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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Stimme ihr Wi-
    derwille gegen den gesamten Abend mitschwang: „Wirklich,
    Sie sollten sich nicht im Dunkeln an fremde Leute anschlei-
    chen. Das gehört sich nicht für einen Gentleman."
    Sofort gab er mit tiefer Stimme zurück: „Ich bitte vielmals
    um Verzeihung. Natürlich könnte man auch dagegenhalten,
    dass es nicht gerade ladylike ist, im Dunkeln zu lauern."
    „Ah. Da liegen Sie aber falsch. Ich lauere nicht im Dunkeln.
    Ich verstecke mich. Das ist etwas ganz anderes." Sie zog sich
    weiter in die Schatten zurück.
    „Ich werde Sie nicht verraten", sagte er leise, fast als könnte
    er ihre Gedanken lesen. „Sie können sich genauso gut zeigen:
    Sie sitzen jetzt nämlich in der Falle."
    Hinter sich spürte Callie die stachelige Hecke, vor ihr hatte
    sich ihr Peiniger aufgebaut, und sie wusste, dass er recht hat-
    te. Verärgert seufzte sie. Wie viel schlimmer kann dieser Abend
    denn noch werden? In diesem Augenblick trat er ins Mondlicht,
    sodass Callie ihn erkannte. Damit hatte sie ihre Antwort. Noch
    viel schlimmer.
    Vor ihr stand der Marquess of Ralston - charmant, umwer-
    fend attraktiv und einer der berüchtigtsten Lebemänner Lon-
    dons. Sein Ruf war ebenso verrucht wie sein Lächeln, das er
    gerade direkt auf Callie richtete. „O nein", flüsterte sie, und
    es gelang ihr nicht, ihre Verzweiflung zu verbergen. Sie konnte
    nicht zulassen, dass er sie sah. Nicht in diesem Aufzug, nicht
    wenn sie aufgedonnert war wie ein Pfingstochse. Ein sonnen-
    untergangsorangefarbener Pfingstochse.
    „Was soll daran denn so schlimm sein, Kindchen?" Das läs-
    sige Kosewort wärmte ihr das Herz, während sie gleichzeitig
    nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt. Er stand so nahe
    vor ihr, dass sie ihn hätte berühren können, überragte sie um
    mindestens sechs Zoll. Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie
    sich klein. Beinahe zart. Ich muss hier weg.
    „Ich ... ich muss gehen. Wenn man mich hier sehen würde ...
    mit Ihnen ..." Sie beendete den Satz nicht. Was dann passieren
    würde, wusste er ohnehin.
    „Wer sind Sie?" Er kniff die Augen zusammen, musterte ihre
    Züge in der Dunkelheit. „Warten Sie ..." Sie stellte sich vor, wie
    in seinem Blick das Erkennen aufblitzte. „Sie sind Allendales
    Tochter. Ich habe Sie heute Abend schon bemerkt."
    Darauf konnte sie sich eine spöttische Antwort nicht ver-
    kneifen. „Das kann ich mir vorstellen, Mylord. Ich war schließ-
    lich kaum zu übersehen." Sofort hielt sie sich die Hand vor den
    Mund, selbst schockiert von dieser ungebührlichen Bemerkung.
    Er lachte. „Ja. Nun ja, das Kleid ist vielleicht nicht übermä-
    ßig schmeichelhaft."
    Ihr entschlüpfte ein Lachen. „Wie überaus diplomatisch von
    Ihnen. Sie dürfen es gern zugeben. Ich sehe darin viel zu sehr
    aus wie eine Aprikose."
    Diesmal lachte er laut heraus. „Ein passender Vergleich. Die
    Frage wäre noch, ob es möglich ist, genau richtig wie eine Ap-
    rikose auszusehen?" Er bat sie mit einer Geste, wieder auf der
    Bank Platz zu nehmen, und nach kurzem Zögern setzte sie
    sich.
    „Wahrscheinlich nicht." Sie lächelte über das ganze Gesicht,
    erstaunt, dass sie seine Zustimmung bei Weitem nicht so demü-
    tigend fand, wie sie erwartet hätte. Nein, im Gegenteil, sie fand
    es eher befreiend. „Meine Mutter ... sie hätte so gern eine Toch-
    ter, die sie anziehen kann wie eine Porzellanpuppe. Leider wer-
    de ich ihr diesen Wunsch nie erfüllen können. Ich warte schon
    sehnlichst darauf, dass meine Schwester debütiert und meine
    Mutter von mir ablenkt."
    Er setzte sich neben sie. „Wie alt ist Ihre Schwester denn?"
    „Acht", versetzte sie betrübt.
    „Ah. Nicht gerade ideal."
    „Das ist die Untertreibung des Abends." Sie sah hinauf in
    den sternenübersäten Himmel. „Nein, bis meine Schwester in
    die Gesellschaft eingeführt wird, bin ich schon längst eine alte
    Jungfer."
    „Wieso sind Sie sich so sicher, dass aus Ihnen einmal eine alte
    Jungfer wird?"
    Sie warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. „Auch wenn
    ich Ihre Ritterlichkeit zu schätzen weiß - mit Ihrer gespielten
    Unwissenheit beleidigen Sie uns doch bloß beide." Als er nicht
    antwortete, starrte sie auf ihre Hände hinab und erwiderte:
    „Große Auswahl habe ich schließlich keine."
    „Wie das?"
    „Freie Auswahl habe ich offenbar nur unter den Verarmten,
    den Uralten und den Todlangweiligen", erwiderte sie und zähl-
    te ihre Optionen dabei an den Fingern ab.
    Er lachte. „Das kann ich kaum glauben."
    „Aber es
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