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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen
Autoren: Frieda Lamberti
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Gefragt hat er dich ja wohl oft genug.«
   »Und was hätte ein Trauschein geändert? Du glaubst tatsächlich, dass ich ihm einen Seitensprung dann leichter verziehen hätte? Mit mir nicht! Du solltest mich besser kennen!«
   »Und nun?«
   »Und nun reise ich zurück. Und du hältst die Klappe. Und ich war nie hier!«

Lotte, Liebling. Ich könnte nur am Ostersonntag zu dir kommen. Montag haben wir eine wichtige Sitzung und ich muss daran teilnehmen. Lohnt es sich überhaupt für einen Tag? Vermutlich sitzen wir beide länger im Auto während der Fahrt vom Flughafen und wieder zurück. Was meinst du?

Ich meine, bleib doch wo der Pfeffer wächst. Für wie blöd hältst du mich? Verdammtes Osterfest! Seit wir zusammen sind, hat dieses Wochenende etwas....etwas, was ich nun gar nicht brauche.

Christopher nimmt mich täglich mit zu seinen Einkäufen. So lerne ich die Umgebung und die »wichtigen« Leute hautnah kennen. In der Gärtnerei bekomme ich bereits 15 % Rabatt. Ich kenne den besten Bäcker, den Schlachter und heute begleite ich ihn zum Weingut. Während Chris seine Bestellung aufgibt und sich eine Preisliste für mich aushändigen lässt, gehe ich ins Nebengebäude, in das mich hohe, quiekende Laute locken.
   »Seine Labradorhündin hat geworfen«, übersetzt Chris und ich sehe auf einen Korb mit sieben kleinen Welpen.
   »Sie sind erst sechs Wochen alt«, erklärt der Winzer und fragt mich, ob ich Interesse habe. Nachdem sich die Jungen an der Mutter satt getrunken haben, läuft ein kleiner, dicker, schwarzer Welpe auf mich zu und leckt meine Hand. Er trägt ein blaues Kreuz auf seinem Rücken, dass der Züchter zur Markierung angebracht hat, um ihn von seinen Geschwistern unterscheiden zu können.
   »Das ist Jackson. Der erste aus dem Wurf. Ein Vielfraß und rotzfrech.«
   »Der passt zu mir«, lache ich und nicke auf seine erneute Frage, ob ich Interesse hätte, den Welpen zu kaufen. Natürlich mit Papieren und komplett geimpft.

Noch am gleichen Abend poste ich bei Facebook
Ich werde noch einmal Mama. Wieder ein Junge. Er soll Jackson heißen.
Als ich das Bild von den Welpen hochladen will, fällt der Strom in Pavillon aus. Schon wieder. Schuld ist ein drohendes Gewitter. Gleich morgen werde ich mit dem Bauleiter sprechen. Das Problem muss dringend gelöst werden.

Chris nickt mir freundlich zu und zieht auf die Frage, wie es Nicole geht, ein Gesicht. Sie steht in der Küche und stöhnt. Diesmal ist es nicht die Hitze, auch nicht die Schwüle, der das herannahende Gewitter ein Ende bereiten soll. Sie hat Wehen. Im Abstand von zehn Minuten.
   »Vergiss das Abendessen, Nicole. Du musst ins Krankenhaus!« Ich rufe Chris und mache ihm den Ernst der Lage klar.
   »Fahrt schon! Ich kümmere mich um eure Gäste.«
Bis nach elf müssen die Hausgäste auf ihr Dessert warten. Nicht schlimm. Alle sind entspannt und wir warten zusammen neugierig auf den Anruf des stolzen Vaters. Bis Mitternacht sitze ich mit den Urlaubern im Restaurant und schenke großzügig auf Kosten des Hauses Wein aus, bis ich endlich die freudige Botschaft überbringen darf. Nicole hat ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Fleur Rosalie, 3610 g und 53 cm groß. Die vornehmlich französischen Gäste feiern mit mir bis in den frühen Morgen.
   »Das vergesse ich dir nicht. Vielen lieben Dank für deine spontane Hilfe«, flüstert mir der frischgebackene Vater zu.
    Todmüde falle ich ins Bett. Vorher habe ich noch meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt, damit ich rechtzeitig zum Bäcker fahren und Frühstück für die Hotelgäste machen kann.
   »Du bist unbezahlbar«, lobt Chris mich und ich winke ab. Ob ich ihn auch in der Küche unterstützen könnte, nur so lange bis Nicole mit dem Baby wieder aus dem Krankenhaus kommt. Ich wundere mich. Seit neun Monaten wissen die beiden, dass der Tag der Entbindung ansteht und sie haben für keinen Ersatz gesorgt? Was für zwei Traumtänzer, denke ich und frage, wie lange er meine Unterstützung braucht. Trotz Martins Rettungsaktion hat Chris kein Geld für festes Personal, erklärt er. Na bravo. Allein kann ich es nicht bewältigen. Also rufe ich Anja an.
   »Lust auf einen unbezahlten Hoteljob im Süden?« Schon am nächsten Tag schlägt sie auf.

Ob Martin und ich uns ausgesprochen haben, ist ihre erste Frage. Und ich schüttle wortlos mit dem Kopf. Ich schreibe ihm Mails und gehe sofort wieder offline. Auf keinen Fall gebe ich ihm die
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