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Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon

Titel: Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
Autoren: Rachel Hawthorne
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durch den Flur zur Eingangshalle gingen, nachdem wir die Jungs im Ratssaal zurückgelassen hatten. Was für mich selbstverständlich war, war neu für sie. Zusammen mit Kayla sah auch ich alles mit anderen Augen.
    Alle Wände waren mit dunklem Holz vertäfelt. Der Steinfußboden war abgetreten und zerkratzt, wo Pfoten über ihn gelaufen waren. Ahnenporträts, sowohl in menschlicher als auch in Wolfsgestalt, zierten die Wände.
    »Früher hat der ganze Klan hier gelebt«, sagte Brittany. Sie war fasziniert von unserer Geschichte, während ich ihr eher gleichgültig gegenüberstand. »Wir waren autark. Dann kam die Industrialisierung, und wir erkannten, wie viel uns entging, wenn wir uns weiterhin isolierten.«
    »Also zogen wir hinaus in die große, böse Welt«, unterbrach ich sie.
    »So schlecht ist sie gar nicht«, sagte Brittany.
    »Warum müssen wir unsere Existenz dann geheim halten?«, fragte Kayla.
    »Weil man uns folterte und als Hexen und Dämonen verbrannte, als wir versuchten, uns zu offenbaren«, antwortete Brittany.
    »Ich weiß, aber das passierte vor langer Zeit«, sagte Kayla. »Glaubt ihr nicht, dass die Menschen heutzutage aufgeklärter und toleranter sind?«

    »Was sagte dir dein Bauchgefühl, als du von unserer Existenz erfahren hast?«, fragte ich.
    Sie errötete so stark, dass die blassen Sommersprossen auf ihren Wangen verschwanden. »Ich konnte es kaum glauben. Und als ich herausgefunden habe, dass ich eine von euch bin, war ich, ehrlich gesagt, entsetzt. Aber jetzt, da ich weiß, dass wir keine tollwütigen, bösartigen Werwölfe sind, finde ich es ziemlich cool. Das will ich damit sagen. Wenn man den Leuten verständlich machen könnte, was wir wirklich sind, würden sie uns vielleicht akzeptieren.«
    »Oder sie würden uns einfangen und erforschen wollen. Wie die von Bio-Chrome.«
    »Aber wenn alle über uns Bescheid wüssten, würde uns die Regierung beschützen.«
    »Wir schützen uns selbst«, sagte Brittany heftig. »Das haben wir schon immer getan. Und so wird es auch immer bleiben.«
    »Ich dachte nur, es könnte nicht schaden, ein wenig Hilfe zu bekommen.«
    »Diese Entscheidung liegt nicht bei uns«, warf ich ein, während wir uns der breiten, geschwungenen Treppe näherten, die zu dem Zimmer führte, das wir drei uns teilten. »Außerdem stehen wir jetzt vor viel schwierigeren Entscheidungen - zum Beispiel, was wir heute Abend anziehen sollen.«

2

    I m Gegensatz zu Kayla hatte ich schon an vielen Sonnwendfeiern teilgenommen. Es gab immer Berge von Essen und altmodische Musik, zu der unsere Eltern tanzten - und die wir voll peinlich fanden. Wir Jugendlichen kamen meist in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten uns, wobei wir eine möglichst große Entfernung zu den Erwachsenen hielten, die uns nur allzu gern in die Wangen kniffen und uns daran erinnerten, wie niedlich wir noch vor ein paar Jahren waren.
    »Also, wie soll ich mich für die Feier anziehen?«, fragte Kayla, während sie ihre Tasche durchwühlte.
    »Sexy«, sagte ich und zog ein rotes Spaghettiträgertop hervor. Die Nächte hier im Norden können recht kalt sein, deshalb wollte ich eine weiße Jeansjacke darüber tragen.
    Ich ging ins Bad, wo Brittany schon vor dem Spiegel stand und ihr schwarzes Haar mit einem Glätteisen bearbeitete. Auf unseren Wanderungen durch den Wald banden wir unser Haar meist zu einem Zopf zusammen, damit es uns nicht wild um den Kopf hing. Heute Abend wollte ich mein Haar jedoch offen tragen.
    Ich beugte mich vor den Spiegel und trug Wimperntusche auf. Mein Teint war rosig von all der Zeit, die ich im
Freien verbracht hatte. Die Vorfreude auf den Abend ließ meine haselnussbraunen Augen grünlich schimmern.
    »Werden bei der Sonnwendfeier irgendwelche komischen Sachen gemacht? Muss ich auf irgendetwas vorbereitet sein? Ich meine, die Jungs ziehen sich doch wohl nicht alle nackt aus und verwandeln sich, oder?«, fragte Kayla, als sie in Jeansrock und roséfarbenem Spitzentop ins Bad kam.
    »Ich wünschte, es wäre so«, murmelte Brittany. »Ich finde, in Wolfsgestalt sehen sie am besten aus.«
    »Wirklich?«, fragte ich.
    »Ja, findest du nicht auch?«
    Ich dachte kurz darüber nach.Was sie gesagt hatte, schien irgendwie bedeutungsvoll, aber ich wusste nicht, warum. Es war, als hätte sie eine andere Sichtweise von uns als die meisten anderen Gestaltwandler. »Nein, für mich sehen sie gleich gut aus, egal, in welcher Form. Was meinst du, Kayla?«
    »Ich finde beides gleich gut, glaube
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