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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Autoren: Sharon Page
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ihren zarten Kiefer und ihre rosigen Wangen. „Ich liebe dich, Maryanne. Aber ich hatte schreckliche Angst, es mir einzugestehen. Ich hatte Angst, dir könnte etwas passieren, ich könnte dich wieder verlieren oder nicht gut für dich sein oder dich verletzen. So wie es mit jedem Menschen war, den ich geliebt habe …
    „Hör auf damit! Das ist Blödsinn.“
    Er zuckte zurück. Er hatte seine Seele vor ihr ausgebreitet, und sie hatte es als Blödsinn bezeichnet.
    Als sie ihm nun mit dem Finger drohte, war sie plötzlich wieder der Bücherwurm Maryanne, jetzt allerdings eine feurige und entschlossene Ausgabe. „Es ist nicht deine Schuld, dass Miss Westmoreland sterben musste. Oder dass Sir William ein verrückter Übeltäter ist. Oder dass Anne ihr Baby verloren hat. Oder dass deine Eltern einen tödlichen Unfall hatten, weil dein Vater viel zu waghalsig war. Dir sind furchtbare Dinge passiert, aber diese Dinge sind nicht deinetwegen geschehen. Davon abgesehen, musst du nun nach vorne schauen. Du musst weitermachen und das Glück und die Freude in deinem Leben willkommen heißen. Siehst du nicht, dass all die Jahre dein Onkel der Sieger war?“
    „Der Sieger? Wieso?“
    „Er hat zwar den Titel nicht bekommen, aber er hat deine Seele getötet“, erklärte sie ihm. „Und du darfst nicht zulassen, dass es so weitergeht. Du darfst nicht zulassen, dass Sir William oder dein Onkel oder gar das Schicksal gewinnt.“ Ihre Brust hob sich, als sie tief durchatmete. „Ich habe genau dasselbe getan! Ich war der Fehler meiner Mutter. Sie bedauerte, dass sie mich bekommen hatte. Durch mich saß sie endgültig und vollkommen in der Falle; ich war der Beweis, dass ihre Liebe eine Dummheit war, aber eine, der sie niemals entkommen konnte.“
    „Das kann doch nicht wahr sein.“
    „Es ist aber die Wahrheit. Sie war mit Venetia schwanger, als sie von zu Hause durchbrannte, um Rodesson zu heiraten.“
    In Maryannes Augen schimmerten Tränen. „Durch mich hatte sie ständig vor Augen, dass sie für den Rest ihrer Tage Rodesson lieben würde, obwohl diese Liebe eine große Dummheit war.“
    „Meine Liebste …“
    „Nein, Dash. Lass es mich erklären. Meine Mutter lebte in Maidenswode und gab vor, die Ehefrau eines Mannes zu sein, der nach Indien gereist war, um dort sein Glück zu machen. Sie gab auch vor, sie würde nach Plymouth fahren, um dort ihren Mann zu treffen, wenn er zwischendurch zu Besuch in England war, aber all das waren ausgeklügelte Lügen, um zu erklären, warum sie von Zeit zu Zeit verschwand. In Wirklichkeit traf sie sich dann mit Rodesson. Sie ging damit ein furchtbares Risiko ein, denn wenn die Wahrheit herausgekommen wäre, wären ihr Ruf und ihr Leben zerstört worden. Und dennoch riskierte sie es. Und dann wurde sie mit mir schwanger …“
    „Maryanne, ich habe gesehen, wie sie dich in der Kirche angeschaut hat.“ Dash wischte ihr die Tränen von den Wangen. „Sie liebt dich. Sie ist stolz auf dich. Und Rodesson war aus Angst um dich völlig außer sich. Er kam, um dich zu retten, er erschoss Sir William, und selbst ich konnte erkennen, dass er kaum in der Lage war, die Tränen zurückzuhalten.“ Das waren Gefühle, wie sie ihm sein Vater, der vor allem mit seinen Vergnügungen beschäftigt gewesen war, nie entgegengebracht hatte. Dash hatte sich gewünscht, dass Maryanne die Liebe ihres Vaters erleben würde. Mit dem Daumen strich er über die feuchten, vollen Lippen seiner Frau. Kostbar. Sie war ein so kostbarer Schatz für ihn.
    Ihre großen Augen suchten seinen Blick. Flehend, aufrichtig und besorgt sah sie ihn an. Noch nie hatte ihn jemand so angesehen – als wollte sie seine Seele und sein Herz befreien.
    „Vielleicht liebt sie mich“, flüsterte sie. „Aber mir ist jetzt klar, dass das keine Rolle spielt. Wichtig ist nicht, woher ich komme, sondern wohin ich in meinem Leben gehe. Was ich auch tun werde. Unsere Gegenwart, unsere Zukunft – nur das zählt. Du wurdest gezwungen, so unglaublich stark zu sein – gezwungen durch deine Vergangenheit. Ich würde dir eine andere Vergangenheit wünschen, aber das würde bedeuten, dass du ein anderer Mann wärst. Und ich liebe dich, den Mann, der du bist, so sehr.“
    „Unsere Gegenwart und unsere Zukunft werden wunderbar sein“, gelobte er ihr.
    Doch sie schüttelte den Kopf. „Vielleicht nicht immer – es wird auch traurige Zeiten geben. Es muss sie geben, denn sie gehören zum Leben. Ich habe mich mein Leben lang vor der Welt versteckt
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