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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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hatte. Jetzt ist er selbst dran. Lord Peter Wimsey im Zeugenstand – sehr unangenehm für die Gefühle eines Bruders. Herzog von Denver auf der Anklagebank – noch schlimmer. Mein Gott – aber frühstücken sollte man trotzdem.«
    »Sehr wohl, Mylord. Im Innenteil der Zeitung ist ausführlich über die Voruntersuchung berichtet.«
    »Aha. Wer bearbeitet übrigens den Fall?«
    »Mr. Parker, Mylord.«
    »Parker? Hervorragend! Der gute alte Parker. Wie mag er's nur fertiggebracht haben, sich den Fall übertragen zu lassen? Wie sieht's denn aus, Bunter?«
    »Wenn ich dazu etwas sagen darf, Mylord, ich glaube, die Ermittlungen werden sich sehr interessant gestalten. Die Indizienkette enthält einige überzeugende Glieder, Mylord.«
    »Kriminologisch gesehen bestimmt sehr interessant«, antwortete Seine Lordschaft, indem er sich gutgelaunt seinem café au lait widmete, »aber für meinen Bruder muß es teuflisch unbequem sein, sich der Kriminologie zuwenden zu müssen, wie?«
    »Gewiß, Mylord«, sagte Mr. Bunter. »Aber es heißt ja, nichts geht über ein persönliches Interesse.«
    »In Riddlesdale, Nord-Yorkshire, fand heute die gerichtliche Voruntersuchung des Todes von Hauptmann Denis Cathcart statt, dessen Leiche am frühen Donnerstagmorgen um drei Uhr vor der Eingangstür zum Wintergarten von Riddlesdale Lodge, dem Jagdhaus des Herzogs von Denver, gefunden worden war. Nach Zeugenaussagen war der Verstorbene am Abend zuvor mit dem Herzog von Denver in Streit geraten und später in einem kleinen Gebüsch in der Nähe des Hauses erschossen worden. In der Nähe des Tatorts wurde eine dem Herzog gehörende Pistole gefunden. Die Voruntersuchung endete mit einer Anklage gegen den Herzog von Denver wegen Mordes. Lady Mary Wimsey, die Schwester des Herzogs, die mit dem Verstorbenen verlobt gewesen war, brach nach ihrer Zeugenaussage zusammen und liegt seitdem schwerkrank in Riddlesdale Lodge. Die Herzogin von Denver ist gestern aus London herbeigeeilt und war bei der Voruntersuchung zugegen. Ausführlicher Bericht auf Seite 12.«
    Armer Gerald! dachte Lord Peter, während er zur Seite 12 weiterblätterte. Und arme Mary! Ob sie den Burschen wirklich geliebt hat? Mutter hat es schon immer bestritten, aber Mary selbst sprach ja nie darüber.
    Der ausführliche Bericht begann mit einer Schilderung des Dörfchens Riddlesdale, wo der Herzog von Denver sich vor kurzem ein kleines Jagdhaus für die Saison gemietet hatte. Zur Zeit des tragischen Geschehens war der Herzog mit einer Jagdgesellschaft in Riddlesdale Lodge. Lady Mary Wimsey hatte in Abwesenheit der Herzogin die Rolle der Gastgeberin übernommen. Weitere Gäste waren Oberst Marchbanks und Gattin, der Ehrenwerte Frederick Arbuthnot, Mr. und Mrs. Pettigrew-Robinson und der Verstorbene, Hauptmann Denis Cathcart.
    Erster Zeuge war der Herzog von Denver, der angab, den Leichnam entdeckt zu haben. Er sagte, er habe am Donnerstag, dem 14. Oktober, morgens früh um drei Uhr durch die Tür zum Wintergarten ins Haus gehen wollen, als er mit dem Fuß an etwas gestoßen sei. Er habe seine Taschenlampe eingeschaltet und den Körper Denis Cathcarts zu seinen Füßen liegen sehen. Er habe ihn sofort umgedreht und gesehen, daß Cathcart in die Brust geschossen worden war. Er sei tot gewesen. Während der Herzog noch mit dem Toten beschäftigt gewesen sei, habe er einen Schrei im Wintergarten gehört, und als er aufsah, habe Lady Mary schreckensstarr in der Tür gestanden. Sie sei zu ihm herausgekommen und habe sofort gerufen: »Mein Gott, Gerald, du hast ihn getötet!« (Unruhe.)*
    [ * Dieser Bericht, der zwar im wesentlichen dem entspricht, was Lord Peter in der Times las, wurde nach einem von Mr. Parker während der Verhandlung angefertigten Stenogramm korrigiert, ergänzt und mit Anmerkungen versehen.]
    Untersuchungsrichter: »Hat diese Bemerkung Sie überrascht?«
    Herzog von D.: »Nun, ich war von dem Ganzen sehr erschrocken und überrascht. Ich glaube, ich habe zu ihr gesagt: ›Sieh nicht her‹, und sie sagte: ›Ach, es ist Denis! Wie kann denn das passiert sein? Ein Unglück?‹ Ich bin bei dem Toten geblieben und habe sie ins Haus geschickt, um die Leute zu wecken.«
    Untersuchungsrichter: »Hatten Sie erwartet, Lady Mary Wimsey im Wintergarten zu sehen?«
    Herzog von D.: »Wirklich, wie ich schon sagte, ich war im ganzen so erstaunt, daß ich mir darüber keine Gedanken gemacht habe.«
    Untersuchungsrichter: »Erinnern Sie sich, was sie anhatte?«
    Herzog von D.: »Ich
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