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Savoir-vivre mit Hindernissen

Savoir-vivre mit Hindernissen

Titel: Savoir-vivre mit Hindernissen
Autoren: Frieda Lamberti
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aussuchen können. Die Autobahn ist brechend voll. Während ich im endlos langen Stau stehe, überlege ich, wann ich bei diesem Tempo wohl in Hamburg ankommen werde. Wie bescheuert bist du eigentlich Charlotte? Was willst du denn an Pfingsten in Hamburg? Die Bank hat zu. Vor Dienstag wirst du niemanden erreichen. Also zurück in Martins Haus? Auf keinen Fall. Die Blöße werde ich mir nicht geben. Nein, ich werde mich bis Marseille durchquälen und Linde und ihren Männern einen Besuch abstatten. Ob ich willkommen bin, frage ich telefonisch nach.
   »Ich komme nämlich mit einer Überraschung im Gepäck.«
   »Wie schön. Beeile dich, wir freuen uns«, sagt Linde.

Jackson legt sich gleich auf den Rücken und bepinkelt sich beim Anblick der heranstürmenden Artgenossen. Aber Lindes Promenadenmischungen tun ihm nichts. Nach dem ersten Beschnuppern toben sie alle gemeinsam durch den großen Garten.
   »Der Hund ist die Überraschung?«, sagt Albert enttäuscht. Sie hatten alle auf die Bekanntgabe unseres Hochzeitstermins getippt.
   »Der Termin ist in ganz weite Ferne gerückt«, schimpfe ich und berichte von Martins Vorwurf, ich würde nur finanziell an ihm interessiert sein. Linde will mir nicht glauben.
   »Das kann er nur aus Wut gesagt haben. Sicherlich hat er es nicht so gemeint«, nimmt sie ihren Sohn in Schutz.
   »Habt ihr schon gegessen?«
   »Gerade fertig. Hast du Hunger? Ich mache dir gern eine Kleinigkeit«, bietet Caruso an, während er den Joint und ein Feuerzeug auf den Tisch legt.
   »Steck ihn an und dann reiche mir den Burschen rüber. Heute werde ich mal unvernünftig sein.«
Ich bin die Erste, die ziehen darf. Etwa auf Lunge? Na klar, was sonst. Und nicht gleich loshusten. Stell dich nicht wie ein kleines, dummes Mädchen an! Meine Güte, das geht ja sofort in den Kopf. Wenn Martin mich jetzt sehen könnte. Er würde komplett ausflippen. Wie komisch. Wie urkomisch. Ich lache mich gleich schlapp. Nein ich lache mich schlapp.
   »Ihr hättet sein dummes Gesicht sehen sollen, als ihm gesagt habe, er solle die Zeit in seinem Haus genießen, solange es ihm noch gehört«, gackere ich. »Und wisst ihr, wie er den harmlosen Jon Miller genannt hat? Mr. Möchtegern Hemingway. Ist das nicht saukomisch?«
Albert und Caruso lachen gemeinsam mit mir. Als Linde fragt, ob Martin sich im Schrank versteckt hat, prusten wir alle zusammen los. Meine Fresse. Ist das lustig. Ich habe noch nie solange am Stück gelacht und mir tut bereits der Bauch weh. Ich kann nicht mehr frei durchatmen und gluckse nur noch.
   »Lass mich noch mal ziehen«, bettle ich. »Daran könnte ich mich gewöhnen. Das sollte Martin auch unbedingt ausprobieren. Ist besser als Sushi.«
   »Wieso Sushi?«, fragt Albert nach.
   »Sie hat ihn mit rohem Fisch gefüttert. Wie einen Seehund bei Planten und Blomen«, kreische ich.
  »Oink, oink«, versuche ich zu imitieren.
   »So macht ein Schwein«, lacht Linde.
   »Dann mach du uns doch einen Seehund, du alte Besserwisserin!«, fordert Caruso sie auf. Danach ist es um uns geschehen. Wir biegen uns vor Lachen.
   »Sag nicht Alte zu mir, du Scheintoter!«
   »Nein, das heißt heutzutage antik«, brülle ich und bitte um eine Auszeit. Mein Zwerchfell schmerzt und ich kann beim besten Willen nicht mehr lachen. Danach legen wir vier uns auf die Liegestühle und stimmen den Kanon an. Caruso sagt mir, ich solle die erste Stimme übernehmen. Und ich drehe mich nur noch zuckend auf die Seite. Was für eine tolle Mittagspause.

Drei Tage Sonne und Strand. Linde und ich haben uns vor der Strandbar zwei Liegestühle reserviert. Ich verzichte auf einen Sonnenschirm und brutzle mit Sonnenschutzfaktor 30 in der warmen Sonne.
   »Woran arbeitest du gerade?«, frage ich die Künstlerin. Sie sagt, sie hätte eine Auftragsarbeit für einen Bauträger angenommen. Namensschilder in Stein gemeißelt, die im Eingangsbereich der neuen Villen in die Mauern eingelassen werden sollen. Tolle Idee.
   »Machst du mir auch eins?«
   »Etwa Villa Talbach?«
   »Na klar, was sonst?«
   »Und du bist dir sicher, dass du das Geld zusammen bekommst? Die Banken zieren sich zurzeit.«
   »Mein Sparkassenfritze soll sich ja nicht einfallen lassen, mir den Kredit zu versagen. Schließlich bin ich seit über zwanzig Jahren dort Kunde. Guter Kunde. Was immer das heutzutage bedeuten mag.«
Linde lacht und ich will wissen warum.
   »So langsam
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