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Saugfest

Saugfest

Titel: Saugfest
Autoren: Steffi Wolff
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Zufriedenheit.«
    »Aha«, sage ich wieder, und langsam beginne ich zu begreifen. Aber da fällt mir noch etwas ein. »Sag mal, wie war das eigentlich mit Herrn Richter und dem Brand? War das auch geplant?«
    »Wer weiß das schon … « Hubertus lächelt wieder sein mysteriöses Lächeln. Ach, selbst wenn es geplant war, wird er es schon so geplant haben, dass der Plan so wasserdicht war, dass nichts Ungeplantes passierte. Denn ein Menschenleben würde Hubertus ja wohl nicht aufs Spiel setzen. Auch nicht ungeplant, und geplant schon mal gar nicht.
    Es wird alles gut werden. Ich wische mir die Tränen ab und habe ganz plötzlich wieder diese starken Schmerzen. Dabei stoße ich komische Laute aus. Meine Stimme spielt total verrückt.
    »Sieh mal einer an«, sagt Hubertus. »Sie kann ja sogar lachen.«
     
    Ich trinke viel zu viel an diesem Tag. Im Gemeindehaus gibt es eine Küche mit einem großen Kühlschrank (für die Jahreshauptversammlungen), der mit Bier, Sekt und Wein gefüllt ist, als gäbe es kein Morgen mehr.
    Ich habe immer noch Schmerzen, weil ich dauernd lachen muss. Aber das ist mir egal. Ach, es ist schön.
    Ali freut sich so. Natürlich hat er sich in eine gelbe Tischdecke gewickelt. »Das war mein erster großer Auftrag«, erklärt er mir fröhlich. »Wir wollten hier nicht nur auf der Bühne stehen, sondern uns so richtig als Schauspieler beweisen, deshalb haben die Kalkhoff-Brüder vorgeschlagen, mal ein Inserat aufzugeben.
Schauspieler helfen Ihnen!
Gut, was? Deine Freundin Annkathrin hat auf Band gesprochen. Und so nahm alles seinen Lauf.«
    »Wer sind denn die Kalkhoff-Brüder?«
    »Na, Hagen und Anselm.«
    »Ich dachte, ihr seid alle Systemadministratoren«, giggele ich.
    »Nein, nein. Aber Hagen und Anselm sind die totalen Computer-Nerds. Na ja, und dann haben wir den Keller angemietet. Alle
haben mitgespielt. Deine ganzen Bekannten. Wir, also wir von der Gruppe, sind aber auch wirklich gut. Jochen, also Anselm, hat sogar an Weihnachten mal den Hausvogt in
Jedermann
gespielt.« »Irre. Was mich übrigens auch mal interessieren würde – wie habt ihr das mit dem Fahrstuhl hingekriegt? Mal war er da, mal nicht.«
    »Schon mal was von verschiebbaren Wänden gehört?«, fragt Ali. »Aber was meinst du, wie lange wir gesucht haben, bis wir ein altes Gebäude mit Fahrstuhl in den Keller gefunden hatten!«
    »Toll. Was ihr aber wirklich auch gut hingekriegt habt, sind die Narben.«
    »Die hat Ännchen gemacht. Sie hat mal so einen Kurs belegt. Super, oder? Sie kann auch Menschenköpfe zu Fischköpfen schminken. Mit Schuppen und Kiemen. Irre. Sogar mit Gerüchen kennt sie sich aus. Die Duftkreation ›Blut‹ hat sie doch super hinbekommen, oder? Ich finde, Ännchen sollte einen Preis für das alles bekommen.«
    »Unbedingt.«
    »Wir haben ja viele Fotos von uns gemacht. Und ich werde das dem Gemeinderat vorschlagen mit dem Preis, dann wird Ännchen dann auch noch mit der Urkunde fotografiert, und dann kommen die Fotos in einen Schaukasten. Das wird so schön. Hier, nimm noch Sekt. Ich mache das jetzt immer mit den Auftragsarbeiten, weil ich ja bald meine Forellenzucht aufmachen möchte. Hab ich dir eigentlich schon davon erzählt?«
    »Ja, Ali.« Man kann sich nur wünschen, dass es keine Auftragsarbeiten mehr gibt.
    »Die Forelle ist ein interessanter Fisch. Viele halten sie für friedfertig, aber wenn man die Forelle reizt, kann sie ganz schön böse werden. Das ist mit den Fischen wie mit den Menschen.«
    »Ja, Ali.«
    »Ach, ich freue mich so. Das wird alles so herrlich.«
    »Und ich freue mich erst. Wie schön, dass alles so gut ausgegangen ist.«
    »Es fängt doch gerade erst an.«
    »Was?«
    »Na, noch habe ich ja meine Forellenzucht nicht.«
    »Ich dachte, du meinst das mit Hubertus und mir.«
    »Nein, wie kommst du denn darauf? Ich kann nur noch an die Zucht denken.«
    »Ist schon gut, Ali. Ach, entschuldige bitte. Du heißt ja Klaus. Also: Ist schon gut, Klaus.«
    »Nenn mich, wie du willst. Ich mag ja beide Namen. Aber Ali hört sich orientalischer an als Klaus, oder?«
    »Das ist richtig.«
    Er denkt stirnrunzelnd nach. »Dann nenne ich mich vielleicht
    Klaus-Ali.«
    »Auch gut.«
    »Aber ich heiße ja mit Nachnamen gar nicht
Sieren
. Hahahaha! Hast du den Wortwitz verstanden? Die Doppeldeutigkeit?«
    »Das heißt
kau
salisieren.«
    »Ach, ist doch egal. Aber der Wortwitz hat was.«
    »Ja, Ali.«
    Sekt.
     
    Wir sitzen stundenlang hier, und ich rede mit allen. Es ist, als ob sich ein
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