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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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angenommen, daß da Wilddiebe am Werk gewesen seien; sie wagten sich manchmal bei der Hasenjagd bis in die Schonung vor. Er sei mit seinem Gewehr ein Stück in diese Richtung gegangen, habe aber niemanden gesehen. Nach seiner Uhr sei er um eins nach Hause zurückgekehrt.
    Untersuchungsrichter: »Haben Sie selbst irgendwann mit Ihrem Gewehr geschossen?«
    Zeuge: »Nein.«
    Untersuchungsrichter: »Sind Sie noch einmal hinausgegangen?«
    Zeuge: »Auch das nicht.«
    Untersuchungsrichter: »Oder haben Sie noch andere Schüsse gehört?«
    Zeuge: »Nur den einen; aber ich bin nach meiner Rückkehr wieder eingeschlafen und wurde dann vom Chauffeur geweckt, der den Arzt holen wollte. Das muß ungefähr um Viertel nach drei gewesen sein.«
    Untersuchungsrichter: »Ist es nicht ungewöhnlich, daß Wilderer so nah bei Ihrem Haus schießen?«
    Zeuge: »Doch, ziemlich. Wenn Wilddiebe sich so nah heranwagen, kommen sie meist von der anderen Seite der Schonung, wo das Moor ist.«
    Dr. Thorpe sagte aus, daß man ihn gerufen habe, um den Toten anzusehen. Er wohne in Stapley, fast vierzehn Meilen von Riddlesdale. In Riddlesdale selbst gebe es keinen Arzt. Der Chauffeur habe ihn morgens um Viertel vor vier aus dem Bett geholt, und er habe sich schnell angezogen und sei sofort mit ihm hinausgefahren. Um halb fünf seien sie beim Jagdhaus angekommen. Als er den Toten gesehen habe, sei dieser allem Anschein nach schon drei bis vier Stunden tot gewesen. Die Lunge sei von einem Geschoß durchbohrt gewesen und der Tod durch Blutverlust und Ersticken herbeigeführt worden. Der Tod sei aber nicht sofort eingetreten – der Verstorbene habe wahrscheinlich noch einige Zeit gelebt. Er habe eine Autopsie vorgenommen und festgestellt, daß die Kugel von einer Rippe abgelenkt worden sei. Ob das Opfer sich die Wunde selbst beigebracht oder ob jemand anders den Schuß aus nächster Nähe abgegeben habe, lasse sich nicht erkennen. Kampfspuren seien jedenfalls nicht feststellbar gewesen.
    Inspektor Craikes aus Stapley war mit Dr. Thorpe im selben Wagen gekommen. Er hatte den Leichnam gesehen. Dieser habe zwischen der Tür des Wintergartens und dem zugedeckten Brunnen davor auf dem Rücken gelegen. Sobald es hell geworden sei, habe Inspektor Craikes Haus und Gelände abgesucht. Er habe Blutspuren auf dem ganzen Weg zum Wintergarten gefunden, außerdem Spuren, die zeigten, daß der Tote dort entlanggeschleift worden sei. Der Pfad münde in den Hauptweg zwischen Tor und Vordereingang des Hauses. (Ein Plan wurde vorgelegt.) Wo die beiden Wege sich träfen, beginne ein Gebüsch, das sich beiderseits bis zum Tor und dem Haus des Wildhüters hinziehe. Die Blutspur habe zu einer kleinen Lichtung in diesem Gebüsch geführt, etwa auf halbem Wege zwischen Haus und Tor. Dort habe der Inspektor eine große Blutlache, ein blutgetränktes Taschentuch und einen Revolver gefunden. Das Taschentuch habe die Initialen D. C. getragen, und der Revolver sei eine kleine Waffe amerikanischen Typs ohne Kennzeichnung gewesen. Die Wintergartentür habe beim Eintreffen des Inspektors offen gestanden und der Schlüssel darin gesteckt.
    Der Tote habe, als er ihn sah, einen Smoking und leichte Halbschuhe angehabt, aber weder Mantel noch Hut. Er sei völlig durchnäßt gewesen, und seine Kleider seien nicht nur über und über blutbeschmiert, sondern auch voller Lehm und vom Schleifen des Körpers vollkommen in Unordnung gewesen. In den Taschen habe er ein Zigarrenetui und ein kleines, flaches Taschenmesser gefunden. Das Schlafzimmer des Toten sei nach Papieren und dergleichen durchsucht worden, dabei habe sich jedoch bisher nichts gefunden, was ein wenig Licht auf seine persönlichen Umstände werfen könne.
    Daraufhin wurde der Herzog von Denver wieder aufgerufen.
    Untersuchungsrichter: »Ich möchte Euer Gnaden fragen, ob Sie den Verstorbenen je im Besitz eines Revolvers gesehen haben.«
    Herzog von D.: »Seit dem Krieg nicht.«
    Untersuchungsrichter: »Sie wissen nicht, ob er einen bei sich zu tragen pflegte?«
    Herzog von D.: »Keine Ahnung.«
    Untersuchungsrichter: »Sie haben, wie ich annehme, auch keine Vermutung, wem dieser Revolver gehören könnte?«
    Herzog von D. (maßlos überrascht): »Das ist mein Revolver – aus der Schreibtischschublade im Arbeitszimmer. Wie kommen Sie daran?« (Unruhe.)
    Untersuchungsrichter: »Sind Sie sicher?«
    Herzog von D.: »Vollkommen. Ich habe ihn erst neulich dort gesehen, als ich für Cathcart ein paar Fotos von Mary suchen wollte, und ich
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