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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Autoren: A. J. Jacobs
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leben längst in der Moderne – doch unsere Geschmacksknospen haben sich seit der Steinzeit nicht verändert. Das ist das Problem. Als unsere Urahnen noch durch Wiesen und Wälder streiften, waren unsere Vorlieben durchaus sinnvoll: Unser Geschmackssinn empfand als wohlschmeckend, was gesund war. Im Laufe der Evolution kamen wir auf den Geschmack von Zucker, weil der in Obst steckt. Obst wiederum – das in der Wildnis gar nicht so leicht zu finden ist – steckt voller Nährstoffe, Ballaststoffe und Kalorien. Wir entwickelten eine Vorliebe für Salz, weil der Körper Salz benötigt, um seinen Wasserhaushalt stabil zu halten. Salz – das in der Natur auch längst nicht überall vorkommt – war ein seltener, dabei überlebenswichtiger Genuss.
    Doch dann kamen wir dahinter, wie man den Zucker aus den Pflanzen herausholen und in Kuchen und Frappuccinos hineinrühren kann. Wir begannen, unter Tage Salz abzubauen und unsere Fertigsuppen, Pommes und Hamburger damit zu bestreuen. In großen Mengen sind Zucker und Salz jedoch alles andere als gut für den Organismus.
    Obendrein bekamen wir zahlreiche Ansteckungskrankheiten in den Griff. Dadurch erhöhte sich unsere durchschnittliche Lebenserwartung. Was zu einem weiteren Problem führte: Essen, das für einen Steinzeitmenschen mit seinem vergleichsweise kurzen Leben überaus gesund war – zum Beispiel extrem fette Nahrung, dank derer er die Hungerphasen bis zur nächsten erfolgreich erlegten Beute überstehen konnte –, entpuppte sich langfristig als ausgesprochen ungesund.
    Angesichts dieser Fakten stellen sich mir zwei Fragen: Werde ich meinem Geschmackssinn beibringen können, gesundes Essen schmackhaft zu finden? Und wird es mir überhaupt gelingen, Gesundkost zu kaufen und so zuzubereiten, dass sie nicht schmeckt wie eine Rolle Küchenkrepp?
    Wie sich später herausstellen wird, lautet die Antwort in beiden Fällen: Ja. Oder: Ja, irgendwie schon. Aber noch bin ich nicht so weit.
    Noch klammere ich mich an meine Heilige Dreifaltigkeit Schokolade-Kaffee-Alkohol. Drei der wenigen Lebensmittel, die gleichzeitig lecker und gesund sind.
    Oder jedenfalls halbwegs gesund. Je mehr ich recherchiere, desto klarer wird mir, dass die Sache komplizierter ist. Nehmen wir zum Beispiel Schokolade. Richtiggehend gesund ist nur Schokolade mit 100 Prozent Kakaoanteil. Ohne Zucker. Und ohne Butter.
    Ich klicke auf www.rawcacao.com und bestelle mir eine Packung. Die Produktbeschreibung lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen: »Schokolade aus zertifiziertem biologischen Anbau. Unsere Plantagen werden nach strikt ökologischen Prinzipien geführt. Die nach kurzer Fermentation natürlich getrockneten Kakaoschoten unterliegen regelmäßiger Qualitätskontrolle. Wir verarbeiten nur Rohprodukte aus fairem Handel, unterstützen unsere Handelspartner in den Bereichen Ausbildung und Ausrüstung und halten sie zu fairen Löhnen und langfristigen Reinvestitionsprojekten an.«
    Meine garantiert-biologische-fair-gehandelte-ständig-kontrollierte-usw.-usw.-Schokolade ist drei Tage später in der Post. Ich greife mit der Hand in die Packung, nehme ein paar von den schokostreuselgroßen Bröseln heraus und stecke sie mir in den Mund. Der Geschmack ähnelt dem von handelsüblicher Schokolade – aber nur entfernt, kaum wahrnehmbar. Wie ein Radiowecker, der unter einem Berg Kopfkissen begraben ist. Die Brösel schmecken vor allem bitter.
    »Was hast du da?«, fragt Julie, als sie in die Küche kommt, um einen Happen zu essen.
    »Reine Schokolade«, sage ich.
    Reflexartig halte ich ihr die Packung hin. Sie nimmt eine Handvoll Brösel und steckt sie in den Mund.
    Meine Antwort auf ihre Frage hätte fairerweise den Zusatz »…, die wie Waschpulver schmeckt« enthalten müssen, aber alles ging so schnell. Außerdem wollte ich natürlich auch ihre Reaktion beobachten.
    Eine Sekunde vergeht. Zwei Sekunden. Dann macht sie’s. Dasselbe Gesicht wie damals, als uns ein Freund ein Internet-Video zeigte, auf dem zwei Frauen im nicht jugendfreien Umgang miteinander zu sehen waren.
    Alles eine Frage der Portion
    Eines weiß ich genau: Wenn ich mich wirklich gesund ernähren will, muss ich mir noch etwas anderes einfallen lassen als meine »Gesunde-Laster«-Ernährung. Aber ich kann mich noch nicht zum Veganismus durchringen. Oder zur Low-Carb-Kost nach Dr. Atkins. Die Auswahl möglicher Ernährungsprinzipien ist zu groß. Ich kann mich einfach noch nicht entscheiden.
    Inzwischen habe ich aber immerhin
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