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Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Autoren: Bradford Chris
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denn schon alles vergessen, was du als Ninja gelernt hast, Jack?« Sie lächelte spöttisch. »Shichi hō de – die sieben Arten des Gehens.«
    Jack fiel ein, wie er sich einmal als Mönch verkleidet hatte, um während eines Auftrags nicht entdeckt zu werden. »Natürlich! Ninja sind ja Meister der Verkleidung und Nachahmung.«
    »Aber wo bekommen wir die passenden Kleider her?«, fragte Saburo.
    »Von anderen Pilgern«, antwortete Miyuki, als liege die Antwort auf der Hand.
    Yori schürzte unbehaglich die Lippen. »Zu stehlen verstößt gegen meine Gelübde.«
    »Wir borgen sie ja auch nur aus«, erklärte Miyuki lächelnd. »Die Pilger nehmen doch o-settai an?«
    Yori nickte. »Es ist Brauch, dass sie ein Geschenk nicht ablehnen dürfen.«
    »Wunderbar«, sagte Miyuki. Sie nahm einen Tonkrug, der neben der Lampe stand, und füllte rasch vier Becher mit Sake. »So eine lange Wallfahrt macht doch sicher durstig.«

4
O-settai
    Das Bimmeln von Glöckchen kündigte das Eintreffen weiterer Pilger an.
    »Wir haben Glück«, sagte Jack. Vier Pilger kamen die Gasse neben der Brauerei entlang.
    »Du versteckst dich«, befahl Miyuki.
    Jack schlüpfte hinter einen Stapel Fässer.
    Miyuki vergewisserte sich, dass draußen keine Samurai zu sehen waren, und schob die Tür auf. »Und jetzt mach es so, wie ich gesagt habe, Yori.«
    Yori nickte ein wenig widerstrebend. Er war mit Miyukis Methoden nicht einverstanden, wusste aber, dass sie keine andere Wahl hatten. Also schlüpfte er aus der Brauerei und trat den Pilgern in den Weg. »Mein Herr entbietet Euch o-settai«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung. »Einen Becher seines besten Sake gegen Euren Segen für seine Brauerei.«
    Die vier Pilger, die eine solche Spende nicht ablehnen durften, sie in diesem Fall aber auch nur zu gern annahmen, folgten Yori zur offenen Tür, an der Saburo sie begrüßte und nach drinnen bat. Die ersten beiden Pilger waren alte Männer mit wettergegerbten Gesichtern, dem Aussehen nach Brüder, der dritte eine Frau mittleren Alters und der vierte ein junger Mann, schlank und hochgewachsen wie eine Bambusstange.
    Jack beobachtete von seinem Versteck aus, wie Miyuki jedem Pilger einen vollen Becher überreichte. Die vier nahmen die Gabe dankbar an und tranken den Reiswein. Die Brüder leerten ihre Becher auf einen Zug und leckten sich die Lippen. Anschließend legten alle vier die Hände zum Gebet aneinander, wie der Brauch es vorschrieb, und begannen ein Mantra zu sprechen. »Namu daishi henjo kongo …«
    Yori hatte Jack erklärt, die Pilger würden diese Worte dreimal wiederholen und dann ein osame-fuda überreichen, einen Papierstreifen mit ihrem Namen und ihren guten Wünschen für die Brauerei.
    Dazu kam es allerdings nicht mehr.
    Die Frau wurde als Erste ohnmächtig. Der Becher glitt ihr aus den Händen und fiel klappernd auf die Dielen. Saburo trat sofort vor, fing die Frau auf und bettete sie auf den Boden. Die beiden Brüder folgten als nächste. Sie sackten zusammen wie Marionetten, deren Fäden man durchgeschnitten hatte. Der junge Mann, der bereits unsicher schwankte, starrte seine Gefährten entsetzt an. Dann begann er um Hilfe zu rufen und rannte zur Tür.
    Miyuki sprang sofort auf seinen Rücken und drückte den Daumen auf einen Druckpunkt am Halsansatz. Der Schrei erstarb und der Mann sackte zu ihren Füßen zusammen.
    »Du hast versprochen, dass du niemandem wehtust!«, rief Yori.
    »Keine Sorge«, erwiderte Miyuki und lächelte ihn beruhigend an. »Er hat nur schreckliche Kopfschmerzen, wenn er wieder zu sich kommt.«
    »Und die anderen?« Jack tauchte aus seinem Versteck auf. Er untersuchte die bewusstlose Frau und die beiden bewegungslos daliegenden Brüder.
    »Ich habe nur so viel Gift in den Sake geschüttet, dass sie einige Stunden bewusstlos sind«, erklärte Miyuki. »Einige Körner mehr und sie wären jetzt wirklich tot.«
    »Gut gemacht, Miyuki«, lobte Jack, nachdem er sich überzeugt hatte, dass ihre Opfer noch atmeten.
    Sie zogen den Pilgern rasch die Kleider aus und legten sie selber an. Der klein gewachsene Yori versank in Hose und Jacke und musste Beine und Ärmel aufkrempeln. Jack befürchtete für sich das entgegengesetzte Problem – als Ausländer war er im Vergleich zu den Japanern groß –, aber er hatte Glück, weil der junge Pilger so hoch gewachsen war.
    Yori half ihm dabei, das blaue Tuch anzulegen. »Das ist eine wagesa, ein Stoffstreifen, der symbolisch für die Kutte des Mönchs steht und deine
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