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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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zurück?“
    Herr Rocco zögerte mit der Antwort. Er warf einen schiefen Blick auf meinen Fund, den ich Drogdulf überlassen hatte.
    Der starrte auf die Silberbeschläge und murmelte: „O achtloser Mörder, der edles Metall verschmäht und fortwirft! Doch konnte er sich mit des Bruders prächtigem Leibesschmuck gürten?“
    „Gib her!“
    Herr Rocco riss Drogdulf so heftig den Gürtel aus der Hand, dass die scharfe Lederkante dem Armen die Haut zerschnitt.
    „Und nun troll dich, du Narr!“, rief Rocco. „Du redest heute so viel Unsinn, dass ich mich kaum noch beherrschen kann. Ihr fragt, warum die Räuber den Gürtel nicht wollten? Wer kann das wissen? Vielleicht erschlugen sie Gundobad nicht im Schlaf, vielleicht gab es ein Handgemenge. Dabei fiel der Gürtel dort hinein, wo Ihr ihn heute gefunden habt, Vater, und sie haben ihn in der Eile vergessen. Er war ihnen wohl nicht wertvoll genug. Seht Euch meinen an … Gold und Rubine. Dagegen ist dieser Gürtel ein Dreck. Vielleicht gehörte er auch gar nicht Gundobad. Drog, der Tölpel, kann sich irren. Seht her, diese Hähne und Fische – jeder Zweite schmückt sich mit Hähnen und Fischen. Ein Wanderer, der hier rastete, hat den Gürtel vielleicht verloren. Falls es aber doch der des Gundobad war … nun, meine Herren, habe ich eine Bitte. Versteckt ihn vor den Augen Herrn Ebrachars! Der Tod seines ältesten Sohnes hat ihn furchtbar getroffen. Viel fehlt nicht mehr und er ist nur noch ein Jammergreis. Dass ich auch nicht an diese verfluchten Nonen gedacht habe! Ich hoffe, es fällt ihm nicht selber ein, dass es heute vor einem Jahr geschehen ist. Deshalb bitte ich Euch: Kein Wort von dem Gürtel! Eins kommt zum anderen und alles zusammen könnte uns noch die Verlobung verderben. Hast du verstanden?“, schrie er plötzlich wieder den Drogdulf an. „Verliere auch nur ein Wort darüber und du wirst keine Zeit haben, es zu bereuen!“
    Odo und ich tauschten einen Blick.
    „Es muss dich schmerzen, dass du einen Verwandten verloren hast“, sagte ich. „Gott erbarme sich seiner Seele.“
    „Amen“, erwiderte er, „aber nichts mehr von Schmerz. Die Tochter meines Vetters heiratet und so bekomme ich ja bald neue Verwandte. Diesen Rocco und seine famose Sippe. Ist das nicht tröstlich?“
    2. Kapitel
    Wir tranken den Wein, der ausgezeichnet war, wie es sich für diese Gegend gehört, aber er wollte uns nicht so recht munden. Wir ließen uns auch nicht auf den von Moos überwucherten Steinen nieder. Kaum hatten wir ausgetrunken, brachen wir auf. Natürlich war uns allen daran gelegen, noch bei Tageslicht unser Ziel zu erreichen. Doch der tiefere Grund für die Eile war ein anderer.
    Dem Leser dieses Berichts mag es leichtsinnig erscheinen, dass wir, die Kommissare König Karls, im Sonderauftrag unterwegs und mit wichtigen Sendschreiben im Gepäck, uns ohne langes Zögern einem fremden Trupp anschlossen. Zumal dieser, wie sich herausstellen sollte, an Kopfzahl weit überlegen war.
    Nachdem wir uns durch die Bresche zwischen den Felsen gezwängt hatten, fanden wir nämlich auf der anderen Seite der Hügelkuppe an die fünfzehn, zwanzig Mann vor – außer denen, die wir schon kennengelernt hatten. Es waren die Knechte, die den Muntschatz bewachten, einen Karren mit Geschenken und eine Herde von Pferden, Rindern und Schafen. Sie sahen friedlich aus – aber waren sie es? Wenn nun die Herren Rocco und Bobo keine Edelleute waren, diese Männer nicht ihre Knechte, sondern Spießgesellen, der Wagen und die Herde nicht Brautgeschenke, sondern Diebsbeute? Tagtäglich werden im Frankenreich Reisende zu Hunderten beraubt und getötet, verschwinden Kaufmannszüge und Pilgertrupps ebenso von der Erdoberfläche wie ganze Heerhaufen. Wir wären nicht die erste königliche Abordnung, die ihr Ziel nie erreichte.
    Im Bewusstsein dieser Gefahren vertrauten wir dem Rocco nicht blindlings. Während wir die Becher leerten, stellte Odo unserem neuen Bekannten noch ein paar gut gezielte Fragen, seinen Vetter Ebrachar betreffend. Herr Rocco gab darauf in einer Weise Bescheid, die auf gut nachbarlichen, ja sogar vertrauten Umgang schließen ließ. Wir hatten auf unseren Reisen auch so viel Erfahrung mit Menschen unterschiedlichster Art gewonnen, dass wir in diesem polternden, geltungssüchtigen Rohling so etwas wie das Muster des kleinen Landedlen erkannten. Es gab somit auch keinen Grund, seine Geschichte von der Verlobung in Frage zu stellen (abgesehen vielleicht von dem Schrecken
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