nicht vom guten Tom Freeborn gewesen wäre, hätte ich ihn gleich ins Feuer geworfen, und auch so wußte ich zuerst nicht, was ich denken sollte. Ich meine, es war ja nichts, was bei uns in England
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