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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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Käsegeschmack in seinem geräumigen Wintermantel verschwinden zu lassen.
    Shelly war zehn Jahre älter als er und Clarence wusste auf Anhieb, dass er ihr gefiel. Da sie schon ein Namensschild trug, brauchte er nur noch ihre Telefonnummer und die gab sie ihm ungefragt.
    Sechs Wochen später war Shelly schwanger mit Sam und wohnte zusammen mit Clarence über der Werkstatt ihrer Eltern. Unter dem wachsamen Auge ihrer Familie nahm er den einen oder anderen Gelegenheitsjob an, und wenn das Gesamtarrangement auch nicht wirklich funktionierte, war es andererseits auch keine wirkliche Katastrophe.
    Shellys Vater Donn war von Beruf Elektriker. Hätte er bessere Voraussetzungen gehabt, so wäre er wahrscheinlich Ingenieur geworden, denn er kannte sich nicht nur mit Leitungen, Strom und allen Arten von Maschinen aus, sondern auch mit Betriebssystemen.
    Schon bei seiner ersten Begegnung mit Clarence Border wusste Donn, dass seine Tochter sich mit einem Mann eingelassen hatte, dessen Hirnprozessor defekt war. Und so versuchte er, sie bereits bei Spielbeginn zu warnen, doch ehe er eingreifen konnte, war Shelly auch schon schwanger.
    Daraufhin probierte Donn es anders. Er nahm sich vor, diesem durchtriebenen Schlangen-Typ einen anständigen Beruf zu verpassen. Doch die Monate gingen ins Land und irgendwann hatte Donn eine neue Idee. Wenn es ihm nicht gelang, Clarence in die Geheimnisse der Elektrizität einzuweihen, dann konnte er ihn ja mit einem Stromschlag um die Ecke bringen, womit er wahrscheinlich sogar ungestraft davonkommen würde.
    Aber die Schlange war schneller als er.
    Clarence konnte die Stimmen in seinem Kopf nun einmal nicht überhören und an dem Morgen, an dem er zubiss, sagten sie ihm, dass er sich wehren müsse, wenn ihm jemand dumm kam.
    Donn ließ Clarence nicht in seinem Lkw rauchen, wenn sie unterwegs waren, und als sie bei der Weiss Sand and Gravel Company eintrafen, stand dort ein Schild mit der Aufschrift RAUCHEN VERBOTEN.
    Kochend vor Wut lud Clarence das Werkzeug aus dem Lkw. Irgendjemand musste für das, worunter er zu leiden hatte, büßen.
    Shellys Vater stand oben auf dem Dach und brachte einen neuen Transformator am Mast an, als Clarence den Erdungsleiter aushängte. Ein einziger Ruck und der durchgeschmorte Körper des alten Mannes wurde quer über das halbe Dach und in die Satellitenschüssel der Firma geschleudert. Rauch stieg auf.
    Clarence stand nur da, starrte auf das Rauchverbotschild und spürte tiefe Befriedigung.
    ***
    Nach diesem Vorfall zogen Shelly und Clarence aus dem Werkstattgebäude ins Wohnhaus hinüber und Shellys Mutter, die sich vor Kummer fast verzehrte, sprach nicht mehr mit Clarence. Rückblickend betrachtete er diese Phase seines Lebens als Zeit der Sesshaftigkeit.
    Als Sam knapp viereinhalb Jahre alt war, wurde Sally zum zweiten Mal schwanger und brachte – einen Monat zu früh – den winzig kleinen Riddle zur Welt. Riddle weinte von morgens bis abends, und das von Anfang an. Sein leises Winseln trieb Clarence aus dem Haus und zurück in die Wohnung über der Werkstatt.
    Der Kleine litt unter Koliken. Und unter verschiedenen anderen Problemen. Seine Nase lief ununterbrochen und selbst an Regentagen blinzelte er, als ob ihm die Sonne direkt in die Augen scheinen würde. Seiner rötlichen Gesichtsfarbe wegen gab Shelly ihm den Namen Rudolph, aber eigentlich nannte ihn jeder von dem Moment an, als sein Vater ihn auf den Arm nahm und er seinen ersten heiseren Schrei von sich gab, Riddle.
    Als Sam und Riddle sieben und zwei Jahre alt waren, stand die Familie kurz vor der Pfändung. Die Gerichtsvollzieher riefen jetzt nicht mehr an, sondern kamen vorbei.
    Shellys Mom verkraftete das alles nicht länger, und obwohl ihr die beiden kleinen Jungen inzwischen ans Herz gewachsen waren, zog sie nach Louisiana, um bei ihrer tauben Schwester zu leben. Bei ihrer Abreise hatte sie versprochen, Geld zu schicken, aber geglaubt hatte ihr das keiner. Clarence hatte seit Ewigkeiten kein Geld mehr nach Hause gebracht, sodass seine Frau schließlich wieder die Regale des Buttrey Stores mit Waren auffüllte.
    An einem kalten regnerischen Märztag kam Shelly nach acht Stunden Schicht von der Arbeit und sah, dass die Haustür weit offen stand. Der kleine Lkw parkte nicht mehr in der Einfahrt und der Gartenschlauch neben der Werkstatt fehlte auch. Clarence hatte die beiden Kinder, ein paar Elektrowerkzeuge, einen Koffer mit Kleidung und Shellys Indian-Head-Penny-Sammlung mitgenommen, die einmal
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