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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest
Autoren: Steffi Wolff
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Klo. Wenn man es mal ganz genau nimmt, ist der Heuler der beste Schauspieler von allen. Es ist unfassbar, wie der den Trottel mimt. Wo bitte hat er das gelernt, wer hat ihm das beigebracht? Kann man Wölfe dressieren? Ich glaube nicht.
    Ich fühle mich verraten und verkauft und vor allen Dingen so, als hätte die Welt sich gegen mich verschworen. Sollte das nämlich hier jetzt kein Spiel sein, dann sind wirklich alle gegen mich; das sehe ich an den Körperhaltungen. Sogar die Weißhemden, die jetzt gar keine Weißhemden mehr, sondern normal gekleidet sind mit Jeans und Hemden.
    Gut. Ich werde jetzt einfach mal kurz in mich gehen.
    War es wirklich so schlimm, was ich getan habe? Rechtfertigt mein Verhalten über all die Jahre das Verhalten, das die jetzt an den Tag legen?
    Annkathrin und Bernie halten sich an den Händen und sehen entschlossen aus.
    Was soll ich tun? Noch eine blöde Diskussion anfangen, die doch sowieso zu nichts führt, außer dass man sich wiederholt und – Gott bewahre! – noch mehr schreckliche Geschichten von mir ans Tageslicht kommen? Das halte ich für keinen guten Plan. Es fehlt gerade noch, dass der Feind noch mehr gegen mich aufgehetzt wird.
    Und Hubertus. Von ihm hätte ich ein wenig mehr an Zivilcourage erwartet! Er soll den anderen sagen, dass es zu gegebener Zeit auch mal reicht. Jedenfalls will ich das so. Er soll meine Vorzüge loben, von mir aus auch nur so tun, als ob es da was zu loben gäbe, und sagen, dass man mit mir durch dick und dünn gehen kann, dass ich ein Pfundskerl bin, wenn man mich erst mal näher kennt.
    Bin ich das?
    Oder bin ich tatsächlich ein Charakterschwein?
    Wie finde ich das auf die Schnelle heraus? Genügt es, wenn ich vor
versammelter Mannschaft verspreche … tja, was soll ich versprechen … ich denke nach … o ja, ich könnte versprechen, meine Mutter von jetzt an ohne Diskussionen und Murren zu jeder ihr beliebigen Uhrzeit zum Osteopathen zu fahren. Auch bei Schnee. Aber werden die anderen dann nicht sagen: »Also, das ist ja wohl selbstverständlich!«?
    Ich beschließe, mich ganz klein zu machen. Vielleicht ist das der beste Weg. »Ihr habt alle recht, aber das wollte ich schon viel früher sagen. Aber ihr habt mich ja nicht zu Wort kommen lassen«, bringe ich lahm hervor. »Es tut mir so leid. Alles. Ich hab gemerkt, dass ich total falsch gelebt habe, und du, Annkathrin, du hast dir so viel Mühe gegeben mit der ganzen Geschichte, das hättest du ja nicht gemacht, wenn ich dir egal gewesen wäre. Oder? Oder? Oder?«
    »Hans. Hans. Hans«, sagt Ännchen und steht dann mit Hans neben mir. »Es scheint, als ob es ihr tatsächlich leidtut«, sagt sie.
    »Im Leben nicht«, sagt Birte abfällig. »Helene wird sich niemals ändern. Sie würde Kürbisse eher verfaulen lassen, anstatt sie mit den Senioren im Heim zu Laternen zu schnitzen.«
    »Was hat denn das damit zu tun?«, frage ich verwirrt.
    »Eine ganze Menge«, sagt Birte. »Du hast keine Emotionen. Du bist kalt wie Eis.«
    »Das stimmt nicht«, rechtfertige ich mich. »Das war ich vielleicht mal. Aber jetzt nicht mehr. Ihr müsst mir glauben.«
    »Beweis es doch«, kommt es von Malte, der genauso abfällig spricht wie Birte.
    »Was soll ich denn machen? Auf dem Boden rumkriechen? Ich sehe doch alles ein!«
    »Das wirkt aber nicht, als ob es von Herzen kommt. Und wir haben uns solche Mühe gegeben«, jammert William herum, der immer noch seinen Schottenrock trägt. »Jetzt soll alles umsonst gewesen sein? Wir haben geprobt und geübt, uns das mit der Vampirausbildung einfallen lassen, und ich hab mir Narben machen lassen und Hirschhornknöpfe gekauft, und das mit den Modems
und den Spielekonsolen haben wir uns überlegt, um dich zu verwirren, ach, wenn ich daran denke, wie Malte angerufen hat und ich dir das Handy weggenommen habe, mein Herz, mein Herz! Ich hatte solche Angst, dass er sich verplappert, die Angst hatte ich schon beim ersten Anruf.«
    »Das mit den Modems war die genialste Idee«, freuen sich die beiden, die Hagen und Anselm gespielt haben, und von denen ich leider noch nicht weiß, wie sie in Wirklichkeit heißen. »Modems sind nämlich schwer zu kriegen, und wir suchen immer die Herausforderung.« Sie nicken fröhlich.
    »Ich verplappere mich nie«, sagt Malte, der wegen Williams Worten leicht sauer ist.
    »Das war ja auch wirklich ein super Plan«, sage ich. »So toll durchdacht. Und so irre glaubwürdig.« Meine Güte. Bin ich froh, dass diese Truppe keine wichtigen Berufe
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