Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sand & Blut

Sand & Blut

Titel: Sand & Blut
Autoren: Xander Morus , Isabell Schmitt-Egner
Vom Netzwerk:
dümmlich, dass Meike ihm am liebsten eine gelangt hätte. Sie wusste genau, was er dachte. Meike überdramatisiert mal wieder.
    »Komm«, sagte sie zu Till und war froh, als er ihr ohne Umstände folgte.
     
    Sie schwammen zügig, aber nicht übertrieben schnell. Normal. Und sie redeten scheinbar ungezwungen miteinander. Vincent stand immer noch an Deck und sah zu ihnen hinüber. Er folgte ihnen mit seinen Blicken und das machte Meike nervös. Womöglich sorgte sie sich tatsächlich umsonst und Vince verhielt sich wieder normal, wenn sie am Boot ankamen.
    »Hey, Vince!«, rief Till schon von Weitem. »Lass mal die Treppe runter. Wir kommen an Bord.«
    Vincent rührte sich nicht. Er lief nicht schnell los, damit die Treppe ausgefahren war, wenn sie das Boot erreichten. Er blieb stehen und sah ihnen zu. Till legte los und kraulte die letzten Meter. Er packte die Ankerkette und hielt sich daran fest.
    »Die Treppe, Vince!« Till baumelte an der Kette und das Meer spiegelte sich in der weißen Schiffswand. Vincent stützte sich auf das Geländer und schaute direkt auf ihn hinunter.
    »Nein«, sagte er ruhig.
    Meike war mit zwei kräftigen Schwimmstößen neben Till und griff ebenfalls nach der Ankerkette.
    »Was soll denn das? Ist das ein Spiel? Witzig ist das nicht. Tut mir leid, dass wir dich hier allein gelassen haben, wirklich. Aber jetzt lass uns an Bord, Vince. Fahr die Treppe aus«, sagte Meike.
    »Nein.«
    »Willst du uns hier im Wasser lassen? Geht’s noch?«, rief Till und Meike registrierte sofort, wie seine Stimme sich verändert hatte. Ihr Freund wurde wütend.
    Es ist unmöglich, an so einer Bootswand vom Wasser aus hochzukommen. Das denkt man gar nicht, was?
    War Vince durch Konnys Bemerkung erst auf diese Idee gekommen? Wenn Vince das von Anfang an geplant hatte, dann war er geistesgestört. Sie studierte Psychologie im dritten Semester, aber das nutzte ihr in dieser Situation (in dieser unechten Situation), praktisch gar nichts. Ihr blieb noch der gesunde Menschenverstand.
    »Ey, Mann!«, rief Till und schlug mit der flachen Hand aufs Wasser. »Mach keinen Scheiß!«
    Meike legte den Kopf in den Nacken und versuchte, Vincent in die Augen zu sehen. Blickkontakt herstellen. Das war bestimmt gut.
    »Was können wir tun, damit du uns an Bord lässt?«, fragte sie in sachlichem Ton, während ihre Augen direkt in die seinen sahen. Rationalität und Menschlichkeit.
    »Ihr bleibt im Wasser«, antwortete Vince und trat von der Reling zurück.
    »Der ist verrückt«, flüsterte Till. »Der ist durchgedreht.«
    Ein ratterndes Geräusch ertönte und dann glitt ihnen die Kette durch die Hände.
    »Er holt den Anker ein!«, schrie Till und klammerte sich an die Kette. Langsam wurde er aus dem Wasser gehoben und mitsamt dem Anker gehievt.
    »Ich versuche, den Rand zu fassen zu kriegen«, zischte Till ihr zu und Meike nickte aufgeregt. Hinter sich hörte sie erstaunte Rufe. Doreen und Konny hatten wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Till hing inzwischen auf halber Höhe der Bootswand und streckte den Arm aus. Es fehlten noch zwei Handlängen, dann konnte er vielleicht das Geländer packen und sich hochziehen. Till stöhnte vor Anstrengung.
    »Ist zu hoch!«, keuchte er.
    Der Anker zog sich langsam in die vorgesehene Einbuchtung und Till würde gleich loslassen müssen. Er stieß sich mit den nackten Füßen an der glatten Wand ab und versuchte wohl, auf die Art ein Stück an Höhe zu gewinnen. Till verfehlte die Reling und stürzte ins Meer zurück.
    Meike sah aus den Augenwinkeln, wie sich Doreen und Konrad näherten. Sie schwammen nebeneinander zügig auf das Boot zu.
    Doreen wird durchdrehen. Sie kommt auf so was nicht klar, dachte Meike. In dem Moment kam Till wieder an die Oberfläche und spuckte Salzwasser aus. Als sie aufsah, stand Vince wieder über ihnen, wie ein Prophet auf einem Berg.
    »Warum tust du das?«, rief Meike zu ihm hinauf. »Wo sollen wir denn jetzt hin? Was haben wir dir getan?«
    »Ja, was habt ihr getan, das ist die Frage. Was habt ihr getan ...« Er lehnte sich nach vorne und stützte sich mit den Ellenbogen auf. In dem Moment kamen Doreen und Konny neben ihnen an und sahen Meike fragend an.
    »Was gibt denn das hier? Warum geht ihr nicht an Bord?«, fragte Konny.
    »Ich überlasse es euch, die Herrschaften aufzuklären. Ich hab gerade noch was zu tun«, sagte Vince und ging über das Deck davon.
    Meike entging nicht Doreens panischer Blick. Sie war einer solchen Situation nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher