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Sara

Sara

Titel: Sara
Autoren: Stephen King
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du meine Güte«, sagte sie mit dieser zimperlichen dünnen Stimme, die mich stets zu Heiterkeitsstürmen hinriß. »Da ist ein Penis zwischen uns.«
    Und als wir uns liebten, wurde mir das eine oder andere Wunderbare klar: daß sie es ernst gemeint hatte, als sie sagte, daß ihr mein Buch gefiele (verdammt, ich hatte gewußt, daß es ihr gefiel, als ich sie beim Lesen im Sessel gesehen hatte, ihr eine Locke in die Stirn fiel und sie die nackten Beine untergeschlagen hatte), und daß ich mich nicht für das schämen mußte, was ich geschrieben hatte … jedenfalls nicht in ihren Augen. Und noch etwas Wunderbares: Ihre Wahrnehmung, die sich mit meiner zu der wahren binokularen Sehweise vereinigte, die nur die Ehe ermöglicht, war die einzige, die zählte.
    Gott sei Dank war sie ein Fan von Maugham.
     
    Ich war zehn Jahre V. C. Andrews mit einem Pimmel … vierzehn, wenn man die Jahre nach Johanna dazurechnet. Die ersten fünf bei Random, dann bekam mein Agent ein Superangebot von Putnam, und ich wechselte.
    Sie haben meinen Namen auf einer Menge Bestsellerlisten gesehen … das heißt, wenn Ihre Sonntagszeitung eine Liste druckt, die bis fünfzehn geht und nicht nur die Top Ten auflistet.
Ich war nie ein Clancy, Ludlum oder Grisham, aber ich verkaufte eine beträchtliche Menge Hardcover (was V. C. Andrews nie geschafft hat, wie mir Harold Oblowski, mein Agent, einmal erzählte: Die Dame war weitgehend ein Taschenbuch-Phänomen) und schaffte es einmal auf Platz fünf der Liste in der Times … das war mit meinem zweiten Buch, Der Mann im roten Hemd . Ironischerweise war eines der Bücher, das mich daran hinderte, noch höher zu steigen, Steel Machine von Thad Beaumont (der als George Stark schrieb). Die Beaumonts besaßen damals ein Sommerhaus in Castle Rock, keine fünfzehn Meilen von unserem am Dark Score Lake entfernt. Thad ist tot. Selbstmord. Ich weiß nicht, ob es etwas mit einer Schreibblockade zu tun hatte oder nicht.
    Ich stand knapp außerhalb des magischen Zirkels der Mega-Bestseller, aber das war mir egal. Als ich einunddreißig war, besaßen wir zwei Häuser: die reizende alte Edwardianische Villa in Derry und im Westen von Maine eine Blockhütte am See, die fast groß genug war, um als Ferienhaus bezeichnet zu werden - das war Sara Lacht, wie es die Einheimischen seit fast einem Jahrhundert nannten. Und beide Häuser gehörten uns schuldenfrei zu einer Zeit im Leben, da andere Paare sich schon glücklich schätzen, wenn sie sich eine Hypothek auf ihr erstes Eigenheim erkämpft haben. Wir waren gesund, einander treu, und unsere Amüsierknochen saßen noch an Ort und Stelle. Ich war nicht Thomas Wolfe (nicht einmal Tom Wolfe oder Tobias Wolff), aber ich wurde dafür bezahlt, was ich am liebsten tat, und etwas Besseres gibt es auf der ganzen Welt nicht; es ist wie ein Freibrief zum Stehlen.
    Ich war das, was in den vierziger Jahren die Midlist-Literatur war: von der Kritik ignoriert, Genre-orientiert (in meinem Fall das Genre ›Alleinstehende liebenswerte junge Frau begegnet faszinierendem Fremden‹), aber stattlich entlohnt und von der Form schäbigen Wohlwollens begleitet, wie man es staatlich sanktionierten Hurenhäusern in Nevada entgegenbringt, wobei die einhellige Meinung zu sein scheint, daß ein Ventil für die niederen Instinkte bereitgestellt werden sollte und schließlich irgend jemand ›diese Art Job‹ erledigen mußte. Ich erledigte ›diese Art Job‹ enthusiastisch (und manchmal
mit Jos enthusiastischem Beistand, wenn ich an einen besonders problematischen Kreuzweg der Romanhandlung kam), und etwa zu der Zeit, als George Bush gewählt wurde, sagte uns unser Steuerberater, daß wir Millionäre seien.
    Wir waren nicht so reich, daß wir einen Privatjet besaßen (Grisham), oder ein Profi-Footballteam (Clancy), aber nach den Maßstäben von Derry, Maine, schwammen wir im Geld. Wir schliefen tausendmal miteinander, sahen uns Tausende Filme an, lasen Tausende Bücher (Jo verstaute ihre abends nicht selten unter dem Bett). Und der größte Segen war wahrscheinlich, daß wir nie wußten, wie knapp die Zeit war.
     
    Mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob die Unterbrechung des Rituals zu der Schreibblockade geführt hat. Tagsüber konnte ich das als übersinnliches Geschwätz abtun, aber nachts fiel mir das schon schwerer. Nachts haben die Gedanken die unangenehme Eigenschaft, ihre Halsbänder abzustreifen und frei herumzulaufen. Und wenn man als Erwachsener fast sein ganzes Leben damit
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