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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Autoren: Sharon Page
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Mutter, um Maryanne nun ebenfalls zu umarmen.
    Baby Richard begann in den Armen seiner Großmutter zu zappeln; seine Lippen bewegten sich heftig. Zarte Lippen, glänzend vor Speichel. „Mein süßer, kleiner Enkel“, gurrte Olivia.
    Sie blinzelte, und die Wintersonne, die durchs Fenster fiel, brachte die Tränen, die über ihre Wangen rollten, zum Funkeln. Rodesson legte seine Hände auf Olivias Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Komm mit mir nach Italien, meine Liebste. Erlaube mir, dich ein wenig für all die schweren Jahre zu entschädigen. Sag Ja. Mach mir an diesem ganz besonderen Tag dieses Geschenk.“
    Wie zerstörerisch es war, die Schmerzen der Vergangenheit für alle Zeit mit sich herumzutragen! Dash hatte sich nicht von der Bürde seiner Schuldgefühle befreien können. Sein Onkel war zu einem schwachen, verwirrten Mann geworden, der nur noch die Hülle seines früheren Selbst war. Und Sir William war vollkommen verrückt geworden.
    Ihre Eltern aber wollten einen Neubeginn wagen. Eine neue Liebe. Schließlich und endlich war es niemals zu spät.
    Rodesson, der Olivia zärtlich geküsst hatte, richtete sich auf, und in seinen Augen leuchtete hell die Hoffnung. Er legte die Hand an die Wange ihrer Mutter.
    „Ich komme mit dir“, wisperte Olivia. „Ich habe mir immer gewünscht, Abenteuer zu erleben.“ „Und ich werde dir herrliche Abenteuer zeigen, Olivia, das verspreche ich dir.“ Rodesson lächelte Maryannes Mutter an.
    „Wo ist Grace?“ Maryanne schaute sich suchend um, konnte aber nirgendwo Graces leuchtendes goldenes Haar entdecken. Grace war diejenige der drei Schwestern, die in ihrer anmutigen Schönheit ihrer Mutter am meisten ähnelte, und Maryanne nahm an, sie war diejenige seiner Töchter, die Rodesson am meisten bezaubert hatte. Er hatte sie alle mehrmals gemalt. Natürlich hatten sie die Gemälde vor den neugierigen Augen der anderen Dorfbewohner verstecken müssen – nicht etwa, weil sie zu freizügig gewesen wären, sondern wegen des Namens des Künstlers.
    Plötzlich erinnerte sie sich an all diese Dinge – an die kleinen Dinge, die ihr Vater getan hatte. Wie er ihnen bunte Schleifen geschenkt hatte, die Gemälde, eine Puppe mit einem gemalten Porzellangesicht. Sie hatte all diese Geschenke mit einem Achselzucken abgetan. Da keine großen Gesten von ihm kamen – wie konnte ihr Vater sie wirklich lieben?
    Dash hatte sein Leben für sie riskiert, er war zu ihrer Rettung herbeigeeilt, hatte versprochen, ihre Schulden zu bezahlen – das waren große Gesten. Dennoch waren es die schlichten Dinge, wie ein gemeinsames Lachen, die ihre süßesten Erinnerungen waren und sie am meisten erfreuten.
    „Grace besucht Freunde auf dem Land.“
    Klang die Antwort ihrer Mutter ein wenig ausweichend, oder bildete sie sich das nur ein? Doch Olivia lächelte und umarmte sie noch einmal. „Dem Himmel sei Dank. Für alles“, flüsterte Olivia. „Dafür, dass du in Sicherheit bist. Und dafür, dass du mit einem wunderbaren, reichen Viscount verheiratet bist.“
    Und dafür, dass Rodesson sie so vernarrt ansah? Vielleicht auch dafür. Maryanne sah sich im Zimmer um. „Dash, deine Tante und dein Onkel sind nicht hier.“
    Er schaute Sophia fragend an.
    „Sie bereiten sich auf ihre Abreise vor. Ebenso wie dein Cousin“, erklärte Sophia, während sie die weiße Feder zurückstrich, die auf ihrem modischen Hut befestigt war. „Dieses eine Mal scheinen sie sich ihrer Schuld bewusst zu sein.“
    „Ich muss mit ihnen reden, bevor sie das Haus verlassen.“
    Maryanne spürte Dashs Hand an ihrem Ellenbogen und bewegte sich von ihren Eltern weg, um dicht neben ihn zu treten, während Olivia und Rodesson, wie sie aus den Augenwinkeln sah, die Gelegenheit nutzen, einander rasch zu küssen. Anschließend sahen sie sich schuldbewusst um.
    „Der Mistelzweig“, flüsterte Maryanne ihrer Mutter zu. „Im Ballsaal.“
    Ihre Mutter errötete, aber ihre haselnussbraunen Augen funkelten.
    Dash murmelte: „Ich würde dich bitten, mich zu begleiten, aber du musst unbedingt etwas essen.“
    „Nein. Ich werde mit dir gehen“, beschloss sie und lief an seiner Seite nach oben, erstaunt, mit welcher Kraft er die Treppe hinaufstürmte, wenn man bedachte, welche Schmerzen er erlitten und welche Verletzungen er davongetragen hatte. „Tut dir dein Rücken nicht weh? Willst du sie wirklich sehen? Woher nimmst du nach all dem, was passiert ist, noch die Kraft?“
    Als sie oben angekommen waren,
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