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Salon der Lüste - 3

Salon der Lüste - 3

Titel: Salon der Lüste - 3
Autoren: Kathryn Smith
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in London.«
    »Und wo hält er sich dann auf?«
    »Angeblich in Schottland, aber seit vierzehn Tagen hatte niemand Nachricht von ihm. Wir schickten ein Telegramm, erhielten jedoch keine Antwort.«
    Es passte nicht zu Reign, diejenigen zu ignorieren, denen er sich väterlich verpflichtet fühlte. Andererseits konnte Samt nicht einmal erahnen, was sein alter Freund in Schottland trieb. Möglicherweise hatte er das Telegramm nie bekommen. Er könnte, aus welchen Gründen auch immer, längst weitergereist sein.
    So oder so, Reign war nicht hier, und als einer der Schattenritter, für die dieses vornehme Haus erbaut worden war, lag es daher bei Saint, auf das Maison Rouge mitsamt seinen Bewohnern achtzugeben.
    »Was sagen die Behörden?« Er blickte von einer Frau zur anderen, weil er nicht sicher war, an welche er die Frage richten sollte.
    »Nichts«, antwortete Ivy und schürzte verächtlich die Lippen. »Wir wissen nicht mehr, als in den Zeitungen steht, und deren oberstes Anliegen ist, Skandale zu verkaufen und die Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Reaktion der Öffentlichkeit brauche ich Ihnen wohl kaum zu erläutern.«
    Nein, er konnte sie sich lebhaft vorstellen. Vor gut zehn Jahren, als Jack the Ripper auf dem Höhepunkt seiner blutigen Karriere gestanden hatte, lebte ganz London in Furcht. Täglich hatten die Zeitungen etwas Neues gefunden, das sie drucken, neue Schreckensszenarien, die sie schildern, oder Photographien, die sie abbilden konnten.
    Dann plötzlich war Jack verschwunden, und die Familien und Freunde seiner Opfer würden voraussichtlich niemals erleben, wie er seiner gerechten Strafe zugeführt wurde.
    Saint betrachtete die beiden Frauen nachdenklich. Sie verdienten Gerechtigkeit. Sie verdienten es, nachts ruhig schlafen zu können, weil sie sich und ihre Lieben sicher wussten.
    »Ich werde herausfinden, wie viel die Polizei weiß«, versicherte er und sah dabei auf seine Hände, »und anschließend finde ich den Mörder. «
    Als er aufblickte, bemerkte er, dass Ivy ihn beobachtete, und glaubte, einen Anflug von Bewunderung in ihren grünen Augen wahrzunehmen.
    »Versprochen!«, fügte er hinzu.
    Ivy folgte Saint, als er kurze Zeit nach seiner unerwarteten Ankündigung das Zimmer ihrer Mutter verlassen hatte.
    »Ist es Ihnen ernst?«, fragte sie, als sie hinter ihm die Treppe hinunterstieg. Um seinetwillen war das gesamte Haus verdunkelt, und doch bewegte er sich mit schlafwandlerischer Sicherheit. Wie gut sahen Vampire eigentlich im Dunkeln?
    »ja«, antwortete er, ohne sich zu ihr umzudrehen. »Und, nochmals, Ihr schnippisches Verhalten finde ich wahrlich charmant.« Konnte ein Satz gleichzeitig wie ein Kompliment und wie eine Beleidigung klingen?
    »Leider kann ich dasselbe nicht von Ihrer demonstrativen Gleichgültigkeit behaupten. Und Sie wissen sehr gut, wovon ich spreche, Mr. Saint.«
    Er blieb stehen und drehte sich so schnell um, dass Ivy nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte. Hätte er sie nicht mit beiden Händen abgefangen, wäre sie geradewegs in ihn hineingelaufen.
    »Ja, ich weiß, wovon Sie sprechen.« In dem kargen Licht waren seine Augen schwarz. Da sie eine Stufe über ihm stand, waren sie genau auf Augenhöhe, ihre Münder und Nasen einander direkt gegenüber.
    »Sie sind eindeutig eine Frau, die zunächst jedem misstraut, dem sie begegnet; deshalb bemühe ich mich nach Kräften, nicht gekränkt zu sein, weil Sie meine Ehre fortwährend in Frage stellen.«
    »Ich … « Hatte sie seine Ehre verletzt? Im Grunde war sie überrascht, dass er überhaupt eine solche besaß. Dennoch verfehlte seine Maßregelung ihre Wirkung nicht, und sie war drauf und dran, ihm zu erklären, dass sich bisher sehr wenige Leute ihr Vertrauen verdient hatten. »Entschuldigen Sie, ich wollte nicht respektlos sein.«
    Als er grinste, blitzten seine Zähne strahlend weiß. Bei seinem Lächeln würde selbst eine Nonne dahinschmelzen, dachte Ivy. »Das waren Sie, doch ich nehme Ihre Entschuldigung trotzdem an.«
    Er ließ sie wieder los, und durch den dünnen Seidenkrepp ihrer Ärmel fühlte sie Kälte, wo zuvor seine Hände gewesen waren. Überdies bemerkte sie, dass ihr Atem viel zu flach ging und ihre Rippen unangenehm gegen das feste Korsett drückten.
    Ivy war mit diesen Vampiren und deren Abenteuergeschichten groß geworden.
    Reign war wie ein Onkel für sie, und auch vor Saint hatte sie keine Angst - wenngleich sie bisweilen den Verdacht hegte, dass die Wertschätzung, die ihre Mutter
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