Sarah Maclean
Aber
nur, um dir eine Freude zu machen."
Er lachte auf und verzog gleich darauf das Gesicht, weil sein
Arm wie Feuer brannte. „Wie großherzig von dir."
„Natürlich ist dir bewusst, was passieren wird, wenn wir die-
sen Punkt auch abhaken?"
Ralston betrachtete sie aus schmalen Augen. „Was denn?"
„Ich werde eine neue Liste anfangen müssen."
Er stöhnte. „Nein, Callie. Die Zeit der Listen ist vorüber. Es
grenzt an ein Wunder, dass ich die hier überlebt habe."
„Auf meiner neuen Liste steht nur ein Punkt."
„Das klingt mir sehr gefährlich."
„Oh, das ist es auch", stimmte sie glücklich zu. „Sehr gefähr-
lich. Vor allem für deinen Ruf."
Nun wurde er neugierig. „Was ist das für ein Punkt?"
„Einen Wüstling bessern."
Er überlegte, und dann zog er sie an sich und küsste sie tief.
Als er sich von ihr löste, legte er seine Stirn an die ihre und flüs-
terte: „Abgemacht."
Callie bemühte sich, ganz zwanglos zu wirken, als sie
aus dem stickigen Ballsaal von Worthington House floh
und die breite Marmortreppe in den dunklen Park hi-
nunterging. Sie verspürte Erregung, als sie in die Schatten des
Heckenlabyrinths eintauchte. Die Dunkelheit, zusammen mit
dem warmen Sommerabend und dem süßen, berauschenden
Duft des Lavendels betörten ihre Sinne, während sie dem ge-
wundenen Pfad durch das Labyrinth folgte.
Nach dem Duell hatte es sich wie ein Lauffeuer herumge-
sprochen, dass Lady Calpurnia Hartwell und der Marquess of
Ralston in ungehöriger Umarmung ertappt worden seien, und
zwar in aller Öffentlichkeit. Als reichte das nicht schon, fügten
die Klatschbasen an, sei am Ort dieses skandalösen Geschehens
kurz davor ein Duell ausgetragen worden.
Sie kam zu einer Art Lichtung, in deren Mitte ein großer
Springbrunnen stand, der im Mondlicht glänzte. Innerhalb der
Lichtung blieb sie stehen, nahm den Anblick in sich auf, der ihr
nach all den Jahren immer noch vertraut war. Ihr Herz begann
zu rasen, als sie auf den Springbrunnen zuging und mit einer
Hand in das kühle Wasser fasste, das von den Puttenkörpern
herabperlte.
Einen Moment später umfasste sie von hinten ein starker
Arm und zog sie an eine breite, harte Brust. Sie konnte nicht
aufhören zu lächeln, während Ralston ihr verrucht ins Ohr
flüsterte: „Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde,
als ein Lakai mir die skandalöse Einladung zu einem heimli-
chen Stelldichein brachte." Seine Lippen drängten sich heiß
in ihren Nacken und leckten sie dort, sodass es ihr kalt den
Rücken hinablief. „Sie sind eine ernsthafte Gefahr für meinen
Ruf, Lady Ralston."
Sie seufzte ob dieser Liebkosung und erwiderte: „Du vergisst,
mein Lieber, dass ich alles von dir gelernt habe." Sie drehte sich
in seinen Armen um, fuhr ihm durch das Haar und sah ihm in
die lächelnden Augen. „Du hast aus mir eine rechte Lebedame
gemacht."
Ja, sie beide hatten sich verändert.
Nicht dass das groß eine Rolle gespielt hatte.
Sie hatten nach knappen vierzehn Tagen geheiratet. Da Ox-
ford allen Gerüchten über Wetten und Duelle und sein eigenes
Verhältnis zu Callie die Nahrung entzog und Ralston offenbar
glühend in seine neue Braut verliebt war, fiel es den Klatsch-
tanten schwer, für diese hastige Hochzeit andere Gründe zu
vermuten als drängende Liebe - und die vornehme Welt schien
überaus bereit, sowohl dem Marquess als auch seiner frisch ge-
backenen Marchioness etwaige kleine Verstöße gegen den guten
Ton nachzusehen.
„Ah, was bin ich doch für ein glücklicher Mann, so eine Le-
bedame zur Frau zu haben", erklärte er, ehe er ihr die Lippen
mit einem Kuss verschloss, bei dem sie weiche Knie bekam.
„Du darfst mich jederzeit in die Dunkelheit locken, meine
Schöne. Eigentlich ...", er hielt inne, küsste sie auf den Hals,
legte eine feurige Spur mit seinen Küssen, „... würde es mir
sehr gefallen, wenn du mich nach Hause bringen und mich dir
dort vorknöpfen würdest. Meinst du, wir können sofort auf-
brechen?"
Sie lachte, genoss jeden Moment dieses skandalösen Ge-
sprächs. „Da dies der erste Ball ist, den wir als Mann und Frau
besuchen, bin ich der Ansicht, dass wir uns nicht im Schutz der
Dunkelheit davonschleichen können, ohne alle Chancen zu zer-
stören, je wieder eingeladen zu werden."
Er strich ihr mit der Zunge über das Schlüsselbein, umfass-
te eine Brust mit den Händen, murmelte: „Wäre das denn so
schlimm? Denk an all die Dinge, die wir
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