Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich brauchte mich nur an den Biergarten zu erinnern, denn da hatte ich diese Aura ebenfalls gespürt.
    Jetzt war sie hier!
    Im anderen Sessel bewegte sich Glenda. Auch sie setzte sich auf. Sie fuhr durch ihre Haare, dann drehte sie mir den Kopf zu.
    »Da stimmt doch was nicht, John...«
    »Kann sein.«
    »Spürst du es?«
    »Sicher.«
    Glenda sagte nichts mehr. Sie hatte sich nach vom gedrückt, stand aber nicht auf, sondern blieb auf der Kante des Sessels sitzen und drückte ihren Kopf etwas nach vorn wie jemand, der wittert.
    »Das kenne ich doch...«
    »Sie ist da!«
    Glenda drehte mit einer schnellen Bewegung den Kopf herum. »Da? Wo ist sie?«
    »Sie ist noch nicht zu sehen, aber sie befindet sich in der Nähe. Verlass dich drauf.«
    Glenda traute sich nicht, den Sessel zu verlassen. Er kam ihr vor wie ein Rettungsboot, und sie klammerte sich mit beiden Händen an den Lehnen fest.
    Noch immer schaute sie in die Runde, weil sie sehen wollte, ob sich nicht doch eine Gestalt durch die Dunkelheit bewegte. Aber da war nichts. Sie schaute in den Flur hinein und bis zur Tür. Dort brannte das Licht, aber auch da zeichnete sich keine Gestalt ab.
    »Sie ist da, John, das spüre ich. Aber warum sehe ich sie nicht, verdammt?«
    »Keine Sorge, das wirst du noch...«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    Sie sagte nichts mehr, und auch ich hielt meinen Mund. So warteten wir erst mal ab, was sich ereignete. Das Erscheinen oder Kommen lief nach einem bestimmten Schema ab, da war ich mir sicher. Überall gab es bestimmte Regeln, und das war auch hier nicht anders.
    Wenn ich nach einem Vergleich suchen sollte, dann kam ich mir im Moment vor wie ein Zuschauer, der in der ersten Reihe saß, nach vorn auf die Bühne schaute und der darauf wartete, dass sich der Vorhang langsam nach oben schob.
    Leider tat er uns den Gefallen noch nicht. So blieben wir weiterhin in der Düsternis sitzen und waren Gefangene unserer eigenen Gedankenwelt.
    Ich fasste nach meinem Kreuz!
    Nein, es hatte sich nicht erwärmt. Das Metall hatte nur die Körpertemperatur angenommen, das war alles. Ansonsten gab es keine Probleme.
    Glenda hatte in diesem Moment die besseren Augen als ich oder die bessere Form, vielleicht auch das Gespür. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass sie leicht zusammenzuckte und dann flüsterte: »Da ist was, John. Vor uns.«
    »Wo?«
    »Da in der Dunkelheit.«
    Eine genaue Ortsangabe hatte sie nicht gegeben, aber sie streckte den rechten Arm und den Zeigefinger aus und deutete so auf dieses imaginäre Ziel.
    Ich blickte jetzt genauer hin – und sah, dass sie nicht gelogen hatte.
    In der Dunkelheit schwebte ein Fleck über dem Boden in der Luft. Er war alles andere als groß. Man konnte ihn von den Ausmaßen her mit einem Fingernagel vergleichen, aber er war heller als seine Umgebung, und deshalb malte er sich auch ab.
    Nur wusste ich leider nicht, womit ich es zu tun hatte. Das war auch kein Auge, da hätte die Form nicht gepasst, es war eben nur dieser ungewöhnliche Fleck, der sich nicht bewegte und trotzdem etwas zu bedeuten hatte.
    Glenda und ich gingen davon aus, dass wir erst einen Anfang erlebten. Das dicke Ende würde noch kommen, und darauf warteten wir. Da musste sich der Fleck einfach materialisieren und deutlicher werden, damit wir mehr von diesem Besuch erkannten.
    Der Fleck blieb nicht ruhig, sondern bewegte sich. Es war schon ein kleines Wunder. Er zuckte hin und her, er zog sogar einen hellen Schweif hinter sich her.
    Das Zucken hörte nicht auf. Als hätte jemand bei strahlendem Sonnenschein mit einem Spiegel in meine Wohnung hineingeleuchtet, um den Bewohner zu irritieren.
    Urplötzlich kam er zur Ruhe.
    Nichts mehr an Bewegung. Völliger Stillstand.
    Glenda und ich verhielten uns ebenso wie dieser bleiche Fleck, von dem wir noch immer nicht so viel erkannten, weil er noch etwas verschwommen wirkte.
    Aber das änderte sich in den nächsten Sekunden, denn da sahen wir, dass er trotzdem eine Gestalt besaß.
    Wir kannten den Gegenstand. Wir hatten ihn vor einigen Stunden schon gesehen.
    Es war der auf dem Ring eingravierte helle Totenkopf!
    ***
    Glenda Perkins saß ebenso still wie ich, und ich hörte nur ihr leises Stöhnen, weil sie die Überraschung weniger verdaut hatte als ich.
    Gab es nur den blassen kleinen Totenkopf? Oder befand sich auch die Frau, die diesen Ring über ihren Finger gestreift hatte, in der Nähe?
    Auf diese Frage fanden wir leider keine Antwort. Wir mussten das Geschehen der anderen Seite überlassen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher