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Sand & Blut

Sand & Blut

Titel: Sand & Blut
Autoren: Xander Morus , Isabell Schmitt-Egner
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gewachsen und Meike entschied, ihr vorerst eine harmlosere Geschichte aufzutischen. Hysterie konnten sie jetzt alle nicht brauchen.
    »Wir vermuten, dass Vincent einen Sonnenstich hat oder was anderes. Jedenfalls will er uns gerade nicht wieder an Bord lassen und wir müssen versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen.«
    »Oder wir müssen selbst auf das Boot kommen. Und zwar bevor er abfährt«, warf Till ein.
    »Was? Was sagt ihr da?« Doreen bekam sofort rote Flecken am Hals und Meike wunderte sich kurz darüber, wie schnell ein menschlicher Körper reagieren konnte.
    »Der Sack will uns nicht mehr mitnehmen? Hat der sie noch alle?« Konrad legte den Kopf in den Nacken und machte Anstalten, nach Vincent zu rufen.
    »Nein!«, zischte Till. »Sei bloß ruhig! Wir schwimmen jetzt um das Boot herum, von beiden Seiten. Jeder sucht nach Möglichkeiten, die uns beim Klettern helfen könnten. Also kleine Vorsprünge, dicke Schrauben, irgendwas, wodurch die Wand nicht mehr eine glatte Fläche ist, klar? Also los. Ich rechts lang, du links.«
    »Und was tun wir?«, fragte Doreen. Es klang ängstlich und ein kleines bisschen vorwurfsvoll. Meike fragte nicht, sondern schwamm selbst los. Es gab keinen Grund, sich von Till für etwas Bestimmtes einteilen zu lassen und sie wollte mit eigenen Augen die Wand absuchen. Viel Hoffnung gab es nicht in ihr, denn sollte Vincent das alles geplant haben, dann hatte er bei der Wahl des Bootes darauf geachtet, dass es keine Möglichkeit gab, nach oben zu klettern.
    »Vielleicht meint er es gar nicht so.« Doreen schwamm plötzlich neben ihr, während Meike aufmerksam die Bootswand musterte.
    »Er macht vielleicht nur einen Scherz. Das kann doch nicht ernst sein, oder? Meike?« Hilflosigkeit in ihrer Stimme. Sie wollte Trost, zur Not auch ein leeres Versprechen. Aber Meike sah sich außerstande, jetzt auch noch andere zu trösten. Sie brauchte ihre ganze Konzentration.
    »Ich finde nichts. Der hat wohl vorgesorgt. Alles glatt wie ne Eislaufbahn«, sagte Till, der ihnen entgegen geschwommen kam.
    »Verdammte Scheiße, dem erzähl ich jetzt aber was. Dem Sack heiz ich ein«, knurrte Konny.
    »Nein, wartet«, sagte Meike. »Wir sollten erst ruhig mit ihm reden. Sein Motiv herausfinden. Es kann auch sein, dass er so eine Art schizophrenen Schub hat. Das kann zu Wahnvorstellungen führen. Er könnte denken, dass wir seine Feinde sind.«
    »Hast du das an deiner Uni gelernt oder was? Der Typ soll sich mal zusammenreißen, sonst komm ich dem da hin.« Konny schlug mit der Faust gegen das Boot.
    »HEY! Du Affenarsch! Komm raus da, sonst komm ich rein! Ist das klar! Hey!«
    »Nicht, Konny! Hör auf!« Meike versuchte, seinen Arm zu packen, aber Konrad holte aus und schlug nach ihr. Er erwischte sie an der Schulter und Meike schrie auf.
    »Spinnst du?«, brüllte Till ihn an. »Pass doch mal auf, du dämlicher Idiot!«
    Doreen fing an zu heulen. Wahrscheinlich halb aus Angst und zur anderen Hälfte, weil sich niemand um sie kümmerte und andere Dinge gerade wichtiger waren.
    »Wir müssen uns jetzt alle beruhigen. Und wir dürfen nicht streiten. Konny, reiß dich zusammen!«, sagte Meike. Ihre Schulter schmerzte und sie bewegte vorsichtig den Arm.
    »Seit wann muss ich mir von dir sagen lassen, wann ich mich zusammenreißen soll? Seit wann?« Er schlug noch mal gegen die Bootswand und sah Meike herausfordernd an.
    »Das ging ja noch schneller, als ich dachte«, kam eine Stimme von oben und alle Menschen im Wasser hoben die Köpfe.
    Vincent stand wieder, lässig an die Reling gelehnt, über ihnen. Provozierend nah und doch unerreichbar. Konny schrie wütend auf und schnellte aus dem Wasser. Vincent sah ihm lächelnd zu, als er von der Wand abglitt und unter der Oberfläche verschwand.
    »Ja, das kannst du nicht leiden, wenn es mal nicht nach deinem Kopf geht«, sagte Vincent, als Konny, vor Wut schäumend, wieder auftauchte.
    »Du Wichser!«, schrie Konny und fuchtelte mit dem Arm nach oben.
    »Du bist außerstande, vernünftige Konfliktlösungen zu erarbeiten. Du drehst durch und kriegst deinen Willen. Wie ein kleines Kind. Vielleicht kannst du nichts dafür, weil deine Alten dich zu so einem Arschloch geformt haben ...« Vincent legte ein paar Sekunden Pause ein und sah ganz kurz sinnend in die Ferne, als suchte er nach einem lyrischen Ausdruck im Rahmen eines Gedichtes. »... aber unterm Strich bist du einfach eine jämmerliche Figur, Konny. Und einen recht kleinen Schwanz hast du auch, hab ich
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