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Saschas Sklavin

Saschas Sklavin

Titel: Saschas Sklavin
Autoren: Sascha A. Hohenberg
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Gänsemarsch dicht hinter mir her. Abstand weniger als fünf Meter und nicht mehr werden lassen. Die Sicht wird sich rapide verschlechtern. Denkt daran, euer Hintermann hängt mit an eurer Aufmerksamkeit. Wolfgang, du als bester Fahrer machst das Schlusslicht. Sollte jemand den Vordermann verpassen, warten, Motor abstellen, horchen und in die Richtung vom Motorenlärm weiterfahren. Nach hundert Metern die gleiche Prozedur. Wenn ich bei der Hütte bin, und es fehlen welche, werde ich solange einen Höllenlärm machen, bis alle da sind. Ich werde aber nicht suchen gehen. Das bringt nichts. Klar? Wenn der Sturm losbricht, sind alle Spuren in Sekundenschnelle verschwunden.»
    Als alle genickt hatten, rief er unter seinem Gesichtsschutz hervor: «Also, dann los!»
    Er startete seine Maschine und wartete, bis alle ihr OK-Zeichen gaben. Dann fuhr er langsam aber zielsicher los. Nur mit etwa zwanzig Stundenkilometer ging es in Richtung Hütte, so hofften wir zumindest. Es war schlagartig dunkler und der Schneefall dichter geworden. Auch rüttelte bereits ein leichter Wind an unseren Nerven. Selbst bei dem kurzen Abstand von nicht einmal fünf Metern war der Vordermann kaum noch auszumachen.
    Nach ein paar Minuten, aber gefühlten zehn Stunden, tauchte plötzlich vor uns, wie aus dem Nichts, die Hütte auf. Schön war sie wirklich nicht, groß auch nicht, vielleicht sechs mal fünf Meter. Wir stellten alle unsere Schlitten so dicht wie möglich an die Hauswand und nahmen Besitz von unserem Unterschlupf. Im Inneren sah sie noch kleiner aus. Nach vorne hinaus, rechts und links neben der Tür, sorgten zwei kleine Fenster für natürliche Beleuchtung. Allerdings drang jetzt kaum noch Tageslicht in die Hütte. Auf der einen Seite im Raum gab es eine Eckbank mit Tisch und vier Stühlen, auf der anderen Seite andeutungsweise so etwas wie eine Küche. Dazwischen an der Rückwand ein schöner und großer Kamin. Über dem Kamin, so etwa in einer Höhe von anderthalb Metern eine Fläche von vier mal zwei Metern, integriert in den Kamin.
    «Aha», meinte einer aus unserer Truppe. «Der Schlafbereich mit eingebauter Fußbodenheizung.»
    Heimo erwiderte knochentrocken: «Richtig, das wird schön warm da oben, aber erfahrungsgemäß sind wir am nächsten Morgen auch gut geräuchert. Soll ja haltbar machen, was euch Mackern bestimmt nichts schaden kann!»
    Erleichtert stellte ich fest, dass unser Reiseführer anscheinend wieder seine gute Laune gefunden hatte. Konnte er auch. Nicht nur, dass er uns alle ohne Schaden und Verluste zur Hütte geführt hatte, er hatte auch in einem kleinem Nebenraum ein gut gefülltes Holzlager entdeckt.
    Kaum ein Wimpernschlag später hatte der Sturm all seine Geister losgelassen. Es pfiff angsteinflößend durch alle Ecken, als das Toben, begleitet mit dichtestem Schneefall, losging. Hastig schlossen wir die Tür. Mit einem Blick durch die Fenster stellten wir fest, dass es draußen am helllichten Mittag fast stockdüster geworden war.
    Das alles tangierte uns nur noch am Rande. Schon Minuten nach unserem Einzug prasselte ein herrliches Feuer und strömte wohlige Wärme aus. Über dem Feuer hing ein Teekessel, in dem Heinz, unser selbsternannter Smutje, eine Bowle angesetzt hatte, mit der man Löcher in die Tischdecke hätte brennen können, wenn dann eine vorhanden gewesen wäre.
    Wir saßen alle zusammengedrängt um den Tisch herum. Ein Windlicht, das über uns baumelte, und ein kaum auszumachender Lichtschein von draußen gaben gerade genug Helligkeit, um unsere Gesichter erkennen zu lassen. Wir alle hielten uns an einer Tasse fest und schlürften genüsslich an dem Tee mit Alkohol, oder besser Alkohol mit Tee. So schön von außen und innen angewärmt hätten wir uns eigentlich sehr wohl fühlen müssen. Allein, wir vermissten die Verbindung zur Außenwelt. Da es offensichtlich in der Hütte keinen Strom gab, fehlte natürlich auch der Fernseher. Fast undenkbar in unserem Zeitalter. Ernst versuchte zum wiederholten Male und ohne Erfolg, mit seinem Handy in ein Netz zu gelangen. Schließlich gab er auf. Es drohte Langeweile aufzukommen, da keiner so richtig etwas mit sich und den anderen anzufangen wusste.
    Plötzlich ergriff unser Reiseführer das Wort und erklärte: «Wenn wir, und das kommt schon Mal vor, in solch einer Hütte feststecken, erzählen wir uns Geschichten. Das müssen wir jetzt auch machen.» 
    «Was sind das: Geschichten?», fragte einer und alle lachten. Der erste Schritt in Richtung
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