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Sakrament der Lust

Sakrament der Lust

Titel: Sakrament der Lust
Autoren: Leah Moorfeld
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mich herein. Ich kann nicht einmal mehr weinen. Ich laufe sinnlos in meinem Haus umher. Wilde Gedanken kreisen in meinem Kopf, aber ich kann sie nicht richtig fassen. Ich halte das nicht länger aus. Plötzlich klingelt es an der Tür. Ich will jetzt mit niemandem reden. Niemand soll meine blutenden Wunden sehen, niemand mir sagen, dass es dumm war, nochmal mit Paul zu schlafen – das weiß ich selbst. Ich schaue durch den Türspion und erblicke Jasmin. Ja, richtig, wir waren ja verabredet! Das hatte ich völlig vergessen! Ich muss ihr wenigstens absagen. Ich öffne die Tür und Jasmin blickt mich verwundert an. Ob man mir ansieht, wie schlecht es mir geht?
    «Jasmin, es tut mir leid, es geht mir nicht gut. Ich kann nicht mitkommen!», sage ich gerade heraus, um es schnell hinter mich zu bringen.
    Ich bin sowieso im Augenblick nicht in der Lage, mit Höflichkeitsfloskeln um mich zu werfen.
    «Was ist denn passiert, Jana?», fragt sie bestürzt.
    «Ich kann grad nicht darüber reden, tut mir leid! Ein andermal, OK!», antworte ich schwach.
    «Natürlich, kein Problem. Ich würde dir aber sehr gerne helfen!»
    «Danke, aber ich kann grad wirklich nicht!», flehe ich.              Jasmin wirkt irritiert und hilflos.
    «OK, dann ruhe dich schön aus und ich hoffe, es geht dir bald besser! Ab morgen bin ich mit meiner Familie im Urlaub, du kannst mich aber jeder Zeit auf dem Handy erreichen, wenn du jemanden zum Reden brauchst, OK?»
    «OK! Schönen Urlaub, Jasmin. Bis bald!»
    «Bis bald, Jana!»
    Ich schließe rasch die Tür. Ich weiß Jasmins Fürsorge zu schätzen, bin aber im Moment nicht in der Lage, mich jemandem zu öffnen. Jasmin ist die einzige Freundin, die mir geblieben ist. Ich bin sowieso nie der Typ gewesen, der Massen an oberflächlichen Bekanntschaften pflegt. Ich bevorzuge eher wenige, dafür intensive Freundschaften. Früher hatte es vier Freundinnen gegeben, mit denen ich tiefergehende Gespräche führen konnte, aber nach der Trennung von Paul kam für mich eine schwere Zeit mit vielen Tränen. Diese Krise mit mir durchzustehen, dazu war nur Jasmin bereit gewesen und ich bin ihr bis heute unendlich dankbar, dass sie sich nicht immer mehr von mir distanziert hat, so wie es meine anderen Freundinnen getan haben. Ich fühle mich zu nichts sinnvollem mehr in der Lage, daher lege ich mich ins Bett und starre die Decke an. Es vergehen Stunden, in denen ich nur taub daliege und vor mich hinstarre, bis ich endlich einschlafe.

Hilfe
    Als ich am nächsten Morgen erwache, fühlt sich die Welt um mich herum tumb und hohl an. Ich bleibe einfach im Bett liegen und starre weiter an die Decke. Sowohl das Hungergefühl, als auch den Durst ignoriere ich. Erst als meine volle Blase zu bersten droht, quäle ich mich ins Bad. Mir ist schwindelig von dem langen Liegen und wahrscheinlich auch vor Unterzuckerung. Nachdem ich mein notwendiges Geschäft verrichtet habe, schlurfe ich in die Küche. Ich würge zwei Schokoriegel hinunter, nur damit mein Magen endlich Ruhe gibt und trinke ein Glas Wasser aus dem Hahn. Ich weiß, dass es nicht gut ist, wie ich mit mir umgehe. Ich darf mich nicht so hängen lassen. Wenn Lisa zurück kommt, soll sie eine Mutter vorfinden, die voll im Leben steht, statt wie eine Untote umherzuwandeln. Ich merke aber, dass ich das nicht alleine schaffe. Ich brauche Hilfe! Jasmin will ich aber auf keinen Fall im Urlaub anrufen, auch wenn sie mir das angeboten hat. Ich brauche mir nur die fröhlich lachenden Menschen am Strand vorzustellen und mir schnüren sich die Eingeweide zusammen. Ich kann unmöglich in diese Atmosphäre hinein telefonieren. Ich muss zumindest aus den vier Wänden raus!
    Ich trage unter meinem Mantel noch immer das schwarze Kleid, als ich das Haus verlasse. Es passt absolut nicht zu meiner inneren Verfassung, aber ich bringe nicht einmal die Energie auf, mich umzuziehen. Am Himmel haben sich dicke Wolken zusammengebraut, aber es regnet nicht. Ich weiß selbst nicht, wohin ich eigentlich gehe, aber wenn ich mich noch länger in meinem Haus verkrieche, werde ich einer drohenden Depression niemals entfliehen können. Ich laufe in raschen Schritten die Gartenstraße entlang Richtung Dorfmitte. Ich meide die Blicke der Menschen um mich herum, um fröhlichen Grüßen oder kurzen Unterhaltungen übers Wetter aus dem Wege zu gehen. Eigentlich will ich lieber alleine sein, aber ich weiß, dass ich diesem Verlangen nicht nachgeben darf, ich muss mich aufraffen und am Leben
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