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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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genau wüßte, daß sie ihn wirklich gern hatte und ihn brauchte, so wie er sie brauchte, hätte er die Sache längst als hoffnungslos aufgegeben.
    „Ist bei dir alles in Ordnung?“ fragte er mißtrauisch.
    „Bestens!“ lachte Sandra übermütig. „Halt mal!“
    Sie drückte Joschi ihren runden Taschenspiegel in die Hand. „Höher!“ kommandierte sie und zog, ihr Aussehen kritisch im Spiegel überprüfend, die Mütze tiefer in die Stirn.
    Während sie die Landwehrstraße in Richtung City hinaufgingen, fing es an zu schneien.
    Ein Bus überholte sie kurz vor einer Haltestelle. Sandra und Joschi verständigten sich mit einem Blick und rannten los. Der Bus war überfüllt. Doch der Busfahrer öffnete noch einmal die automatische Tür, und Sandra und Joschi stiegen ein.
    Der Fahrtwind trieb den Schnee gegen die Busscheiben. Die Autos, die ihnen entgegenkamen, fuhren langsam und mit eingeschalteten Nebelscheinwerfern.
    Als sie auf dem Weihnachtsmarkt ankamen, waren die Dächer der Holzkioske und die Segeltuchüberdachungen der Verkaufsstände schneebedeckt.
    Die hohen, mächtigen Fichten mit ihren funkelnden Lichterketten, die von der Stadtverwaltung überall aufgestellt worden waren, um Weihnachtsstimmung zu verbreiten, erinnerten mit ihren Schneehauben zum ersten Male an den Wald, aus dem sie stammten. Selbst die Weihnachtslieder, die unentwegt aus den Lautsprechern dröhnten, klangen nicht mehr kitschig. In diesem Schneegestöber hörte man sie gern.
    „Schön, nicht?“ sagte Sandra begeistert zu Joschi. „Ich wünschte, es würde schneien und schneien bis Weihnachten. Wäre toll, nicht?“
    Joschi stimmte ihr zu.
    Sie schoben sich durch die dichte Menschenmenge und blieben immer wieder vor einem der zahllosen Stände stehen. Es roch nach frisch gebrannten Mandeln, heißen Pfannkuchen, Bratwurst und Punsch. Sandra wurde von einem Stand mit Häkelarbeiten aufgehalten. Joschi interessierte sich für die Auslagen einer Holzschnitzerei. An einem Tisch voll Kunstfotos trafen sie sich wieder und schlenderten zusammen weiter, bis einer von ihnen erneut etwas Faszinierendes entdeckte, das er unbedingt näher anschauen mußte.
    „Sieh mal, da sind die von der Sekte wieder“, sagte Joschi. Er deutete auf eine Gruppe von Jungen und Mädchen, die singend und ein Tamburin schlagend einen Tannenbaum umtanzten.
    „Ach, laß sie doch. Hast du eine Ahnung, wo unser Stand heute ist?“ fragte Sandra.
    „Nein, aber irgendwo finden wir ihn schon“, meinte Joschi.
    Der Weihnachtsmarkt fand an den vier verkaufsoffenen Samstagen vor Weihnachten statt. Das Städtische Marktamt hatte hierfür den Florinsmarkt und die angrenzenden Straßen der Fußgängerzone zur Verfügung gestellt.
    An den Samstagabenden mußten die Stände wieder abgebaut werden. Nur die Kioske, die Verkaufswagen und die Händler von Weihnachtsbäumen behielten ihren einmal gemieteten Platz. An alle anderen Schausteller wurden die Plätze an jedem Samstag ab sechs Uhr morgens neu vergeben.
    „Möchtest du Marmeladepfannkuchen?“ schlug Joschi nach etwa einer halben Stunde vor.
    „Pfannkuchen wäre gut!“ freute sich Sandra.
    Joschi stellte sich vor der Imbißbude an.
    Sandra zog ihren Einkauf aus der Tasche ihrer Kaninchenjacke und betrachtete noch einmal den kleinen Kerzenlöscher aus Zinn, den sie ihrer Mutter schenken wollte. Hübsch sah er aus! Unter den kleinen gerahmten Ahnenfotos über der Couchecke würde er recht dekorativ wirken.
    „Sandra, dein Pfannkuchen!“ rief Joschi ihr zu.
    Sandra lief zu ihm hin, um ihm den Pappteller abzunehmen, damit er die Hand zum Bezahlen freibekam.
    „Etwas zu trinken können wir uns an einem anderen Kiosk holen, wenn wir aufgefuttert haben“, meinte Joschi, im Weitergehen mit vollen Backen kauend.
    „Schmeckt himmlisch!“ lobte Sandra und leckte die in ihre Handfläche getropfte Marmelade ab.
    „Hallo, Sandra — Joschi!“ Doris hakte sich bei ihnen ein. Sie hatte ihre Parkakapuze tief ins Gesicht gezogen, so daß nur ihre lange, spitze Nase sichtbar war.
    „Hallo, Zwergnase!“ sagte Sandra lachend.
    „Paß du auf, daß dich die Jäger nicht entdecken. Die Jagd auf Kaninchen ist auf“, erwiderte Doris gutgelaunt.
    „Was sagst du zu dem Wetter?“ meinte Joschi.
    „Hört ja schon wieder auf“, sagte Doris bedauernd.
    „Aber es kommt noch mehr. Der Wetterbericht hat’s gemeldet.“
    Doris beugte sich über Sandras Hand. „Laß mich mal probieren.“
    Sandra überließ ihr ihren Pfannkuchenrest.
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