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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Autoren: Don Winslow
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Überlegenheit und Herablassung raushängen, dass man einfach Lust bekam, ihm wehzutun.
    Diamond dachte, er hätte all das weit hinter sich gelassen, als er zur neuen CIA gewechselt war und Japan für einen Auftrag in Südostasien verlassen hatte, aber dieser nervige Hel hing an ihm wie der Schweif eines Papierdrachen. Sie hätten ihn hinrichten sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatten – und jetzt sollte er als Spion eingesetzt werden?
    Genau wie dieser schwule Sozi Haverford, noch so ein verzogenes, besserwisserisches kleines Arschloch. Scheiße, Mann, Haverford hatte im Krieg für die Viet Minh gekämpft, und was zum Teufel war Ellis überhaupt für ein Name?
    Jetzt sagte Haverford: »Hel war weder ein kommunistischer Agent noch ein Agent der Sowjets oder sonst irgendein Agent. Wie übrigens das von Ihnen geführte ›Verhör‹ ergeben hat.«
    Haverford verachtete Diamond, angefangen von seinem Aussehen bis in den Kern seiner nicht vorhandenen Seele. Mit seinen schmalen Lippen und den hängenden Lidern ähnelte der Mann einer viel zu hoch gestimmten Gitarre, und innerlich war er noch hässlicher. Ein kleinbürgerlicher Schläger, der einen begeisterten Nazi abgegeben hätte, wäre er nicht – zu seinem Leidwesen – zufällig als Amerikaner auf die Welt gekommen. Diamond gehörte zu der Sorte Gemein dienstler, wie sie die Armee massenweise hervorbrachte – fantasielos, brutal und voller Vorurteile, die von keinem Gedanken oder intelligenten Zweifel geschmälert wurden.
    Haverford hasste ihn, die gesamte gesellschaftliche Klasse, aus der er stammte, und was diese in Bezug auf die amerikanischen Beziehungen nach Fernost anzurichten drohte.
    John Singleton, Leiter der für Asien zuständigen Abteilung der CIA, saß an seinem riesigen Schreibtisch und verfolgte den Schlagabtausch. Weißes Haar fiel in sein zerfurchtes Gesicht wie Schnee auf ein zerklüftetes Felsmassiv, seine hellblauen Augen hatten die Farbe von Eis.
    Er war im wahrsten Sinne ein ›kalter Krieger‹; genau genommen der kälteste Mensch, den Haverford je kennengelernt hatte.
    Singletons Skrupellosigkeit hatte ihn zur Legende gemacht. Er wurde als graue Eminenz der Washingtoner Geheimdienstgemeinde respektiert – sogar gefürchtet –, von Foggy Bottom bis Capitol Hill, sogar bis in die Pennsylvania Avenue hinein.
    Und das aus gutem Grund, dachte Haverford. Im Vergleich zu Singleton war Machiavelli ein naiver Chorknabe und die Borgias Modelle für ein Gemälde von Rockwell. Neben Singleton sähe selbst der Teufel aus wie der Engel Lucifer – vor seinem Fall.
    Singleton war während des Krieges Leiter der Abteilung für Asien beim OSS, dem Amt für strategische Dienste, und man sagte ihm nach, für Guerilla-Operationen in China und Vietnam verantwortlich gewesen zu sein sowie die Entscheidung, Bomben über Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, maßgeblich beeinflusst zu haben.
    Nach dem Krieg hatte er den »Verlust« Chinas, die überraschende Invasion Koreas und sogar die Angriffe von McCarthy und seinen Gefolgsleuten politisch überlebt.
    Tatsächlich war Singleton jetzt wahrscheinlich mächtiger als je zuvor, ein Umstand, den seine zahlreichen Feinde, wenn auch stillschweigend, seiner engen Beziehung zum Teufel zuschrieben.
    Jetzt blickte er die beiden rivalisierenden Beamten über seinen Schreibtisch hinweg an.
    »Ist Hel instabil?«, fragte er Haverford.
    »Im Gegenteil«, entgegnete dieser. »Ich habe noch nie einen so selbstbeherrschten Menschen erlebt wie Nikolai Hel.«
    »Was ist los, haben Sie sich in den Kerl verknallt oder was?«, mischte Diamond sich ein und grinste anzüglich.
    »Nein, ich bin nicht in ihn verknallt«, gab Haverford müde zurück.
    »Blasen Sie die Aktion ab, Sir«, sagte Diamond zu Singleton. »Es ist zu riskant und Hel ist eine tickende Zeitbombe. Ich habe sehr viel zuverlässigere Auftragskiller in Südchina, die wir losschicken kö…«
    »Hel ist perfekt«, sagte Haverford.
    »Und warum?«, fragte Singleton.
    Haverford erläuterte seine Gründe – Hel sprach fließend Chinesisch, Russisch und Französisch, er war in den Kampfkünsten ausgebildet und dem Auftrag nicht nur gewachsen, sondern in der Lage, ihn so ausführen, dass die Todesursache ungeklärt bleiben würde – ein ganz entscheidender Faktor.
    »Warum ist Französisch wichtig?«, fragte Diamond, der Ärger witterte.
    »Deshalb haben wir Sie zum Briefing bestellt«, sagte Singleton. »Ellis?«
    »Hel wird als französischer
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