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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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weiß noch, daß ich damals gesagt habe, er werde vom Herumliegen noch rostig. Da ist der Rostfleck.«
    Untersuchungsrichter: »War der Revolver immer geladen?«
    Herzog von D.: »Um Gottes willen, nein! Ich weiß im Grunde gar nicht, wozu er da war. Wahrscheinlich habe ich ihn einmal zusammen mit ein paar alten Militärsachen weggepackt und später zwischen meinem Schießzeug wiedergefunden, als ich im August in Riddlesdale war. Ich glaube, die Patronen lagen auch dabei.«
    Untersuchungsrichter: »War die Schublade verschlossen?« Herzog von D.: »Ja, aber der Schlüssel steckte. Meine Frau sagt immer, ich sei leichtsinnig.« Untersuchungsrichter: »Wußte sonst jemand, daß der Revolver dort war?« Herzog von D.: »Fleming, glaube ich. Sonst wüßte ich niemand.«
    Kriminalinspektor Parker von Scotland Yard war erst am Freitag gekommen und hatte noch keine sehr eingehenden Ermittlungen anstellen können. Gewisse Indizien ließen ihn vermuten, daß außer den an der Entdeckung der Tragödie beteiligten Personen noch einer oder mehrere am Ort des Geschehens gewesen waren. Er wollte allerdings im Augenblick noch nicht mehr dazu sagen.
    Der Untersuchungsrichter rekonstruierte nun an Hand der Aussagen den Vorgang in seiner zeitlichen Abfolge. Um zehn Uhr oder kurz danach habe zwischen dem Verstorbenen und dem Herzog von Denver ein Streit stattgefunden, woraufhin der Verstorbene das Haus verlassen habe und nicht mehr lebend gesehen worden sei. Laut Mr. Pettigrew-Robinsons Aussage sei der Herzog um halb zwölf die Treppe hinuntergegangen, und laut Oberst Marchbanks habe man ihn kurz danach im Arbeitszimmer umhergehen hören, dem Zimmer, in dem der dem Gericht als Beweisstück vorliegende Revolver gewöhnlich aufbewahrt werde. Dagegen stehe die beeidete Aussage des Herzogs selbst, daß er sein Zimmer nicht vor halb drei morgens verlassen habe. Die Geschworenen müßten nun entscheiden, welcher der einander widersprechenden Aussagen mehr Gewicht beizumessen sei. Dann zu den in der Nacht gehörten Schüssen: Der Wildhüter wolle einen Schuß um zehn vor zwölf gehört haben, aber er habe angenommen, daß es Wilddiebe seien. Es sei durchaus möglich, daß Wilderer am Werk gewesen seien. Andererseits passe Lady Marys Aussage, sie habe einen Schuß um drei Uhr morgens gehört, nicht gut zur Feststellung des Arztes, daß der Verstorbene um halb fünf bei seiner Ankunft in Riddlesdale bereits drei bis vier Stunden tot gewesen sei. Die Geschworenen müßten auch berücksichtigen, daß nach Ansicht des Arztes der Tod nicht unmittelbar nach dem Schuß eingetreten sei. Wenn sie dieser Aussage glaubten, müßten sie den Zeitpunkt des Schusses irgendwo zwischen elf Uhr und Mitternacht ansetzen, und das könne sehr wohl der Schuß gewesen sein, den der Wildhüter gehört habe. In diesem Falle müßten sie sich allerdings fragen, was für ein Schuß dann später Lady Mary Wimsey aufgeweckt habe. Wenn sie diesen Schuß Wilderern zuschreiben wollten, stehe dieser Annahme nichts entgegen.
    Als nächstes kam der Untersuchungsrichter auf den Leichnam zu sprechen, den der Herzog von Denver morgens um drei vor der Tür des kleinen Wintergartens in der Nähe des Brunnens gefunden hatte. Es sei kaum zu bezweifeln, daß der Schuß, der Cathcart getötet habe, in dem Gebüsch abgegeben worden sei, das etwa sieben Minuten vom Haus entfernt liege, und daß der Leichnam von dort zum Haus geschleift worden sei. Den Tod habe zweifellos der Lungendurchschuß verursacht. Die Geschworenen müßten entscheiden, ob dieser Schuß von Cathcart selbst oder von jemand anderem abgegeben worden sei; im letzteren Falle müßten sie ebenfalls entscheiden, ob dies versehentlich, in Notwehr oder vorsätzlich und in Tötungsabsicht geschehen sei. Bei der Frage des Selbstmordes müßten sie alles in Betracht ziehen, was ihnen über den Charakter und die Lebensumstände des Verstorbenen bekannt sei. Der Verstorbene sei ein Mann in der Blüte seiner Jahre und offenbar sehr vermögend gewesen. Er habe eine verdienstvolle militärische Laufbahn hinter sich und sei bei seinen Freunden beliebt gewesen. Der Herzog von Denver habe immerhin eine so hohe Meinung von ihm gehabt, daß er der Verlobung seiner Schwester mit dem Verstorbenen zugestimmt habe. Es spreche alles dafür, daß die Verlobten, wenngleich sie dies vielleicht nicht deutlich nach außen gezeigt hätten, sehr gut miteinander ausgekommen seien. Der Herzog behaupte, daß der Verstorbene ihn am Mittwochabend von
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