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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen
Autoren: Frieda Lamberti
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lieber einen Wohnwagen und siedel auf einen Campingplatz um. Steck dir das Haus sonst wo hin! Ich verabscheue dich, Martin. Du hast gewonnen! Behalte das Haus, aber mich bist du los!«
   »Sei doch nicht kindisch!«
   »Ich bin nicht kindisch, ich bin antik und eine dumme Kuh, weil ich immer treu war! Iss weiterhin rohen Fisch und umgebe dich mit Frauen, die deine Töchter sein könnten. Protze mit deinem Geld. Bei ihnen wirst du mehr Erfolg haben. Und nimm deine Finger von mir, bevor ich sie dir abbeiße!«
   »Und wie soll es nun weitergehen?«
   »Wir werden nach dem Modell Time Sharing leben. Wohne du weiterhin in Hamburg. Wenn dir der Sinn nach Sonne steht und du in DEIN Ferienhaus kommen willst, dann gib mir Bescheid, damit ich vorzeitig abreisen kann!«
Wieder lacht er mich höhnisch aus. Pass auf Seibert, dass dir dein blödes Lachen nicht im Halse stecken bleibt.

Wie ein Fisch auf dem Trockenen
    Da bin ich nun. In meinem Traumhaus. Bestes Wetter. Sonne, Strand und Meer. Allerdings mein Traummann ist Geschichte. Ich kenne außer Christopher und Nicole noch keinen Menschen hier und allein ist mir stinklangweilig. Mit Ausnahme meiner Spaziergänge mit Jackson durch die hellgrünen Weinberge, habe ich keine Aufgabe. Wie war das noch? Das beste Mittel gegen Seelenschmerz ist Arbeit. Also ran an die Marmelade. Mit dem Obsthändler am Ende der Hauptstraße bin ich schon per Du. Noch während ich im Auto sitze, winkt er mir freudig zu und ruft meinen Namen, der auf Französisch »Scharlott« ausgesprochen wird. Ich reiche ihm einen zwanzig Euro Schein und er lädt mir diesmal kiloweise Melonen, Pfirsiche und Nektarinen in den Kofferraum. Genug, Monsieur. Ich treibe doch keinen Handel damit. Der heutige Tag wird also orange. Ich habe in den letzten Tagen bereits über hundert Gläser Konfitüre zubereitet und meine Küche gleicht einem kleinen Feinkostgeschäft. Ja, es sieht sehr dekorativ aus, allerdings ist mir nicht klar, wann ich diese Mengen essen soll. Ich stelle eine Auswahl mit bunten Gläsern zusammen und mache mich mit Hund auf den Weg zum Hotel.
   »Nachschub für deine Frühstücksgäste«, sage ich zu Chris und er bedankt sich mit einem Kaffee.
   »Ich habe Post für dich. Nein, kein Brief. Eine email von Jonathan Miller. Er hat sie hierher geschickt mit der Bitte um Weiterleitung an dich.« Neugierig nehme ich Chris den Ausdruck aus der Hand und gehe mit meinem Kaffee auf die Terrasse. Noch bevor ich zu lesen beginne, spricht mich ein Pärchen an. Sie wollen wissen, ob ich für die leckere Marmelade zuständig bin.
   »Freut mich, dass sie Ihnen geschmeckt hat. Ich habe gerade neue Sorten gebracht. Ab morgen dürfen Sie sich auf Melone-Pfirsich, Melone-Aprikose und Melone-Nektarine freuen.«
   »Da werden wir noch zu Vegetariern. Baguette, Käse und ihre Konfitüre. Was braucht man mehr?«
Ich bedanke mich für das nette Kompliment widme mich meiner email.

Hallo Lotte,
wer hätte das gedacht. Das Buch ist fertig und wurde ohne Murren von meiner Lektorin akzeptiert. Es wird im Herbst erscheinen, allerdings gibt es bereits eine digitale Version, die ich dir gern an deine Mailadresse schicken würde. Sehr weit sind wir beide ja nicht mit meinem Manuskript gekommen. Danach warst du wie vom Erdboden verschwunden. Schade, ich hätte mich gern von dir persönlich verabschiedet. Ich hoffe du meldest dich zurück. Bis hoffentlich bald. Jon

Ja, Hemingway, ich werde dir gleich zurückschreiben. Wie gewohnt, bringe ich meine Tasse zurück in die Küche, als ich eine mir bekannte Frauenstimme höre.
   »Bonjour.« Nichts weiter, dann ist die junge Schönheit in den Garten verschwunden. Das war doch....Ja, sicher. Julia Stöver. Martins Assistentin. Was macht die denn hier? Ist er etwa auch da. Zusammen mit ihr? Das wäre ja wohl der Gipfel der Geschmacklosigkeit. Ich frage Chris. Aber er verneint. Er hat Martin seit Pfingsten nicht mehr gesehen und überhaupt.
   »Er würde ja wohl nicht hier bei uns im Hotel absteigen, wenn euer Haus keine vierhundert Meter weit entfernt steht.«
Nicht unser Haus. Sein Haus. Und ich würde es ihm durchaus zutrauen.
   »Nein, eine Frau Stöver kenne ich nicht.« Chris schaut in seinen Computer und schüttelt wiederholt mit dem Kopf. Ja, bin ich denn blöd? Nein, bin ich nicht. Ich bin traurig, einsam, emotional völlig neben der Spur und nah am Wasser gebaut, aber ich bin nicht blöd.

Zuhause angekommen rufe ich bei Solution
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