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Sandra und das Haus in den Hügeln

Sandra und das Haus in den Hügeln

Titel: Sandra und das Haus in den Hügeln
Autoren: Margot Kreuter
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haben sie es als Verlegenheitslösung mitgehen lassen. Sie könnten es ursprünglich auf die Einnahmen des Uhrenhändlers neben den Pfadfindern abgesehen haben und kamen da nicht dran.“
    „Möglich ist alles“, gab Sandra zu. „Wir überprüfen das. Wir hängen uns nächsten Samstag an die Gruppe an und lassen sie nicht aus den Augen.“
    „Das meine ich doch die ganze Zeit“, sagte Joschi vorwurfsvoll.

Sandra macht einen Fehler

    Am Montag ging Sandra wieder zur Schule, und die Woche lief ab, wie jede Schulwoche abzulaufen pflegte.
    Es gab ein bißchen Spaß in den Unterrichtsstunden, und es gab die üblichen Widerwärtigkeiten. Auch von der Mathe-Arbeit blieb Sandra nicht verschont. Da die halbe Klasse in der letzten Woche wegen Krankheit fehlte, hatte Frau Klabusch die Klassenarbeit verschoben. Sie wurde am Mittwoch nachgeholt. Dank Joschis Unterstützung schnitt Sandra nicht allzu schlecht dabei ab.
    Am Donnerstag morgen brachte Doris eine Neuigkeit mit: „Wir haben einen Brief von Jutta erhalten! Wir sollten uns keine Sorgen um sie machen, schreibt sie. Sie habe endlich das wahre Glück in einer Familie gefunden, in der es sich zu leben lohne. Wenn sie sich bewährt habe, und der Vater ihrer Kolonie es für richtig halte, käme sie heim, um ihre Sachen abzuholen“, erzählte Doris.
    „Wahres Glück? Familie? Kolonie? Also doch eine Sekte“, stellte Joschi fest.
    „Von wo hat sie geschrieben?“ fragte Sandra.
    „Der Brief wurde in Frankfurt abgestempelt. Er ist ohne Absender.“
    „Frankfurt ist groß“, bemerkte Ingrid überflüssigerweise.
    „Dann kommt unsere Sekte wohl nicht mehr in Frage. In Frankfurt gibt es einen viel größeren Weihnachtsmarkt“, meinte Joschi.
    „Würde ich nicht sagen, Joschi. Es kann ein Trick sein, den Brief in Frankfurt einzuwerfen, um Juttas Spur zu verwischen“, wandte Sandra ein.
    „Ich habe Jutta auf jeden Fall mit dem Anführer gesehen“, versicherte Ingrid. „Ich hab noch zweimal hingeguckt, weil er so witzig aussieht — rothaarig und dann mit zwei dünnen herabhängenden Schnurrbartenden im Chinesenlook. Er hatte den Arm um Juttas Schulter gelegt. Ich habe gegrüßt. Jutta hat aber nicht zurückgegrüßt. Vielleicht hat sie mich nicht bemerkt.“
    „Sie könnten Jutta nach Frankfurt gebracht haben. Diese Sekten besitzen überall Trainingszentren“, sagte Doris.
    „Denken das deine Eltern auch?“ fragte Sandra.
    Doris nickte. „Mein Vater würde am liebsten nach Frankfurt fahren. Aber er kann ja nicht die ganze Stadt nach Jutta durchkämmen. Wo sollte er anfangen? Wir haben ja keinen Anhaltspunkt.“
    Die Schulglocke schrillte.
    „Den beschaffen wir“, versicherte Sandra.
    „Wie denn? Selbst wenn die Halleluja-Singer wissen, wo unsere Jutta ist — glaubst du, sie verraten uns das? Dann hätte Jutta auch ihren Absender angeben können“, sagte Doris.
    „Ein Gespräch mit ihnen kann auf keinen Fall schaden“, erwiderte Sandra, weil ihr im Augenblick nichts Tröstlicheres zu sagen einfiel.
    „Ich glaube nicht, daß ich am Samstag mit kann“, sagte Doris. „Meine Mutter ist von den Aufregungen zusammengebrochen. Bei uns geht alles drunter und drüber. Ich kann höchstens für eine Stunde weg.“
    „Bei mir geht’s auch nicht. Mich hat die Klabusch drangekriegt. Ich muß am Stand verkaufen“, sagte Ingrid und verzog angewidert ihr Gesicht.
    „Joschi und ich interviewen die Gruppe. Es ist vielleicht sogar besser, wenn wir nicht zu viele sind. Das würde sie nur mißtrauisch machen“, sagte Sandra.
    „He! Ihr braucht wohl eine Extraeinladung!“ rief ihre Klassensprecherin aus dem Flurfenster im ersten Stock.
    Die vier trabten ins Schulgebäude.
    „Ich kann mich auf euch verlassen. Ihr kümmert euch um die Sekte?“ vergewisserte sich Doris bei Sandra und Joschi.
    „Ehrenwort! Wir hängen uns an sie an. Das hatten wir sowieso vor“, erwiderte Joschi.
    „Ob mein Vater nicht besser mitkommen sollte?“ überlegte Doris.
    „Nein, laß mal! Wenn hier einer etwas aus denen rauskriegt, dann sind das wir“, behauptete Joschi selbstbewußt.
    Sandra stimmte ihm zu. „Notfalls können wir vorgeben, uns für ihre Ideologie zu interessieren. Auf diese Weise kommen wir bestimmt mit ihnen ins Gespräch. Dein Vater würde möglicherweise alles verderben.“
    Doris sah das ein.
    Und so machten sich Sandra und Joschi am Samstag morgen allein auf den Weg zum Weihnachtsmarkt.
    Der Schnee vom letzten Wochenende war längst von den Bäumen und Dächern
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