Sanfte Selbstbehauptung

Abhängigkeit, hinter jeder Sucht, steckt ein innerer Kritiker, der immer noch unbemerkt plappern kann.

Woher kommen die hohen Ansprüche?
    Es gibt noch eine zweite »Lösung«, zu der sehr viele Menschen greifen, wenn ihr innerer Kritiker sie attackiert hat. Auch diese Lösung bewirkt in Wirklichkeit nichts, sondern verknotet das Ganze noch mehr. Sie besteht aus hohen Ansprüchen.
    Der innere Kritiker hat gesprochen, das Selbstvertrauen sitzt im Keller und wie kommt man jetzt wieder hoch? Man gelobt Besserung. Man will endlich alles richtig machen, sich richtig zusammenreißen und sich anstrengen. Die Ansprüche werden hochgeschraubt.
     
    Hohe Ansprüche an sich selbst sind
eine Form von Selbstquälerei.
     
    Was das genau für Ansprüche sind, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Es hängt davon ab, worauf der innere Kritiker immer wieder herumhackt. Die Ansprüche können zum Beispiel so aussehen:
    • sich nur noch gesund ernähren
    • regelmäßig Ausdauersport treiben
    • beruflich noch erfolgreicher sein
    • immer freundlich und positiv bleiben
    • die Zeit noch besser nutzen
    • mehr Bücher lesen und weniger fernsehen
    • kein Geld mehr verschwenden
    • sich noch besser selbstbehaupten
    • nie wieder die Kinder anschreien
    • immer für andere da sein
    • kurzum: ohne Fehl und Tadel leben.
    Ohne Fehl und Tadel leben, nein, das reicht noch nicht. So richtig hohe Ansprüche bleiben nie stehen, sie wachsen ständig. Die Messlatte wird hoch gelegt und kaum ist man da angekommen, wird sie noch ein Stück höher geschoben. Vorankommen, immer besser werden, noch mehr erreichen.
    Und nun raten Sie mal, was passiert, wenn wir uns mit solchen hohen Ansprüchen zudecken? Zuerst entsteht ein enormer innerer Druck, eine große Anspannung, nicht nur seelisch, auch körperlich. Und was tut man üblicherweise, um diesen Druck loszuwerden? Da gibt es doch die kleinen Fluchthelfer: eine Zigarette, ein Glas Rotwein, etwas Süßes essen, einkaufen gehen etc.
     
    Sie sind einzigartig. Vergleichen Sie
sich nicht mit anderen Menschen.
     
    Aber es geht noch weiter. Wenn die Ansprüche zu hoch werden, scheitern wir. Wir schaffen das alles nicht. Und nun hat der innere Kritiker neue Munition, die er auf uns abfeuern kann. Weil wir gescheitert sind, macht er uns Schuldgefühle. Er vergleicht uns mit anderen Leuten. Mit Leuten, die das, was wir nicht schaffen, problemlos hinbekommen haben. Wieder sinkt unser Selbstvertrauen. Wieder halten wir uns für unzulänglich. Und wie kommen wir da raus? Wenn es nach dem inneren Kritiker geht, gibt es nur einen Weg: Sich noch mehr anstrengen, sich mehr Mühe geben, die Zeit richtig einteilen und die Sachen diszipliniert anpacken.

Die Messlatte tiefer legen
    Sie können Ihren inneren Kritiker nie ganz zufrieden stellen. Bestenfalls schweigt er hin und wieder. Aber letztlich findet er immer neue Normen, Vorschriften und Ansprüche, die Sie zu erfüllen haben. Das ist auch einleuchtend, denn schließlich ist er Ihr innerer Kritiker und Sie zu kritisieren ist sein Job. Er wird nicht einfach damit aufhören, nur weil Sie alle hohen Ansprüche erfüllen und erfolgreich sind.
     
    Sie können Ihren inneren Kritiker nie
ganz zufrieden stellen. Er findet immer
neue Gründe, um Sie zu tadeln.
     
    Es ist so ähnlich wie mit den Komplimenten von anderen Menschen. Wenn Sie einen starken inneren Kritiker haben, können Sie das Lob von anderen nur sehr schwer annehmen. Denn Ihr innerer Kritiker führt über Sie eine negative Buchhaltung, in der er alle Ihre Schwächen, Mängel und Fehler akribisch notiert. Selbst wenn Sie den Nobelpreis erhalten oder zum Unternehmer des Jahres gekürt werden, für Ihren innerer Kritiker ist das glatte Hochstapelei. Er wird Sie gern daran erinnern, womit Sie in Ihrem Leben schon gescheitert sind und was Sie alles noch nicht erreicht haben. Der Versuch, den inneren Kritiker zufrieden zu stellen, ist so, als wollten Sie mit einem Sieb Wasser schöpfen. Es ist aussichtslos.
    Es gibt eine sehr einfache Methode, mit der Sie Ihr Selbstvertrauen steigern und den inneren Druck abbauen können. Allerdings wird diese Methode Ihrem inneren Kritiker nicht gefallen. Diese Methode heißt: Ansprüche runterschrauben.
    Legen Sie Ihre Messlatte ein ganzes Stück tiefer. So tief, dass Sie bequem drübersteigen können. Und das gilt für Ihre Ansprüche in allen Lebensbereichen.
    Selbstbehauptungsstrategie: Die Ansprüche an sich selbst runterschrauben
    1. Stellen Sie fest, wo