Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)

Titel: Samurai 7: Der Ring des Windes (German Edition)
Autoren: Bradford Chris
Vom Netzwerk:
prüfen, ob ihnen von Tomo ein Boot folgte. Aber sie kamen inzwischen so schnell voran, dass die Samurai sie unmöglich noch einholen konnten.
    Jack saß vorn am Bug, der schäumend durch die Wellen schnitt. Ab und zu riskierte er einen Blick nach oben, ließ sich den Wind ins Gesicht blasen und atmete die Meeresluft tief ein. Das unaufhörliche Stampfen und Schlingern des Schiffs empfand er als tröstend wie die Arme einer Mutter, und das gegen den Rumpf klatschende Wasser erfüllte ihn mit einem vertrauten Schauder. Er war wieder in seinem Element.
    Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er das Leben auf dem Wasser vermisst hatte – das Schwanken der rauen Deckplanken unter den Füßen und das Knallen der im Wind schlagenden Segel. Fast vier Jahre waren seit der Fahrt auf der Alexandria vergangen, es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Nach der jahrelangen Ausbildung an der Niten Ichi Ryū war er inzwischen mehr Samurai als Seemann. Allerdings waren seine Instinkte als Seemann tief in ihm verwurzelt und nicht verloren gegangen. Dafür hatte sein verstorbener Vater gesorgt. Ein schneller Blick sagte ihm, dass der Kapitän nicht das Beste aus seinem Schiff herausholte. Mit einer anderen Stellung des Segels hätte er mindestens noch einen Knoten zulegen können. Unwillkürlich achtete Jack auch auf andere für das Steuern des Schiffes wichtige Hinweise. Die hellere Färbung des Wassers zeigte an, wo das Meer relativ flach war, an der Position der Sonne konnte er ablesen, dass sie an der Küste entlang in südwestliche Richtung fuhren.
    Während er diese Beobachtungen anstellte, glich er unbewusst durch Verlagern des Oberkörpers die Bewegung des sich hebenden und senkenden Bugs aus.
    Man kann dem Meer den Seemann wegnehmen, aber nicht dem Seemann das Meer.
    Das hatte sein Vater jedes Mal bei seiner Rückkehr von einer Reise im Scherz zu seiner Mutter gesagt. Und es dauerte tatsächlich nie lange, bis er erneut den Drang verspürte, in See zu stechen. Auch Jack hatte das Meer angezogen und er hatte wie sein Vater Schiffssteuermann werden wollen. Die beiden Jahre, in denen er als »Mastaffe« von England nach Japan gefahren war, gehörten zu den glücklichsten seines Lebens. Unterwegs hatte sein Vater ihm beigebracht, wie man nach den Sternen navigierte, das Wetter richtig einschätzte, einen Kurs bestimmte und, vor allem, wie man die geheimnisvollen Chiffren und Anmerkungen im Portolan las – der Text des Logbuchs war verschlüsselt, damit unbefugte Augen nicht seine kostbaren Geheimnisse aufdecken konnten.
    Während Jack über das Binnenmeer mit seinen zahllosen, wie Edelsteine schimmernden Inseln blickte, meinte er geradezu, seinen Vater im Geist neben sich zu spüren. Mit einem wehmütigen Seufzen überließ er sich seinen Erinnerungen.
    Auch viele andere Passagiere – eine erstaunlich bunte Mischung von Pilgern, Kaufleuten, zwei Höflingen, einem Mönch und verschiedenen weiteren Reisenden – genossen den Blick, der sich ihnen bot, und hingen ihren Gedanken nach.
    Ein Mann stand auf und näherte sich mit unsicheren Schritten dem Bug. Jack nahm ihn aus den Augenwinkeln wahr. Als er das Samuraischwert an seiner Hüfte sah, überkam ihn einen kurzen Moment lang Panik. Aber der Mann war seekrank und grün im Gesicht, er interessierte sich nicht für ihn. Er war untersetzt und machte mit seinem Stoppelbart und den ungekämmten Haaren einen verwahrlosten Eindruck. Seine Arme waren mit den Narben zahlreicher Schlachten übersät. Er trug einen schäbigen braunen Kimono ohne ein Wappen, das seine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Samuraifürsten angezeigt hätte. Demzufolge, vermutete Jack, war er ein Ronin, ein herrenloser Samurai.
    Das Schiff neigte sich unvermutet über einen Wellenkamm und der Ronin geriet ins Schwanken. Er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, und stieß dabei versehentlich gegen den Leinensack. Eins von Jacks Schwertern fiel heraus und glitt ein Stück aus der Scheide. Der rasiermesserscharfe Stahl blitzte in der Sonne auf und der in die Oberfläche eingravierte Name Shizu war deutlich zu sehen.
    Ungläubig starrte der Ronin auf das Samuraischwert und dann auf Jack.
    »Was für ein Pilger reist mit Shizu-Schwertern?«

6
Kein-Schwert-Schule
    »Antworte mir, Pilger!«, sagte der Ronin barsch. »Oder vielleicht bist du ja überhaupt kein Pilger …«
    Jack wagte es nicht, den Kopf zu heben und seine wahre Identität preiszugeben. Aber er wusste auch nicht, was er antworten sollte. Saburo erging
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher