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Sand & Blut

Sand & Blut

Titel: Sand & Blut
Autoren: Xander Morus , Isabell Schmitt-Egner
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unschuldiges Bauernopfer. Nun, mit deinem Psychostudium müsstest du eigentlich gemerkt haben, was für ein Arschloch dein Freund ist. Ich gestehe, dass mich eure Beziehung ein wenig verwundert. Ich hatte dich anders eingeschätzt. Aber lassen wir das. Ist deine Privatsache. Ich bin ein konsequenter, höflicher Mensch. Auf eine Einladung folgt eine Gegeneinladung, das ist selbstverständlich. Und ihr habt sie angenommen. Geblendet von Schönheit, von diesem Boot, von vielversprechendem Luxus. Auch ich habe mich früher blenden lassen. Von deiner Schönheit, Doreen. Obwohl dein Busen da noch deutlich straffer war. Deutlich straffer.«
    Für eine Sekunde schlug die Angst in Doreens Gesicht in Wut um. Die Flecken an ihrem Hals sahen bedrohlich aus. Wie ein hässlicher Ausschlag.
    »Und jetzt willst du uns hier ertrinken lassen?«, fragte Meike. »Wegen etwas, dass dir als Schüler passiert ist?«
    »Passiert ... interessantes Wort. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Kann man jemandem passieren? Bin ich euch passiert, Meike? Vielleicht bin ich ja das Schlimmste, was euch je passieren wird. Wäre doch möglich. Ich sage dir, was mich an dieser Formulierung stört. Diese Dinge passieren nicht, man gestaltet sie selbst aktiv mit. Wenn sie dir passieren , dann hast du keine eigene Verantwortung, dann ist es Schicksal. Ist mir das passiert , dass ich fast achtzehn Stunden in dieser Grube war? Kannst du dir vorstellen, wie das ist, wenn man mit gebrochenem Arm in der Nacht daliegt und vor Schmerzen wimmert und über dir stehen deine Mitschüler und einer pinkelt dir ins Gesicht und sagt Ich taufe dich hiermit auf den Namen Mäxchen Piss. Wer von euch kann sich das vorstellen?«
    Niemand antwortete. Meike dachte daran, einfach zur Sandbank zurück zu schwimmen. Aber es gab vielleicht noch die Chance, dass Vincent zur Vernunft kam, wenn er seinen ganzen Frust einmal abgelassen hatte. Fuhr das Boot weg, saßen sie richtig in der Klemme.
    »Es tut mir schon leid, dass es dich mit erwischt, Meike. Wirklich.« Sie sah zu ihm auf und in seinen Augen schien echtes Bedauern zu liegen. »Ich weiß nicht, ob du auch ein böser Mensch bist, Meike, und vielleicht ist es eine Sünde, dir etwas anzutun. Das schließe ich nicht aus. Aber was hätte ich tun sollen? Du hättest mich nicht verstanden. Du warst die Letzte, die ins Wasser gesprungen ist, und ich wollte dich beinahe zurückhalten. Aber nur fast. Ich bin kein Psychopath oder so was. Ich kann das unterscheiden. Obwohl ich mit Pisse getauft wurde, kann ich das unterscheiden, glaub mir.«
    Vincent hob plötzlich die Hand und Meike sah, dass er einen Metallbecher hielt. Er kippte ihn und eine dunkle Flüssigkeit klatschte auf Konrads Kopf.
    »Blondie-Konny, ich taufe dich hiermit auf den Namen Bloody-Konny «, sagte Vince feierlich. Konrad brüllte und fuchtelte mit den Armen, dann tauchte er unter. Doreen kreischte und Meike hörte die ersten Hysterie-Anzeichen deutlich heraus. Das Wasser um Konrad färbte sich rot.
    »Keine Sorge! Das sind nur Fischabfälle. Ich überlege gerade, ob die ekliger sind als Katzenscheiße und Pisse. Kommt wahrscheinlich auf den Standpunkt an. Ich glaube, die Scheiße ist ekliger. Seht es mal so, ihr könnt es wenigstens sofort abwaschen.«
    Seine Hand flog nach vorne und ein Schwall Blut, Gedärme und stinkende Fleischstückchen klatschten Doreen ins Gesicht. Meike tauchte ab, bevor Vince ihr auch eine Ladung verpassen konnte. Sie schwamm unter Wasser, bis ihr die Luft ausging, dann kam sie wieder an die Oberfläche. Sie drehte sich um. Konrad und Till kraulten zum Ufer. Doreen hatte die Augen zusammengekniffen, schrie nach ihrem Freund und drehte sich im Wasser. Blut klebte in ihrem Haar. Bei aller Absurdität der Situation begriff Meike nicht, warum Doreen nicht das Gesicht ins Wasser hielt. In ihrem Hirn hatte durch die Panik wohl etwas ausgesetzt.
    Meike schwamm zügig auf die Sandbank zu. Erst mal an Land kommen. Und dann nachdenken. Hinter sich hörte sie Doreen schreien. Konrad stolperte eben auf den weißen Strand und sank auf die Knie. Auf den Gedanken, seiner Freundin beizustehen, war er wohl noch nicht gekommen.
    »Konny!«, rief Meike, als sie in Rufweite kam. »Du musst Doreen helfen, sie dreht durch! Du musst sie an Land bringen!«
    Konrad drehte den Kopf kurz in ihre Richtung, dann setzte er sich in den Sand.
    Nicht zu fassen, dachte Meike und kraulte die letzten Meter in erhöhtem Tempo. Sie spürte Boden unter den Füßen und
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