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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
Autoren: Sheila Jeffries
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Augen.
    »Mein lieber Salomon«, sagte Ellen und trug mich hinüber zum Fenster. Dort standen wir und bewunderten zusammen den abendlichen Garten, der erfüllt war von den rosa Strahlen der untergehenden Sonne und dem Zwitschern der Amseln. Der Duft von frisch gemähtem Gras wehte von den Feldern herüber, und im Osten ging der Mittsommermond auf.
    »Vor einem Jahr bist du zu uns gekommen. Herzlichen Glückwunsch, Salomon«, sagte Ellen, und Tränen liefen ihr über die Wangen, die rot vom vielen Weinen waren.
    Ich wollte ihr so gern sagen, wie sehr ich dieses sonnige Haus mochte, und meine Dankbarkeit für mein wunderschönes Heim ausdrücken. Die Sonne wärmte die Mauersteine und den weichen Rasen. Es gab dort den Kirschbaum und nette Passanten, die mich streichelten, die Katzenklappe und die tolle Treppe, die duftende Küche und die ruhigen Ecken, in denen ich so gern saß. Das Beste war für mich aber der Sessel mit dem bernsteingoldenen Kissen.
    Ich wollte ihr sagen, wie traurig ich es fand, dass Joe schon wieder eine Tür und Ellens gutes Geschirr kaputt gemacht hatte.
    Trotzdem war das Haus gut. Es stand auf einem alten Kornfeld, und der gute Geist des Korn schützte seine Mauern. Das Haus war erfüllt von Ellens Liebe, Johns Spielen und dem Schnurren meiner wundervollen Katzenkinder. Egal, was Joe anstellen würde, das Haus würde davon nicht berührt werden. Ich lebte bereits mein zweites Leben hier, es war mein Zuhause.
    Diese Gedanken verstärkten mein Schnurren, während ich mit Ellen den Sonnenuntergang betrachtete. Leider konnte sie mich nicht verstehen, aber ich verstand sie. Was sie sagte, war ein echter Schock für mich.
    »Wir müssen unser Haus verkaufen, Salomon. Wir müssen fort von hier«, schluchzte sie. »Und ich weiß nicht, ob ich dich behalten kann.«

4
    Fort von Zuhause
    Ich wollte den ungeliebten Katzenkäfig nicht mit Jessica teilen. Joe hatte sie am Nacken gepackt, sie hineingesteckt und die Tür verschlossen, bevor sie sich auch nur umdrehen konnte. Jessica konnte sich eigentlich ziemlich schnell umdrehen. Doch jetzt saß sie im Käfig. Sie drehte sich um sich selbst und starrte jeden mit verzweifelten Augen an. Ich saß daneben, berührte sie durch die harten Gitterstäbe und versuchte, sie zu beruhigen. Doch sie wollte sich nicht beruhigen lassen. Sie hatte Angst, und ihr Herz war gebrochen.
    Am Tag zuvor waren ihre drei wundervollen Katzenkinder in demselben Behältnis verschwunden, in dem sie jetzt saß. Joe hatte ihn leer mit nach Hause gebracht.
    Wir verstanden nicht, was vor sich ging. Den ganzen Tag hatten wir auf der Gartenmauer gesessen und beobachtet, wie zwei Männer Möbel aus dem Haus trugen. Ellens Klavier, das Sofa, der warme Kaminvorleger und unser Lieblingssessel wurden auf einen Lastwagen geladen. Bald war unser schönes Haus leer gewesen. Jessica und ich waren hineingeschlichen, durch die leeren Zimmer und die Treppe getapst, dahin, wo wir so schön gespielt hatten. Unsere Schwänze hingen schlaff zu Boden, Angst erfüllte unsere Blicke.
    Ellen rannte hinaus zum Lastwagen und schnappte sich das bernsteingoldene Samtkissen vom Sessel.
    »Das hat meine Mutter selbst genäht«, sagte sie wild entschlossen zu den beiden Männern. »Das bekommt ihr nicht. Verhaftet mich deswegen, wenn ihr wollt.« Sie reckte ihr Kinn vor und starrte die beiden an.
    Einer der Männer zuckte mit den Schultern. »Soll sie es doch behalten. Ist ja nur ein Kissen«, sagte er, schloss mit einer Handbewegung die Klappe der Ladefläche und kletterte auf den Fahrersitz.
    Ellen stand auf dem Rasen und klammerte sich an ihr Kissen. Die Tränen strömten ihr über die Wangen, während sie dem Lastwagen nachblickte. Joe stand in der Haustür, seine Augen schwarz vor Zorn. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und brüllte dem Lastwagen ein Schimpfwort nach.
    »Lass das«, sagte Ellen.
    »Lass du das lieber auch.«
    Ich konnte sehen, dass Joe mit seiner Wut kämpfte. Die Luft um ihn herum qualmte regelrecht. Doch aus der Wolke aus Zorn ragte ein stechender Schmerz. Er verletzte Joe und würde auch Ellen wehtun.
    Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich bei Jessica bleiben, Ellen trösten oder Joe beruhigen sollte. Ich entschied mich für Joe. Zuerst rüstete ich mich mit dem Funkeln heilender Sterne, dann lief ich mit erhobenem Schwanz auf ihn zu und schnurrte, so laut ich konnte.
    »Ach, Salomon.« Er beugte sich herunter und hob mich hoch. Ich drückte mich an seine Brust, blickte in seine
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