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Sarah Maclean

Sarah Maclean

Titel: Sarah Maclean
Autoren: Mit neun verruchten Dingen einen Lord bezwingen
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ist wahr. Ich gehöre nicht zu den jungen Damen, de-
    nen die Gentlemen zu Füßen liegen. Jeder, der Augen im Kopf
    hat, kann das sehen."
    „Ich habe Augen. Und ich sehe nichts dergleichen." Seine
    Stimme wurde tiefer, samtweich, und dann strich er ihr über
    die Wange. Sie hielt den Atem an und staunte, mit welcher In-
    tensität sie sich seiner Nähe bewusst war.
    Unwillkürlich drängte sie sich der Liebkosung entgegen,
    schmiegte sich in die Berührung, als er ihr Kinn umfasste. „Wie
    heißen Sie?", fragte er leise.
    Sie zuckte zusammen, wusste nur zu gut, was ihr bevorstand.
    „Calpurnia", sagte sie ergeben und schloss die Augen. Der ext-
    ravagante Name war ihr peinlich - nur eine hoffnungslos ro-
    mantische, von Shakespeare besessene Mutter käme auf die
    Idee, ihr Kind mit einem solchen Vornamen zu belasten.
    „Calpurnia." Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen.
    „Nach Cäsars Gattin?"
    Mit hochrotem Gesicht nickte sie.
    Er lächelte. „Ich muss wohl die Bekanntschaft Ihrer Eltern
    suchen. Das ist ein wahrhaft kühner Name."
    „Ich finde ihn einfach schrecklich."
    „Unsinn. Calpurnia war Cäsars Kaiserin - sie war stark und
    schön, klüger als die Männer um sie herum. Sie konnte in die
    Zukunft sehen und ließ sich auch vom Mord an ihrem Gatten
    nicht aus der Bahn werfen. Sie ist eine wundervolle Namens-
    vetterin." Beim Sprechen schüttelte er ihr Kinn.
    Nach diesem freimütigen kleinen Vortrag war sie erst einmal
    sprachlos. Ehe sie etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Und jetzt
    muss ich mich verabschieden. Und Sie, Lady Calpurnia, müs-
    sen in den Ballsaal zurückkehren, mit hoch erhobenem Haupt.
    Glauben Sie, dass Sie das können?"
    Er tätschelte ein letztes Mal ihr Kinn und erhob sich. Sobald
    er nicht mehr neben ihr saß, wurde ihr kalt, und sie stand eben-
    falls auf. Mit glänzenden Augen meinte sie: „Ja, Mylord."
    „Braves Mädchen." Er beugte sich noch einmal näher und
    flüsterte ihr zu, wobei sein Atem warm über ihren Nacken
    strich: „Nicht vergessen, Sie tragen den Namen einer Kaiserin.
    Verhalten Sie sich dementsprechend, dann werden die anderen
    gar nicht umhin können, ebenfalls die Kaiserin in Ihnen zu se-
    hen. Ich tue es jetzt schon ..." Er hielt inne, und sie wartete mit
    angehaltenem Atem darauf, dass er fortfuhr. „Eure Hoheit."
    Und damit ging er davon, verschwand tiefer im Labyrinth,
    während Callie mit einem albernen Grinsen im Gesicht zurück-
    blieb. Sie überlegte nicht lange, ehe sie ihm folgte - ihr einziger
    Wunsch war es, in seiner Nähe zu sein. In diesem Augenblick
    wäre sie ihm überallhin gefolgt, diesem wunderbaren Prinzen
    von einem Mann, der sie bemerkt hatte, nicht ihre Mitgift, auch
    nicht ihr schreckliches Kleid, sondern sie selbst!
    Wenn ich eine Kaiserin bin, dann ist er als einziger Mann
    würdig, mein Kaiser zu sein.
    Sie brauchte nicht weit zu gehen, um ihn einzuholen. Nach ei-
    ner kurzen Strecke weiteten sich die Hecken des Labyrinths zu
    einer Art Lichtung, auf der sich ein großer, puttengeschmückter
    Springbrunnen befand. Und dort, in silbernes Licht getaucht,
    stand ihr Prinz, breitschultrig und mit langen Beinen. Bei sei-
    nem Anblick hielt Callie den Atem an - er war so schön, als
    wäre er selbst in Marmor gehauen.
    Dann entdeckte sie die Frau in seinen Armen. Callie riss den
    Mund auf, doch kein Laut entwich ihr. Sie schlug die Hand vor
    den Mund. In den siebzehn Jahren, die sie nun auf dieser Welt
    weilte, hatte sie noch nie etwas so ... wunderbar Skandalöses
    gesehen.
    Seine Geliebte wirkte im Mondlicht überwältigend ätherisch,
    ihr blondes Haar leuchtete weiß, ihr helles Kleid schimmerte in
    der Dunkelheit wie feinstes Gespinst. Callie trat in die Schat-
    ten zurück und spähte um die Ecke der Hecke. Halb wünschte
    sie sich, sie wäre ihm nicht gefolgt, konnte sich aber nicht von
    dem Anblick lösen. Liebe Güte, wie die sich küssten!
    Und tief in ihrem Innersten wich ihr jugendliches Erstau-
    nen brennender Eifersucht: Nie in ihrem Leben hatte sie sich
    so sehr gewünscht, eine andere zu sein. Einen Augenblick er-
    laubte sie sich, in der Vorstellung zu schwelgen, es wäre sie, die
    in seinen Armen lag, es wären ihre langen, zarten Finger, die
    durch sein dunkles, glänzendes Haar strichen, ihr geschmeidi-
    ger Körper, den seine starken Hände liebkosten, ihre Lippen,
    an denen er knabberte, ihre Seufzer, die durch die Nachtluft
    klangen.
    Während sie zusah, wie seine Lippen am Hals der Frau nach
    unten
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