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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman
Autoren: Gordian Robert
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spitzen Winkel von der Straße abwich und sich auf eine Kette kleinerer und größerer Erhebungen zuschlängelte. Ich war alles andere als begeistert. Es ist immer unsicher und gefährlich, die Straße zu verlassen und sich Wegen anzuvertrauen, von denen man nicht genau weiß, wo sie enden. Mir war diese Gegend fast unbekannt und auch Odos Ortskenntnis war eher zu misstrauen. Er behauptete zwar, auf der gallischen Seite des Rheins bis zur Loire hinunter jedes Steinchen zu kennen, doch war es allzu lange her, wohl fast zwanzig Jahre, dass er den elterlichen Salhof verlassen hatte, um sich als Königsvasall in der Welt umzutun. Auch von den vielen Verwandten, die er hier angeblich hatte, war uns bisher noch keiner zu Gesicht gekommen.
    Natürlich hätte ich den Umweg verweigern können. Odo und ich sind ja ranggleich und keiner von uns darf etwas gegen den Willen des anderen entscheiden. Aber in Anbetracht unserer Verspätung konnte ich ja nichts Besseres vorschlagen. So rollte ich mein Itinerar mürrisch zusammen und folgte dem Trupp, der sich nicht um mich gekümmert hatte und schon ein tüchtiges Stück voraus war.
    Meine Ahnung sollte sich leider bestätigen. Am Fuße des ersten Hügels verlor sich der Pfad schon im Sande. Ein schmales Rinnsal von Bach floss den Hang herab, und nach sichtlichem Zögern behauptete Odo, dass wir ihm nur zu folgen brauchten, um auf die richtige Straße zu kommen.
    Also machten wir uns an den Aufstieg. Über Steine und Wurzeln ging es hinauf, wir mussten bald absitzen und unsere Reittiere führen. Die alte Stute, die den Wagen zog, blieb jeden Augenblick stehen, weil Hindernisse die Räder blockierten. Dichter Wald bedeckte den Hang und nahm uns den Ausblick. Er lichtete sich erst, als wir die Kuppe des Hügels erreichten.
    Hier hatte die starke Hand des allmächtigen Bildners dicke Felsplatten über- und untereinander geschoben. Keuchend und schwitzend, meine Kutte weit über die Knie raffend und den Esel hinter mir her zerrend, erklomm ich Stufe um Stufe. Oben angelangt war ich völlig erschöpft.
    Man hatte nun hier eine schöne Aussicht, doch ich sah zunächst nur die Quelle aus dem Felsen hervorsprudeln. Gleich warf ich mich auf die Knie und trank. Da hörte ich es im selben Augenblick hinter mir poltern. Unser Wagen stand schief, ein Rad war in einen Felsspalt gerutscht. Waffen, Proviantsäcke, Schriftrollen, Kodizes, Decken, Felle – alles, womit wir ihn bis unter die Plane vollgestopft hatten, war durcheinander geschüttelt oder zum Teil heruntergefallen.
    Ein gräuliches Fluchen und Schimpfen erhob sich, wie üblich bei solchen Zwischenfällen. Rouhfaz, unser fadendünner Diener und Schreiber, der das Gefährt gelenkt hatte und für die Ladung verantwortlich war, beschuldigte kreischend und fluchend einen der Männer unseres Schutztrupps als Verursacher. Der hatte wohl, um einem Felsbrocken auszuweichen, sein Pferd zu heftig gegen die Seite des Wagens gedrückt. Der Beschuldigte, Fulk, ein alter Kriegsmann mit einer flammenden Narbe quer über der Stirn, schnauzte zurück und nannte Rouhfaz einen Hahn ohne Kamm, womit er auf dessen Glatze anspielte. Darauf schimpfte ihn Rouhfaz einen dummen Raufbold. Fulk zog sein Schwert und Helko, der Anführer unseres Schutztrupps, musste dazwischen gehen. Die beiden anderen Männer unseres Gefolges, bullige junge Kerle, versuchten inzwischen, den Wagen anzuheben und das Rad zu befreien. Auch Helko griff zu und unter Ächzen und Stöhnen drückten, stemmten und zerrten die drei. Aber das Rad saß fest, es war eingeklemmt.
    Zunächst kümmerte Odo sich nicht um den Vorfall. Ich sah ihn am Rande der Felsplatten unruhig auf und ab spazieren und Ausschau halten. Er suchte wohl das Haus seines Vetters, von dem aber weit und breit nichts zu sehen war. In der Mitte der Hügelkuppe türmten sich mächtige Quader, die den Blick auf die andere Seite verdeckten, Unter uns breitete sich eine Ebene aus. Der Bach, an dessen Quelle wir standen, teilte sie, und wir sahen an seinem jenseitigen Ufer Wiesen und abgeerntete Äcker, nur ganz in der Ferne ein paar Hütten. Vermutlich hatte sich Odo geirrt und ich war mir schon sicher, dass wir nach der Straße zurückkehren mussten.
    Während sich unsere Leute um den Wagen bemühten, untersuchte ich das zu Boden gefallene Gepäck. Zum Glück waren nur wenige Bücher darunter und ein einziges Bündel mit königlichen Verordnungen. Ich hob die kostbaren Stücke auf, damit sie nicht weiteren Schaden nahmen oder
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