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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Autoren: Don Winslow
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Waffenhändler getarnt agieren«, sagte Haverford und freute sich auf Diamonds Unbehagen, »und den Viet Minh Waffen verkaufen.«
    Tatsächlich verzogen sich Diamonds Lippen zu einer Grimasse.
    »Da dies in Ihren Zuständigkeitsbereich in Indochina fällt«, sagte Singleton, »sollten Sie davon wissen.«
    Na großartig, dachte Diamond. Hab ich nicht schon genug damit zu tun, zu verhindern, dass die Froschfresser einen wei teren Krieg anzetteln, ohne dass meine eigenen Leute dem Feind Hilfe schicken? »Sie wollen mir aber nicht erklären, dass Sie …«
    »Natürlich nicht. Das ist nur die Tarnung, unter der Hel nach Peking einreisen wird«, sagte Haverford. »Wir wollten verhindern, dass Sie überreagieren, wenn sich auf Ihrem Radar etwas davon abzeichnet.«
    Diamond funkelte Haverford wütend an. »Passen Sie bloß auf, dass sich Ihr Junge aus meinem Gebiet raushält.«
    »Keine Sorge.«
    Aber Diamond machte sich Sorgen. Wenn Operation X bekanntwürde – und die Rolle, die er dabei spielte – und wenn die Kunde bis nach Washington drang …
    »X« war eine von den Froschfressern geleitete Operation in Indochina, weshalb er geglaubt hatte, alles bliebe schön in trockenen Tüchern. Aber jetzt drohte diese Helgeschichte Staub aufzuwirbeln.
    Diamond wandte sich an Singleton. »Sir, ich möchte über alle Phasen der Operation unterrichtet werden, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Sie werden informiert«, versicherte ihm Singleton. »Ellis, halten Sie ihn über jeden einzelnen Ihrer Schritte auf dem Laufenden.«
    »Ja, Sir.«
    »Und, Ellis, wenn Sie noch einen Augenblick haben …«
    Diamond verließ die Besprechung. Nikolai Hel auf freiem Fuß, dachte er im Fahrstuhl. Unwillkürlich spürte er ein Zittern im Bein. Mach dir nichts vor, dachte er, du hast Schiss vor dem Kerl, und zwar aus gutem Grund. Das ist ein ausgebildeter Killer, und er ist stinksauer auf dich.
    Und dann ist da noch Operation X.
    Wenn auch nur das Geringste durchsickert.
    Das durfte er nicht zulassen.
    »Kennt Hel die Identität der Zielperson?«, fragte Singleton Haverford.
    »Ich habe sie ihm noch nicht mitgeteilt.«
    Singleton dachte kurz darüber nach und fragte dann: »Ist was dran an dem, was Diamond sagt? Dass Hel eine tickende Bombe ist?«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Haverford. »Aber ich habe Vorsichtsmaßnahmen getroffen und einen Anker vorbereitet – wenn sie mir den Metaphernmix gestatten.«
    Singleton entließ Haverford. Dann erkundigte er sich bei seiner Sekretärin nach den weiteren Terminen und stellte fest, dass ihm ein paar Augenblicke zum Nachdenken blieben. Er ging in sein privates Arbeitszimmer, setzte sich an den Schreibtisch und betrachtete das Go-Brett vor sich.
    Seit einigen Wochen beschäftigte er sich jetzt schon mit dieser Partie gegen sich selbst, und die Formen der gegnerischen Steine bekamen allmählich etwas Wunderschönes. Im erlesenen Zusammenspiel der Gegensätze von Yin und Yang hätte man sie beinahe als anmutig bezeichnen können. Nur auf dem go-kang versprach das Leben vollkommene Ausgewogenheit.
    Diamond würde Diamond bleiben und Haverford immer Haverford – sie waren die Fixpunkte auf dem Spielbrett.
    Aber Hel …
    Singleton bewegte einen schwarzen Stein.
    Er würde schon bald die Identität seiner Zielperson erfahren, und das würde, sagen wir mal, seine Motivation noch verstärken.
    Aber um was zu tun?
    Wie würde der Go-Spieler reagieren? Sicher war es keine Übertreibung, wenn man behaupten wollte, dass die unmittelbare Zukunft Asiens von der komplexen Persönlichkeit Nikolai Hels abhing.
    Ein »Anker«, sinnierte Singleton.
    Wie interessant.

6
    Solange war so schön wie ihr Name.
    Ihr Haar hatte die Farbe von gesponnenem Gold, versetzt mit wallenden Strähnen aus Bernstein, ihre Augen waren so grün wie Smaragde. Die gebogene Adlernase erinnerte daran, dass einst die Römer ihre Heimat, das Languedoc, be setzt hatten, ihre vollen Lippen aber konnten nur französisch sein. Eine Handvoll Sommersprossen zierten ihren ansonsten perfekten Porzellanteint, und die sanft geschwungene Silhouette ihrer hohen Wangenknochen verhinderte eine andernfalls möglicherweise unvorteilhafte Strenge. Sie war groß, nur einen Kopf kleiner als Nikolai, hatte lange Beine und einen tollen Körper. Das schlichte, aber elegante blaue Kleid spannte über ihren Brüsten.
    Am meisten berührte Nikolai ihre Stimme. Sie war tief, dabei aber sanft, mit jener eigentümlichen gallischen Weichheit, die gleichermaßen
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