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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Autoren: Lisa Jackson
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behauptete Cassie.
    »Um drei Uhr morgens?«
    »Ja.« Cassie zog eine Schulter hoch und gähnte.
    »Draußen ist es eisig kalt.«
    »Und?«
    »Jetzt hör mir mal zu, Cassie: So nicht. Ich habe keine Lust, dir jedes Wort aus der Nase zu ziehen.«
    »Weiß gar nicht, warum dich das was angeht.«
    »Ach nein?« Jenna stand auf und ging auf ihre rebellische Tochter zu. Dabei nahm sie einen Geruch nach Zigarettenrauch und vielleicht noch etwas anderem wahr. »Zunächst einmal, weil ich dich liebe und nicht will, dass du dir dein Leben versaust.«
    »So wie du?« Cassie zog schnippisch eine Augenbraue hoch. »Als du mit mir schwanger geworden bist?«
    Der Hieb traf genau da, wo er treffen sollte, doch Jenna ging nicht darauf ein. »Das war eine etwas andere Situation. Ich war fast zweiundzwanzig. Erwachsen. Auf mich selbst gestellt. Außerdem reden wir jetzt nicht über mich. Du bist diejenige, die gelogen und sich heimlich davongeschlichen hat.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Du bist sechzehn, zum Kuckuck.« Und bereits eine Frau. Cassies Figur hätte so manchen Hollywoodstar vor Neid erblassen lassen.
    »Ich bin einfach nur mit ein paar Freunden ausgegangen.«
    »›Rumgekurvt‹.«
    »Ja.«
    »Aha.« Jenna glaubte ihrer Tochter kein Wort. »Kennst du nicht das alte Sprichwort: ›Wer schläft, sündigt nicht‹?«
    Cassie sah sie nur böse an.
    »Hör zu, so kommen wir nicht weiter. Geh jetzt ins Bett. Wir reden morgen darüber.«
    »Es gibt nichts, worüber wir reden müssten.«
    »O doch. Zum Beispiel die Tatsache, dass du dich aus dem Haus schleichst und geradewegs auf das Dilemma einer Teenager-Schwangerschaft zusteuerst. Dann wäre da noch die Sache mit den Drogen. Und das ist erst der Anfang.«
    »Mach’s nicht so spannend«, versetzte Cassie, und Jenna fühlte sich an ihre eigene Jugend erinnert. »Du kannst Josh bloß nicht leiden.«
    »Es gefällt mir nicht, dass er solchen Einfluss auf dich hat, dass du alles dafür tun würdest, um mit ihm zusammen sein zu können. Und dass er dich dazu bringt, mich zu belügen.«
    »Das stimmt n …«
    »Hör auf zu leugnen. Ich an deiner Stelle, Cassie, ich würde mich hüten, meinen Vorsprung derart zu verspielen. Beziehungsweise das, was davon noch übrig ist.«
    Doch Cassies Temperament ging mit ihr durch. Trotzig warf sie ihrer Mutter vor: »Du kannst keinen von meinen Freunden leiden. Jedenfalls seit wir hierher gezogen sind. Das alles ist deine Schuld. Ich wollte nicht umziehen.«
    Das stimmte allerdings. Ihre beiden Töchter waren auf die Barrikaden gegangen, als Jenna beschloss, L. A. zu verlassen und etwas Frieden und Normalität in dieser ruhigen kleinen Stadt an den felsigen Ufern des Columbia River in Oregon zu suchen. Seit anderthalb Jahren hörte Jenna sich die Klagen nun schon an. »Das ist Schnee von gestern. Wir leben hier, Cassie, und wir werden das Beste daraus machen.«
    »Ich versuch’s ja.«
    »Mit Josh.«
    »Ja, mit Josh.« Cassies Augen funkelten rebellisch.
    »Um dich an mir zu rächen.«
    »Nein«, entgegnete Cassie gedehnt und reckte provozierend das Kinn. »Ob du’s glaubst oder nicht, hier geht es ausnahmsweise einmal nicht um dich. Okay? Wenn ich mich an dir ›rächen‹ wollte, würde ich zurück nach Kalifornien gehen und bei Dad wohnen.«
    »Ist es das, was du willst?« Jenna hatte das Gefühl, einen Schlag die Magengrube bekommen zu haben, doch sie zeigte keinerlei Regung, wollte Cassie nicht wissen lassen, dass sie einen sehr empfindlichen Nerv getroffen hatte.
    »Ich will nur, dass man mir vertraut, okay?«
    »Vertrauen muss man sich verdienen, Cassie«, hielt Jenna ihr vor. Gleich darauf biss sie sich auf die Zunge, als ihr bewusst wurde, dass sie genauso redete wie seinerzeit ihre eigene Mutter.
    »Wir reden morgen weiter«, entschied sie, um das Thema zu beenden. Sie knipste die Lampe aus und hörte, wie Cassie die Treppe hinauftrottete. Ich werde allmählich wie meine Mutter , dachte sie, ließ jedoch nicht zu, dass ihre Gedanken zu weit in diese beängstigende Richtung schweiften. »Komm schon, Critter«, sagte sie zu dem Hund, während sie die Tür wieder verschloss und dann die Treppe hinaufstieg. Ihr Schlafzimmer befand sich im Zwischengeschoss, gleich neben dem Treppenabsatz, die Zimmer ihrer Töchter eine halbe Treppe höher. »Lass uns schlafen gehen.« Der alte Hund tappte hinter ihr her, etwas schwerfällig aufgrund seiner Arthritis. Jenna wartete auf ihn und hörte, wie Cassies Tür leise geschlossen
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