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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Autoren: Don Winslow
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Widerstandsbewegungen für den Krieg gegen die Japaner. Haverford sprach fließend Französisch, Japanisch und Vietnamesisch und konnte sich auch in einigen Teilen Chinas verständlich machen. Auf seine Weise war Ellis Haverford ebenso aristokratisch wie Hel – wenngleich er aus bedeutend reicheren Verhältnissen stammte –, und er gehörte zu jener seltenen Spezies, die sich an jedem Ort der Welt wohlzufühlen scheinen, auch in einem exklusiven japanischen Teehaus.
    Jetzt servierte Kamiko schwachen Tee und brachte mukozuke , ein Tablett mit leichten Gerichten –  sashimi und eingelegtem Gemüse.
    »Das Essen ist gut«, sagte Nikolai auf Japanisch, als Kimoko servierte.
    »Lediglich Abfälle«, antwortete Haverford der Form halber, »aber ich fürchte, etwas Besseres habe ich nicht zu bieten. Es tut mir sehr leid.«
    »Das ist mehr als genug«, sagte Nikolai und verfiel unbewusst in japanische Umgangsformen, wozu er schon seit Jahren keine Gelegenheit mehr gehabt hatte.
    »Sie sind überaus gütig«, erwiderte Haverford.
    Nikolai, der sich Kamikos passiver Aufmerksamkeit bewusst war, fragte: »Sollen wir die Sprache wechseln?«
    Haverford wusste bereits, dass Hel Englisch, Französisch, Russisch, Deutsch, Chinesisch, Japanisch und auch ein bisschen Baskisch sprach, so dass ihnen genug Sprachen zur Auswahl standen. Er schlug Französisch vor, und Nikolai ging darauf ein.
    »Also«, sagte Nikolai, »Sie bieten mir hunderttausend Dollar, meine Freiheit, einen costa-ricanischen Reisepass und die Privatadressen von Major Diamond und seinen Mitarbeitern, wenn ich Ihnen einen Dienst erweise, bei dem es sich vermutlich um Mord handelt.«
    »›Mord‹ ist ein hässliches Wort«, entgegnete Haverford, »aber Sie haben die Eckdaten des Deals korrekt umrissen, ja.«
    »Warum ich?«
    »Sie verfügen über ein paar außergewöhnliche Eigenschaften«, sagte Haverford, »sowie gewisse, für den Auftrag erforderliche Fähigkeiten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das müssen Sie vorläufig noch nicht erfahren.«
    »Wann fange ich an?«, fragte Nikolai.
    »Die Frage ist eher wie.«
    »Na schön. Wie fange ich an?«
    »Zunächst«, antwortete Haverford, »reparieren wir Ihr Gesicht.«
    »Gefällt es Ihnen nicht?«, fragte Nikolai. Die Fäuste und Knüppel von Major Diamond und dessen Leuten hatten sein einst ansprechendes Antlitz in eine schiefe, geschwollene und zusammenhanglose Masse verwandelt.
    Nikolai hatte bis zum Mord an Kishikawa-san für die Amerikaner als Übersetzer gearbeitet; dann hatten Diamond und seine Gorillas ihn zunächst verprügelt und anschließend grausamen Experimenten mit bewusstseinsverändernden Psychopharmaka unterzogen. Der Schmerz war schlimm genug gewesen, die Entstellungen noch schlimmer, aber am meisten quälten Nikolai der Kontrollverlust, die entsetzliche Hilflosigkeit und das Gefühl, von Diamond und seinen widerlichen Handlangern um sein Selbst beraubt worden zu sein, mit dem sie dann spielten wie verzogene, dumme Kinder mit Tieren.
    Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich mich um sie kümmern, dachte er. Um Diamond und seine Schläger, um den Arzt, der seinem »Patienten« die Spritzen verabreicht und deren Wirkung er mit kaltblütigem, klinischem Interesse ver folgt hatte – sie alle werden mich wiedersehen, wenn auch nur kurz und unmittelbar vor ihrem Tod.
    Zuerst aber muss ich mich mit Haverford einigen, denn ich brauche ihn, um Rache zu üben. Immerhin ist er interessant – elegant gekleidet, zweifellos gebildet und offensichtlich ein Spross der sogenannten amerikanischen Aristokratie.
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Haverford. »Ich denke nur, wenn man etwas beschädigt hat, sollte man es auch wieder reparieren. Das erscheint mir nur fair.«
    Haverford will mir auf recht unamerikanisch subtile Art weismachen, dachte Nikolai, dass er nicht zu denen gehört. Aber natürlich tut er das, seine Kleidung und der Columbia-Abschluss sind nur die Patina auf demselben rissigen Gefäß. Er fragte: »Was, wenn ich es vorziehe, nicht ›repariert‹ zu werden?«
    »Dann, fürchte ich, würden wir unsere Vereinbarung lösen müssen«, erwiderte Haverford gut gelaunt und froh, dass die französische Sprache das in Englisch viel unerbittlicher klingende Ultimatum abschwächte. »Ihr derzeitiges Erscheinungsbild würde Fragen aufwerfen, deren Antworten nicht zu der Tarnung passen, die wir unter Aufwendung großer Mühen für Sie gefunden haben.«
    »›Tarnung‹?«
    »Eine neue Identität «,
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