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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
Autoren: Sheila Jeffries
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befand. So stand es jedenfalls in großen Buchstaben über dem Eingang.
    Der Mann schrieb Ellens Namen und ihre Adresse auf ein Formular. Und ein Datum – das heutige. Heute wird er kommen. Und Ellen ahnt nichts davon. Sei bereit, Salomon. Bleib ruhig und schnurre.
    Joe war weggegangen, und ich musste den ganzen Tag aufpassen, wo ich mich doch eigentlich von den Folgen des Tierarztbesuchs erholen wollte. Mittags war ich bereits völlig erschöpft. Niemand war gekommen. Ellen pusselte im Garten herum, während John in einer großen Wasserschüssel auf dem Rasen herumplanschte. Irgendwann bin ich eingeschlafen, zusammengerollt auf der sonnigen Treppenstufe.
    In meinen Träumen summten die Bienen in den Blüten, die Schwalben riefen in der Luft, und Grashüpfer zirpten im langen Gras am Ende des Rasens. Aber während ich so vor mich hin träumte, riss mich ein ungewohnter Laut aus dem Schlaf. Schwere Schritte näherten sich. Ich öffnete ein Auge und sah ein paar glänzende Schuhe direkt vor mir auf der Treppe.
    »Hallo, Mieze.« Die Hand eines Mannes strich mir über den Kopf. Der Gerichtsvollzieher!
    Verglichen mit einem Tiger ist eine Katze ziemlich klein. Also hat es keinen Zweck, sich so zu benehmen, als sei man einer, und sich auf Menschen zu stürzen. Katzen müssen raffiniert und einfallsreich vorgehen.
    Ich zeigte dem Gerichtsvollzieher, was ich von ihm hielt, indem ich ihn ignorierte und ungerührt in die Ferne starrte. Sein Streicheln rief keine Reaktion hervor. Nach allem, was mir der Engel erzählt hatte, kam es mir komisch vor, dass der Gerichtsvollzieher ein ganz normaler Mensch war. Doch er erwies sich als Muster an Heimtücke.
    Der Nacken steif, die Augen eiskalt und das Herz verhärtet – ich konnte es schlagen hören, als er an die Tür klopfte.
    Ellen öffnete und hatte John auf dem Arm. Das Kind war in ein blaues Badetuch gewickelt. Ahnungslos und fragend blickte sie den Gerichtsvollzieher an.
    »Isolierverglasung?«, fragte sie lächelnd. »Nein, danke.«
    »Mrs King?«
    »Ja, die bin ich. Und das ist John.«
    John sah nicht gerade glücklich aus, obwohl Ellen ihn auf dem Arm hopsen ließ, damit er lachte. Seine ernsten Augen trafen sich mit meinen. Er wusste Bescheid. Die eisige Aura des Gerichtsvollziehers war nicht zu übersehen, und sie war sehr bedrohlich.
    »Mrs Ellen King.«
    »Ja.« Das Lächeln verschwand von Ellens Gesicht.
    »Sie sind die Gattin von Mr Joseph King?«
    »Ja?«
    Der Gerichtsvollzieher zeigte Ellen eine Karte.
    »Ich bin der für diesen Bezirk zuständige Gerichtsvollzieher und habe eine Pfändung durchzuführen. Ihr Mann schuldet seiner Bank 7.000 Pfund. In dieser Höhe muss ich Gegenstände in Ihrem Eigentum pfänden.«
    Ich sah, wie Ellens Aura in Stücke zersprang. Es war schrecklich. John fing just in diesem Augenblick an zu weinen, was Ellen vollends aus der Fassung brachte. Sie schrie den Gerichtsvollzieher an. Aus ihren Augen sprühten blaue Funken.
    »Wie können Sie es wagen, einfach hier aufzutauchen und uns zu bedrohen? Sehen Sie nicht, dass ich ein kleines Kind habe? Es sind nicht meine Schulden, es sind seine. Ich weiß nichts darüber.«
    Ich schlängelte mich in die Diele, setzte mich Ellen zu Füßen und plusterte mich auf, so gut ich konnte. Wie sehr hätte ich mir in diesem Augenblick gewünscht, ein Hund zu sein. Ein Schäferhund oder ein Rottweiler. Es ist doof, wenn du nur schnurren kannst, obwohl du eigentlich bellen möchtest.
    Der Mann wiederholte monoton, was er bereits gesagt hatte, und versuchte gegen Ellens Hysterie und John Weinen anzukommen. Überraschenderweise schaffte es ausgerechnet John, sie zu beruhigen, indem er ihr seine runden Ärmchen um den Hals schlang.
    »Mami, sei doch lieb.«
    Ellens Beine zitterten. Die Schuhe des Gerichtsvollziehers quietschten über den Fußabstreifer. Mein Engel stand mit einem flammenden Schwert in der Diele, aber leider konnte ihn außer mir niemand sehen. Jessica rannte gerade wieder die Treppe nach oben, ein weiteres ihrer Katzenkinder im Maul.
    »Ellen muss ihn nicht hereinlassen, Salomon«, sagte der Engel. Für einen Moment badete ich mich im smaragdenen Licht seiner Augen und dem Energiefluss aus dem flammenden Schwert. Ich war zum einen glücklich, dass der Engel da war und Ellen beschützte, und zum anderen traurig und verzweifelt, dass Ellen ihn nicht sehen konnte. Denn ich konnte ihr nicht helfen. Nur eine sterbliche Katze zu sein, war fast unerträglich für mich. In meiner Hilflosigkeit tat
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