Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
Vom Netzwerk:
Damals, als Kalle mit ihr Schluß machte, hätte vielleicht die Möglichkeit bestanden. Aber Jutta hat das verkraftet.“
    „Weißt du das so genau? Vielleicht hat sie nur nicht darüber gesprochen?“
    „Genau weiß man natürlich nie, was in einem Menschen vorgeht“, räumte Doris ein. „Aber sie hat ihr Sparbuch mitgenommen. Das braucht man doch nicht, wenn man sich umbringen will.“
    „Sicher nicht“, stimmte Sandra ihr zu. „Vielleicht wird Jutta erpreßt, so wie damals unsere Schulkameradin Gesine?“
    „Auf keinen Fall“, sagte Doris überzeugt. „Jutta ist nicht der Typ dafür. Außerdem ist sie schon achtzehn. Gesine war knapp vierzehn, so alt wie wir.“
    „Wo liegt da der Unterschied? Ich würde mich auch mit meinen fünfzehn Jahren nicht erpressen lassen, sondern die Polizei einschalten, egal, was ich angestellt hätte“, wandte Sandra ein.
    „Jutta würde das vermutlich ebenfalls tun.“ Doris legte eine Denkpause ein. „Ich werde morgen fünfzehn“, stellte sie dann fest. Und abschließend sagte sie: „Ja, also! Ich wollte dir jedenfalls Bescheid sagen, damit du weißt, was bei uns los ist.“
    „Besuche mich, wenn’s dir zuviel daheim wird“, schlug Sandra ihr vor. „Und ruf mich an, wenn Jutta auftaucht, oder wenn ihr etwas von ihr hört.“
    „Mach ich. Wir sehen uns ja auch in der Schule. Wann kommst du wieder?“
    „Nicht vor Donnerstag. Für Mittwoch ist eine Mathe-Arbeit angesetzt.“
    „Dann fehle ich auch solange. Mathe! Ich kann mich jetzt nicht dafür vorbereiten. Also, bis Donnerstag dann. Gute Besserung.“
    „Danke, dir auch“, erwiderte Sandra und legte nachdenklich den Hörer auf.
    Dann trug sie den Telefonapparat ins Schlafzimmer, wobei sie sich darüber ärgerte, daß sie nicht eher auf diesen Gedanken gekommen war. Bestimmt hatte sie sich im ungeheizten Flur erneut verkühlt.
    Sie machte sich eine heiße Wärmflasche, legte sie ans Fußende und kroch ins Bett.
    Am Abend hatte sie Fieber. Und so wurde nichts aus Sandras Plan, am Donnerstag wieder zur Schule zu gehen.

Zwischenfall auf dem Weihnachtsmarkt

    „Sag mal, findest du es eine gute Idee, bei diesem Wetter auszugehen?“ fragte Sandras Mutter ihre Tochter am Samstag.
    Es herrschte eine feucht-dumpfe Kälte. Dicke, schneebeladene Wolken verdunkelten den Himmel. Obwohl es bereits Mittag war, brannte in allen Häusern Licht.
    „Aber Dr. Nellert sagte, sobald ich fieberfrei sei, sollte ich an die frische Luft gehen. Außerdem muß ich mal hier raus. Seit einer Woche öde ich mich selber an“, verteidigte Sandra ihr Vorhaben.
    Die Haustürklingel läutete zweimal kurz, einmal lang.
    „Da ist Joschi schon! Wir bummeln über den Weihnachtsmarkt. Mal sehen, was die anderen heute zusammenbringen. Wir haben letzten Samstag ganz toll verkauft. Soll ich dir etwas mitbringen?“
    Frau Faber schüttelte den Kopf. „Ich wüßte nicht, was.“
    „Es gibt sagenhafte Sachen! Auch Antiquitäten und so. Vielleicht finde ich etwas für dich. Gibst du mir ein bißchen Geld?“
    „Na, du schnorrst ja wieder ganz schön“, sagte Sandras Bruder Rainer, zur Küchentür hereinkommend. „Taschengeld schon wieder alle?“
    „Kümmere du dich um deine Finanzen“, schlug Sandra ihm gereizt vor. „Wer pumpt Mama denn immer schon am Zwanzigsten an?“
    „Aber ich geb’s zurück, Schwesterchen“, erwiderte Rainer grinsend.
    „Verdienst ja auch genug als Fernmeldetechniker. Wenn ich mal eigenes Geld habe, gebe ich es bestimmt nicht für Zigaretten und ein vergammeltes Motorrad aus.“
    „Aber für heiße Cordjeans und hochhackige Stiefel, was?“ sagte Rainer, Sandras Erscheinung mit einem langen Blick musternd.
    „Pfff!“ Sandra warf hochmütig den Kopf zurück.
    Joschi klingelte erneut.
    „Setz deine Strickmütze auf“, sagte Frau Faber und ging mit Sandra in den Flur, um ihre Geldbörse aus ihrer Handtasche zu holen.
    Sandra nahm einen Zehnmarkschein in Empfang, sagte „danke, Mama!“ und rannte, die Mütze im Vorbeilaufen von der Garderobenablage greifend, aus der Tür.
    Joschi stampfte draußen ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    „Entschuldige, daß es so lange dauerte. Ich mußte bei meiner Mutter noch ein paar Piepen locker machen“, sagte Sandra und küßte Joschi auf die Wange, um ihn zu versöhnen.
    Joschi errötete. Sandra verwöhnte ihn nicht mit Zeichen ihrer Zuneigung. Im Gegenteil. Meist wies sie seine kleinen spontanen Anfälle von Zärtlichkeit ziemlich ruppig zurück. Und wenn er nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher