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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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Rock
    wegschob, seine Brust abtastete, die Wunde suchte.
    Sie lebt noch.
    Erleichterung überlief ihn, heiß, verwirrend, und er hatte nur
    Augen für sie, wiederholte im Geist immer wieder, dass sie noch
    lebte und unverletzt war, bis die Wahrheit in ihm donnernd wi-
    derhallte. Der Ansturm der Gefühle, den er in den wenigen Au-
    genblicken vor seiner Verletzung erlebt hatte - die Angst, sie
    verloren zu haben, dass sie verletzt worden sein könnte - raubte
    ihm den Atem.
    Vor Schmerz sog er zischend den Atem ein, als sie seinen Arm
    berührte, und sie erstarrte. Mit Tränen in den Augen sah sie ihn
    an. „Wo bist du verletzt?"
    Er schluckte den Kloß hinunter, der sich bei ihrem Anblick in
    seiner Kehle gebildet hatte - sie war so besorgt, so schmerzer-
    füllt, so in ihn verliebt. Alles, was er noch wollte, war, sie in die
    Arme zu schließen.
    Aber zuerst wollte er sie durchschütteln.
    „Was zum Teufel machst du hier?", brach es aus ihm heraus,
    und es kümmerte ihn nicht, dass sie vor Überraschung die Au-
    gen auf riss.
    „Gabriel", unterbrach Nick leise und schnitt den Ärmel von
    Raistons Rock mit einem Messer ab, „pass doch auf."
    „Jetzt nicht!" Ralston wandte sich wieder an Callie. „Du
    kannst doch nicht einfach quer durch London gondeln, wann
    immer du Lust dazu verspürst, Callie."
    „Ich bin gekommen, um dich zu retten ...", begann Callie und
    verstummte.
    Ralston lachte auf. „Mir scheint, du hast stattdessen dafür
    gesorgt, dass ich angeschossen werde."
    Er hörte kaum, wie Oxford unsicher erklärte: „Ich habe da-
    nebengeschossen."
    „Gabriel." Nicks Stimme bekam einen warnenden Unterton,
    während er den Ärmel vom Rock wegriss. Gabriel zuckte zu-
    sammen. Er war sich sicher, dass Nick seine Schmerzen genoss.
    „Es reicht."
    „Und Sie!", ging Ralston auf Benedick los. „Was zum Teufel
    haben Sie sich dabei gedacht, sie hierher zu bringen?"
    „Ralston, Sie wissen so gut wie ich, dass sie sich nicht aufhal-
    ten lässt."
    „Sie müssen Ihre Frauen besser unter Kontrolle bekommen,
    Allendale", erklärte Ralston und wandte sich an Callie. „Wenn
    du meine Frau bist, sperre ich dich ein, das schwöre ich."
    „Gabriel!" Nick war zornig.
    Ralston war es egal. Er wandte sich an seinen Bruder, wäh-
    rend der Wundarzt neben ihm niederkniete und die Schuss-
    wunde begutachtete. „Sie hätte getötet werden können."
    „Und was ist mit dir?" Diesmal ergriff Callie das Wort, ihre
    eigene aufgestaute Energie machte sich in einem Zornesaus-
    bruch Luft. Überrascht drehten sich die Männer zu ihr um.
    „Was ist mit dir und deinem idiotischen Plan, meine Ehre da-
    durch wiederherzustellen, dass du mitten im Nirgendwo mit
    Schusswaffen herumspielst - und zwar mit Oxford ?" Sie sprach den Namen des Lords voll Verachtung aus. „Wie die Kinder. Was
    für eine lächerliche, unnötige, durch und durch männliche V or-
    gehensweise ... wer duelliert sich denn heutzutage noch?"
    „Ich habe danebengeschossen", warf Oxford ein.
    „Ach, Oxford, wen interessiert das schon", erwiderte Callie,
    ehe sie sich wieder Ralston zuwandte und sagte: „Du hast dir
    Sorgen um mich gemacht? Was meinst du, wie ich mich gefühlt
    habe, als ich den Schuss gehört habe? Als ich den Mann, den ich
    liebe, zu Boden gehen sah? Von allen selbstsüchtigen Dingen,
    die du im Leben schon gemacht hast, Gabriel - und ich könnte
    mir vorstellen, dass da eine ganze Menge zusammenkommt - ist
    dies das arroganteste und ekelhafteste!" Sie weinte jetzt, ent-
    weder unfähig oder nicht willens, die Tränen zu unterdrücken.
    „Was soll ich denn tun, wenn du stirbst?"
    Beim Anblick ihrer Tränen verließ ihn jeder Kampfesmut. Er
    konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie sich um ihn Sor-
    gen machte. Er schüttelte den Wundarzt ab und umfasste ihr
    Gesicht mit den Händen, achtete dabei nicht auf die Schmer-
    zen in seinem Arm, als er sie an sich zog und entschlossen sagte:
    „Ich werde nicht sterben, Callie. Es ist nur eine Fleischwunde."
    Diese Worte, ein Widerhall dessen, was sie zu ihm vor vielen
    Wochen im Fechtclub gesagt hatte, entlockte ihr ein Lächeln.
    „Was weißt du schon von Fleischwunden?", konterte sie.
    Er lächelte. „So ist es recht." Er küsste sie sanft, ohne sich
    dabei von den anderen stören zu lassen, und fügte hinzu: „Wir
    haben einfach beide Narben am Arm." Darauf füllten sich ihre
    Augen wieder mit Tränen. Skeptisch betrachtete sie seine Wun-
    de, doch er versicherte ihr: „Ich werde nicht
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