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Sanft wie der Abendwind

Sanft wie der Abendwind

Titel: Sanft wie der Abendwind
Autoren: Catherine Spencer
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weiter. „Die Nieren sind entzündet und in ihrer Funktion eingeschränkt.“
    „Man kann ohne gesunde Nieren nicht leben.“ Lily wurde es eiskalt vor Furcht. „Man …“
    Er wusste sofort, worauf sie hinauswollte. „Wenn keine Besserung eintritt, ist eine Nierentransplantation unumgänglich. Und wenn kein geeigneter Spender gefunden wird …“
    „Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, um zu helfen.“
    „Es gibt leider nichts, was in deiner Macht steht. Immerhin wird es für Hugo ein Trost sein, dass du hier bist.“
    Ich will auch dich trösten, hätte Lily ihm am liebsten gesagt, wusste aber, dass er sie weiterhin auf Abstand halten würde.
    Kurz vor acht Uhr abends erreichten sie Stentonbridge. Nebel stieg vom Fluss auf, Rauch kringelte sich über den Schornsteinen der schmucken alten Häuser, und es duftete nach Herbst.
    Sebastian bog in die Auffahrt zum Haupthaus. „Es sind leider nur die Haushälterin und Katie da, um dich in Empfang zu nehmen, aber du kennst dich ja aus. Ich fahre sofort ins Krankenhaus weiter. Mom und Hugo werden vermutlich auch heute die ganze Nacht dort bleiben.“
    „Selbstverständlich komme ich mit!“, rief Lily.
    „Denkst du etwa, ich warte, bis du deine Sachen ausgepackt hast?“, erwiderte er gereizt. „Ich war schon den ganzen Nachmittag weg und will endlich wieder zu Natalie.“
    „Ich auch, Sebastian! Lass uns gleich weiterfahren, anstatt uns sinnlos zu streiten, wenn wir ausnahmsweise einmal übereinstimmen.“
    „Mach dich darauf gefasst, dass Natalie sehr verändert ist“, meinte er schroff und gab Gas.
    Als sie in die Intensivstation kamen, eilte eine Krankenschwester zu ihnen und sprach Sebastian an.
    „Oh, gut, dass Sie da sind, Mr. Caine. Der Zustand Ihrer Schwester hat sich leider verschlechtert. Die Ärzte sprechen gerade mit Ihren Eltern.“ Sie wies auf einen kleinen Raum. „Hier, bitte, wenn Sie sich ihnen anschließen wollen.“
    „Ist niemand bei Natalie?“
    „Nein, aber sie wird natürlich über die Monitore beobachtet.“
    Er wandte sich Lily zu, und bevor er fragen konnte, versicherte sie ihm, dass sie sich zu Natalie setzen würde, damit er mit den Ärzten sprechen könne.
    Natalie war ohne Bewusstsein. Sie lag so reglos und blass da, dass Lily im ersten Moment befürchtete, sie sei zu spät gekommen.
    „Keine Sorge“, beruhigte die Krankenschwester sie und führte sie zu einem Stuhl neben dem Bett. „Die Geräte wirken Furcht einflößend, aber sie tun ihren Dienst, und darauf kommt es an.“
    „Sie … wird doch wieder gesund, oder?“, flüsterte Lily stockend.
    „Das hoffen wir, aber es kann nicht schaden, wenn wir inzwischen um ein Wunder beten.“ Die Schwester klopfte ihr ermutigend auf die Schulter. „Sprechen Sie mit ihr. Lassen Sie sie wissen, dass Sie da sind und sie lieben.“
    „So steht es also. Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt, aber man ist besser auf alles gefasst. Eine Transplantation könnte die einzige Möglichkeit sein, die uns noch bleibt.“ Mitfühlend sah der Chefarzt Hugo und Cynthia an.
    Auch Sebastian blickte zu seinen Eltern. Kummer und Verzweiflung hatten in ihre Gesichter deutliche Spuren gegraben und sie schlagartig altern lassen. Falls Natalie starb, würden die beiden ihr bald ins Grab folgen. Nein, das lasse ich nicht zu, schwor er sich.
    „Es ist absolut sicher, dass ich als Spender nicht infrage komme?“, hakte er nach.
    „Mr. Caine, Sie haben doch die Ergebnisse der Tests gesehen. Selbst wenn Sie nicht nur der Halbbruder wären, hätte es keine Garantie gegeben, dass keine Abstoßungsreaktion eintritt.“ Der Arzt zuckte hilflos die Schultern. Wahrscheinlich hatte er diese Auskunft schon vielen Angehörigen geben müssen.
    „Und wir?“, fragte Hugo.
    „Das ist leider auch nicht möglich. Abgesehen von anderen medizinischen Überlegungen, spricht Ihr Alter dagegen.“
    „Ich möchte, dass Sie sich weltweit an jede Klinik wenden und eine Spenderniere auftreiben“, rief Sebastian, nur mühsam beherrscht. „Ich übernehme alle Kosten, um sie rechtzeitig hierher bringen zu lassen, und wenn ich ein Flugzeug chartern muss.“
    „Es gibt noch eine andere Möglichkeit“, sagte Lily von der Tür her. „Vielleicht bin ich als Spenderin geeignet.“
    „Oh, meine Liebe, würdest du das wirklich tun?“ Cynthia weinte. „Du hast uns schon so viel geschenkt, Lily. Und nun das …“ Schwerfällig stand Hugo auf.
    „Nein!“, mischte Sebastian sich ein. „Das wirst du nicht tun,
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