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Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)

Titel: Saufit: Von einem, der auszog, nie wieder krank zu werden (German Edition)
Autoren: A. J. Jacobs
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in den letzten 30 Jahren wahrscheinlich mehr Fortschritte gemacht als im gesamten letzten Jahrtausend.
    Doch ich muss auch auf der Hut sein. Inzwischen habe ich eine erstaunliche Menge Mittelchen und Prinzipien entdeckt, die sogar ich mit meiner aktuell noch sehr beschränkten Fachkompetenz schnell als Quacksalberei entlarven konnte. Im Lichte wissenschaftlichen Fortschritts sollten die Tage zweifelhafter medizinischer Errungenschaften à la »Dr. Hammonds Opiumtropfen – für Ihre Nerven nur das Beste« zwar allmählich gezählt sein. Doch weit gefehlt.
    Dank Internet findet so gut wie jede viertel- bis halbgare Theorie unter der Sonne Verbreitung. Typisches Beispiel: die Trepanation. Das ist das Fachwort für die um 6500 vor Christus entwickelte Praxis, Löcher in den Schädel zu bohren, um böse Geister entweichen zu lassen.
    Zu dem Thema machte ich eine kleine Internetrecherche. Und wissen Sie was? Trepanation gibt’s immer noch, wie die Website der International Trepanation Advocacy Group, der Internationalen Gesellschaft der Befürworter der Trepanation, bezeugt. Dort sind grünlich schimmernde Gehirn-Scans neben weißbekittelten Ärzten zu sehen, die komplizierte mathematische Gleichungen an Tafeln schreiben. Ganz eindeutig geht es hier nicht um Trepanation als prähistorische Behandlungstechnik. Nein, es handelt sich um eine völlig wissenschaftliche Bohrmaßnahme, die durchaus auch an Ihrem Schädel durchgeführt werden könnte.
    Andererseits können Quacksalberei und medizinischer Schwindel interessante oder sogar bedeutsame Facetten aufweisen. Kleines Beispiel: 1773 machte einer der Anführer der Boston Tea Party diese erst zu dem, was sie war, indem er behauptete, Tee schade der Gesundheit. So gesehen fußt die gesamte Geschichte unseres Landes auf einer völlig unsinnigen medizinischen Behauptung.
    Nun lege ich persönlich jedoch Wert darauf, dass alle Elemente meiner geplanten Rundum-Erneuerung auf wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen beruhen. Ich will knallharte Fakten säuberlich von schwammigen Behauptungen trennen. Und ich muss mich in Acht nehmen vor dem »Neueste-Studien-belegen«-Syndrom. Unser Hirn wird nämlich von »aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen« aller Art magisch angezogen (»Unglaublich, aber wahr: Gebratener Speck ist gut für die Gesundheit!«) und zwar insbesondere, wenn es sich um überraschende Erkenntnisse handelt, die gegen jede Logik Köstlichkeiten von eher zweifelhaftem Ruf zu Heilsbringern erklären. Folglich muss jede aktuelle Studie sorgsam im Kontext der Massen bereits existierender Daten betrachtet werden. Ich will mich daher im Wesentlichen mit Meta-Analysen beschäftigen. Oder am besten mit Meta-Analysen von Meta-Analysen.
    Ich werde stets eine zweite Meinung einholen. Und auch eine dritte, vierte, achte Meinung. Ich werde die Cochrane Collaboration konsultieren – was nach einer dubiosen Verschwörertruppe klingt. Es ist aber der Name eines internationalen, unabhängigen Netzwerks von Wissenschaftlern und Ärzten, das systematische Übersichtsarbeiten zur Bewertung von Therapien erstellt.
    Der Trick dabei wird sein, einerseits wissenschaftliche Behauptungen von zweifelhaftem Wert so weit wie möglich zu ignorieren, sich aber andererseits eine wahrhaft kindliche Begeisterung für alles Neue zu bewahren. Denn gerade die allerneuesten medizinischen Erkenntnisse wirken auf den ersten Blick gelegentlich wie Phantasterei. In dieser fremden Welt gelingt es Forschern, das Lebensalter von Mäusen durch eine Hungerkur knapp oberhalb des Existenzminimums zu verdoppeln und mit Hilfe elektromagnetischer Hirnstimulierung zumindest temporär Gedächtnisleistung und Kreativität zu steigern.
    Vor einiger Zeit las ich ein Zitat von Carl Sagan, seines Zeichens Wissenschaftler, TV -Moderator und Astronom. Ich habe es aufgeschrieben, ausgedruckt und an die Wand über meinem Computer gepinnt. Dieses Zitat wird mein roter Faden für Project Health sein:
»Entscheidend ist ein sorgfältig austariertes Gleichgewicht zwischen zwei zutiefst widersprüchlichen Erfordernissen: einerseits die kritische Prüfung aller Hypothesen, die uns tagtäglich serviert werden – und andererseits größtmögliche Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Denkansätzen.«
    Der Schlachtplan
    Was genau bedeutet es eigentlich, bei maximaler Gesundheit zu sein? Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) hat diesen Zustand dankenswerterweise definiert und es mir damit ermöglicht, ihn in drei Punkten
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