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Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Dorothea Böhme
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die Schwingtür
auf, die das Restaurant von der Küche trennte. Marko, der Kellner, betrat die Küche
und blieb mit offenem Mund stehen.
    Tief durchatmen,
sagte sich Johann, tief durchatmen. Ihm war zum Heulen zumute. Eins, zwei, einatmen.
Er versuchte, sich auf die Atmung zu konzentrieren. Es war alles seine Schuld. Drei,
vier, ausatmen. Nein, war es nicht! Was konnte er dafür, wenn ein Irrer das Schlosshotel
überfiel? Es machte auch niemand Bruce Willis dafür verantwortlich, dass er ständig
in Terrorangriffe verwickelt wurde. Eins, zwei, einatmen. Aber Johann hatte den
Überfall ermöglicht. Drei, vier, ausatmen. Deshalb hatte er helfen wollen. Eins,
zwei, einatmen. Und entspannen. Erschwert wurde das allerdings durch Bachmaier,
der Johann immer noch die Luft abdrückte. Trotzdem zählte er tapfer weiter. Er musste
sich von der Katastrophe ablenken, die er mitverursacht hatte.
    Außer dem
Kellner, der immer mal wieder: »Was …?«, stammelte, war es in der Küche mucksmäuschenstill.
Harald Moschik lag regungslos auf dem Boden, Seligmann ebenfalls. Karl Bachmaier
rollte sich schließlich mühsam von Johann hinunter, womit dieser sich wieder ganz
aufs Atmen konzentrieren konnte. Eins, zwei … Marko, der Kellner, zuckte über die
Küchenbelegschaft die Achseln und widmete sich dann dem am Boden liegenden Seligmann.
Dessen Blut vermischte sich mit dem Salzwasser und färbte den Küchenboden rosa.
Und in diesem Gemisch ringelten sich die Spaghetti wie blasse Würmchen und ließen
Johann an Maden denken, die nur darauf warteten, Seligmann aufzufressen. Johann
wurde schlecht.
    »Was ist
denn hier passiert?«, fragte Marko, der die ganze Sache offenbar weitaus distanzierter
sah als Johann.
    Atmen, sagte
Johann sich. Eins, zwei. Es hieß heute zum zweiten Mal: Sei ein Mann!
    »Es ist
meine Schuld«, sagte er, wurde jedoch vom Chefkoch übertönt, der sich laut stöhnend
den Arm hielt und heulte: »Ich brauche einen Krankenwagen! Einen Krankenwagen!«
    Die Idee
fand Johann ganz vernünftig, vor allem unter Berücksichtigung des bewusstlosen Moschiks
und Seligmanns Blutlache. Außerdem war es eine günstige Gelegenheit, unangenehmen
Fragen zu entkommen.
     
    Keine fünf Minuten später waren
Sirenen zu hören. Lendnitz war ein Nest. Weite Wege gab es nicht.
    »Aus dem
Weg«, riefen zwei Sanitäter, die mit einer Trage hereingestürzt kamen. Zwei Streifenpolizisten
folgten ihnen, die Pistolen im Anschlag.
    »Platz da!«,
rief der jüngere Polizist, der seine Dienstwaffe enthusiastisch von einem zum anderen
schwenkte.
    Und da war
er wieder, der Lauf einer Pistole, in den Johann zum zweiten Mal an diesem Morgen
blickte.
    »Was ist
denn überhaupt passiert?«, fragte der ältere Polizist und wandte sich ausgerechnet
an den Kellner. Johann bezweifelte, dass er von dem brauchbare Informationen bekommen
würde.
    »Wer hat
geschossen? Wo ist der Verbrecher?« Aufgeregt lief der jüngere Polizist von einer
Seite der Küche zur anderen. Seine Pistole hielt er weiterhin ausgestreckt in beiden
Händen. Als deutlich wurde, dass keine unmittelbare Gefahr drohte, steckte er seine
Waffe enttäuscht zurück ins Holster und verkündete: »Wir brauchen Ihre Zeugenaussagen.«
    »Und ich
brauch ’ne Pause«, murmelte Johann. Aber ihn fragte ja keiner.
    Die beiden
Sanitäter knieten sich neben Seligmann nieder, fühlten seinen Puls und stellten
fest, dass sie nichts mehr tun konnten.
    »Tot«, kommentierte
einer der Sanitäter überflüssigerweise.
    »Tödliche
Schussverletzung im Kopfbereich«, präzisierte der andere. Zu seinem Kollegen sagte
er: »Ruf den Notarzt, der muss sich den hier ansehen.« Sie wandten sich Moschik
zu und klopften ihm auf die Wange. Bachmaier versuchte vergeblich, ihre Aufmerksamkeit
zu erregen. Er hielt sich immer noch den Arm und jammerte.
    Schließlich
dröhnte eine laute Stimme durch die Küche: »Ruhe! Was soll denn der ganze Lärm?
Ruhe!«
    Erleichtert
atmete Johann so lange auf, bis er den Hauptkommissar der örtlichen Polizei erkannte.
Mit einem Assistenten im Schlepptau betrat der die überfüllte Küche und Johann bekam
ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Mist, an die Polizei hatte er nicht gedacht,
als er den Notruf wählte. Johann machte sich so klein wie möglich und hoffte das
Beste. Es war Notwehr gewesen. Er hatte nur helfen wollen. Johann schielte vorsichtig
in die Richtung des Kommissars und erntete einen durchdringenden Blick. Er schluckte
und sackte in sich zusammen. Vielleicht würde ein
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