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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten
Autoren: Sheila Jeffries
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verängstigt an.
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben, als Ellen mich allzu fest drückte, weil Joe sie anschrie. Er klang wie ein Hund, der in einem Betonzwinger bellt. Das schmerzte in meinen Ohren, doch ich konzentrierte mich aufs Schnurren. Ich wusste ja, mein Engel beschützte mich.
    Das Gebrüll erfüllte die Küche und drang durch die Ritzen des Hauses nach draußen wie Rauch. Es schlüpfte unter den Türen hindurch, in die Ecken und die Treppe hinauf. Es durchdrang alles, die Äpfel in der Obstschale, die gemütlichen Kissen, die Uhren, die hellen, sonnigen Schlafzimmer. Und dann explodierte es in einem Regen von Scherben hinaus auf die Straße.
    Ich hielt meinen Kopf unten und schnurrte weiter an Ellens Brust. Sie schien wie erstarrt. Nichts, was ich machte, konnte daran etwas ändern. In der ersten Reihe zu stehen war immer schwierig, für mich sowieso. Jessica tauchte draußen im Garten auf, sprang völlig unbeeindruckt herum und jagte Schmetterlinge. Diesmal beneidete ich sie um ihre Gabe, sich aus den Aufregungen innerhalb der Familie herauszuhalten.
    Ich wollte mir für mein nächstes Leben merken, dass »sich herauszuhalten« eine durchaus wünschenswerte Eigenschaft sein konnte. Doch im Augenblick fühlte ich mich ziemlich nutzlos, besonders als Ellen mich absetzte und dafür den weinenden John in den Arm nahm.
    »Was hat Papi gemacht?«, heulte er.
    »Er hat die Tür eingetreten.«
    »Sie ist kaputt.« John jammerte noch lauter. »Die Füchse können rein.«
    »Wir können sie reparieren, Spatz. Beruhig dich. Papi ist weg.«
    »Für immer?«
    »Nein.«
    »Hat er aber gesagt.«
    »Er kommt schon wieder, du wirst sehen«, versuchte Ellen ihn zu beruhigen. Doch in ihren traurigen Augen stand die Angst.
    »Jessica hat einen Schmetterling«, quiekte John. Er wand sich aus Ellens Armen, und beide rannten hinaus in den Garten. Ich begriff nicht, warum Ellen einen Schmetterling retten musste, wo doch ihre eigenen Flügel gestutzt worden waren.
    Ich war erschöpft von dem Streit und krabbelte auf mein Lieblingskissen, um meinen Vormittagsschlaf zu halten. Die Segnungen des Schlafs trugen mich schnell hinüber in die unsichtbare Welt.
    »Wie geht es dir, Salomon?«
    Das freudige Gesicht meines Engels hielt mich davon ab, allzu sehr zu klagen. Das Gefühl der Unzulänglichkeit und die Schmerzen in meinen Ohren klangen ab, als ein heller Strahl von Sternenlicht mich von meiner Verwirrung erlöste. Ja, es war schwierig, da stimmte mir mein Engel zu. Aber er warnte mich auch, dass es noch schlimmer kommen könnte. In der Zwischenzeit sollte ich fressen, spielen und dafür sorgen, dass aus mir schnell ein starker Kater wurde.
    Gestärkt und gestählt erwachte ich nachmittags in einem leeren Haus. Ich gähnte und streckte mich. Dann tapste ich mit hochgerecktem Schwanz durch die Zimmer und suchte Ellen. Nicht einmal Jessica war irgendwo zu sehen. Ein Teller mit Katzenfutter stand am üblichen Platz in der Küche. Ich verschlang das meiste davon und fand, dass es einen metallischen Nachgeschmack hatte. »Kaninchen« stand auf der Dose. Schmecken tat es anders.
    Ich erwog, mich durch die Katzenklappe zu zwängen, die für meinen dünnen Körper eigentlich zu schwer war. Außerdem schnappte sie immer nach meinem Schwanz. Also beschloss ich, zuerst oben nach Ellen zu suchen.
    In der Diele lagen überall Glasscherben. Die Tür war mit einem Stück Pappe und Paketband notdürftig geflickt worden. Johns Zimmer und das Badezimmer waren leer, Ellens Schlafzimmertür war verschlossen. Ich blieb davor sitzen und starrte auf die Klinke. Mit meinen übersinnlichen Fähigkeiten spürte ich nach, ob sie sich dort drin befand. Nein. Ich miaute noch ein bisschen. Ohne Ergebnis. Also rannte ich wieder nach unten und sprang auf das Fensterbrett im Wohnzimmer.
    Zu meinem Erstaunen fand ich dort Ellen. Mein Fell stand mir zu Berge, und mein Schwanz sah aus wie eine Flaschenbürste. Was ich vor mir hatte, fand ich total verwirrend.
    Ellen befand sich hinter einer silbernen Tür von der Größe der Katzenklappe und war nur noch so groß wie eine Amsel. Ich starrte sie durchdringend an und wagte kaum, mich zu bewegen. Ich fürchtete, mir würde dasselbe passieren. Es handelte sich in der Tat um Ellen. Sie hatte blondes Haar, sie lächelte, und ihre Augen funkelten. Dann bemerkte ich etwas, was mich noch mehr entsetzte. Es war nur der Kopf da in dieser silbernen Tür – der Rest fehlte!
    Verschreckt warf ich einen Blick hinter die Tür. Da war
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