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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung
Autoren: Patricia Shaw
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diese Zeit bleibt«, sagte William.
             
            Ein bitterkalter Wind fegte den Abfall durch die schmale Gasse, als die beiden Männer die steinernen Stufen hinaufstiegen und dann durch die düsteren Flure des Christ’s Hospital eilten. Durch eine breite Tür gelangten sie in einen zugigen Warteraum, wo drei Frauen zusammengedrängt auf einer langen Bank saßen.
            Maria erhob sich und umarmte William. »Es geht ihr sehr schlecht«, sagte sie leise, und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Sehr schlecht. Sie kennen Edwina, und dies ist Caroline Smythe.«
            »Caroline ist Journalistin«, sagte Edwina, als habe es irgendeine Bedeutung, und klammerte sich an Williams Arm. »Es tut so gut, Sie nach all der Zeit wiederzusehen. Regal wird sich freuen, daß Sie gekommen sind. Dr. Flaherty ist gerade bei ihr. So ein reizender Mann.«
            »Hat irgend jemand inzwischen Jorgensen ausfindig gemacht?« fragte Leonard.
            Caroline schüttelte den Kopf. »Ich habe herausfinden können, daß er bis vor kurzem auf der Hulk Bahama in Chatham gefangengehalten wurde, aber jetzt ist er verschwunden.«
            »Ist er geflohen?« fragte William.
            »Oh nein. Soweit ich gehört habe, ist er auf offizielle Anweisung von dort verlegt worden, aber niemand scheint zu wissen, wohin. Zumindest will es mir niemand sagen.« Leonard begleitete William den Korridor hinunter, wo sie auf den Doktor trafen. Er gestattete William, zu Regal zu gehen. »Aber bleiben Sie nicht lange«, warnte er. »Wir dürfen sie nicht ermüden.« Er sah Leonard traurig an. »Ich fürchte, sie wird schwächer.«
            Leise betrat William das eisige, kahle Krankenzimmer und war dankbar festzustellen, daß die anderen Betten nicht belegt waren. Es kam ihm in den Sinn, daß Leonard vermutlich ein schönes Sümmchen gespendet haben mußte, um ein ganzes Zimmer in diesem überfüllten Hospital für sie zu reservieren, Typhus oder kein Typhus. »Ein kleiner Trost«, murmelte er vor sich hin, als er auf das Bett zutrat.
            Als er sie sah, schossen ihm plötzlich Tränen in die Augen, und er mußte sich zusammenreißen, um den Schock zu verbergen, als er sich auf den kleinen Hocker an ihrem Bett setzte. Sie war dürr wie ein hungerndes Kind, ihr Gesicht ausgezehrt und die Haut fast durchsichtig. Verschwunden waren die üppigen Locken, feuchte Strähnen klebten statt dessen auf der fiebrigen Stirn. Verzweifelt strich er sie beiseite, so sanft er konnte, denn er glaubte, sie schliefe, doch sie öffnete die Augen und sah ihn an. Und als er in diese wundervollen braunen Augen blickte, so sanft und melancholisch, dachte er, es werde ihm das Herz brechen.
            Sie schien ihn nicht zu erkennen, darum nahm er ihre Hand und flüsterte: »Regal, ich bin es. William. William Sorell.«
            Regal lächelte, ein kleines, tapferes Lächeln. »Oh … Lieber William. Wie schön, dich zu sehen.«
            Er küßte sie auf die Wange. »Ich bin gerade erst eingetroffen, sonst wäre ich schon früher zu dir gekommen.« Er sprach leise und sanft. »Jetzt wird alles gut. Du mußt nur gesund werden, und dann werden wir alle wieder zusammen sein, wie in alten Zeiten.«
            »Ja.« Sie seufzte leise, und er spürte dieselbe hilflose Wut, die er in Leonard Rosonoms Stimme gehört hatte; sie beide hätten Berge versetzt, um sie zu retten, doch sie waren machtlos gegen dieses vernichtende Fieber.
            »Alle deine Freunde sind hier«, sagte er. »Maria und Edwina und diese andere Dame, Caroline. Und Leonard auch. Und sobald es dir besser geht, wird Maria dich mit nach Hause nehmen.«
            Regal ergriff seine Hand, umklammerte sie. »Jorge …« brachte sie hervor. »Jorge. Wann wird Jorge kommen?«
            »Bald«, log er. Es widerstrebte ihm, sie daran zu erinnern, daß er im Gefängnis saß. Ihre Augen leuchteten auf vor Freude. »Wie sehe ich aus, William?«
            »Wunderschön«, sagte er, und dann winkte Doktor Flaherty ihn auch schon hinaus.
            Er setzte sich zu den anderen, und gemeinsam wachten sie in dem kalten, trostlosen Raum. Caroline versuchte, Edwina zu beruhigen, die völlig außer sich war und sich Vorwürfe machte, weil sie Regal nach London gebracht hatte. Leonard stand dabei und zuckte jedesmal zusammen, wenn er Flaherty aus dem Krankenzimmer kommen sah.
           
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